image

Dr. Heinrich Lösing

BdB-Handbuch X

Schadbilder an Gehölzen

image

Haftungsausschluss

Autor und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

Impressum

image

Alle Fotos, deren Urheber nicht beim Bild genannt sind, stammen von Dr. Heinrich Lösing.

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

ISBN Print: 978-3-8404-8206-9

ISBN EPUB: 978-3-8404-6598-7

Inhaltsverzeichnis

1Vorwort des BdB-Präsidenten

1.1Vorwort des Autors

2Schaderreger mit allgemeiner Bedeutung

2.1Tierische Schaderreger

2.1.1Nematoden

2.1.2Milben

2.1.3Insekten

2.2Pilzliche Schaderreger

2.2.1Auflaufkrankheiten auf Saatbeeten

2.2.2Rostpilze

2.2.3Echter Mehltau

2.2.4Falscher Mehltau

2.2.5Schorf

2.2.6Rotpustel

2.2.7Bleiglanz

2.2.8Hallimasch

2.3Bakterielle Schaderreger

2.4Viren und Phytoplasmen

2.4.1Apfelmosaikvirus (Apple mosaic virus u. a.)

2.4.2Chlorotisches Blattfleckenvirus (Apple chlorotic leaf spot virus)

2.4.3Apfeltriebsucht, Besenwuchs (Apple proliferation phytoplasm)

2.4.4Birnenverfall (Pear decline phytoplasm)

2.4.5Stecklenberger Krankheit, Nekrotisches Ringfleckenvirus der Kirsche (Prunus necrotic ringspot virus)

2.4.6Viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche (Little cherry virus)

2.4.7Scharkakrankheit, Pockenkrankheit (Plum pox virus)

2.5Säugetiere

2.6Schäden durch Pflanzenschutzmittel

2.7Klimatische Schäden

2.7.1Frostrisse im Winter

2.7.2Spätfrostschäden, Frühfrostschäden

2.7.3Frostschäden an der Wurzel

2.7.4Hitzeschäden an Blättern, Sonnenbrand

2.7.5Hitzeschäden an Jungpflanzen in der Baumschule

2.7.6Hitzeschäden, Sonnenbrand an Laubbäumen

2.7.7Hagelschäden

2.7.8Streusalzschäden

2.8Algen und Flechten

3Schadbilder an Nadelgehölzen

3.1Abies – Tanne

3.2Araucaria – Schmucktanne

3.3Chamaecyparis – Scheinzypresse

3.4Juniperus – Wacholder

3.5Larix – Lärche

3.6Picea – Fichte

3.7Pinus – Kiefe

3.8Pseudotsuga – Douglasie

3.9Sequoiadendron – Mammutbaum

3.10Taxus – Eibe

3.11Thuja – Lebensbaum

4Schadbilder an Laubgehölzen

4.1Acer – Ahorn

4.2Actinidia – Kiwi

4.3Aesculus – Kastanie

4.4Alnus – Erle

4.5Amelanchier – Felsenbirne

4.6Andromeda – Lavendelheide

4.7Aucuba – Aucube

4.8Berberis – Berberitze, Sauerdorn

4.9Betula – Birke

4.10Buddleja – Sommerflieder

4.11Buxus – Buchsbaum

4.12Calluna – Besenheide

4.13Camellia – Kamelie

4.14Carpinus – Hainbuche

4.15Caryopteris – Bartblume

4.16Castanea – Esskastanie, Marone

4.17Catalpa – Trompetenbaum

4.18Clematis – Waldrebe

4.19Cornus – Hartriegel

4.20Corylus – Haselnuss

4.21Cotinus – Perückenstrauch

4.22Cotoneaster – Zwergmispel

4.23Crataegus – Weißdorn

4.24Cydonia – Quitte

4.25Cytisus – Ginster

4.26Elaeagnus – Ölweide

4.27Erica – Winterheide

4.28Euonymus – Pfaffenhütchen, Spindelstrauch

4.29Fagus – Rotbuche

4.30Fargesia – Schirmbambus (inkl. Phyllostachys – Bambus u. a. Arten)

4.31Forsythia – Goldglöckchen

4.32Fraxinus – Esche

4.33Gaultheria – Scheinbeere

4.34Gleditsia – Lederhülsenbaum

4.35Hebe – Strauchveronica

4.36Hedera – Efeu

4.37Hibiscus – Eibisch

4.38Hippophae – Sanddorn

4.39Hydrangea – Hortensie

4.40Hypericum – Johanniskraut

4.41Ilex – Stechpalme

4.42Jasminum – Echter Jasmin

4.43Juglans – Walnuss

4.44Kalmia – Lorbeerrose

4.45Kerria – Kerrie, Ranunkelstrauch

4.46Laburnum – Goldregen

4.47Laurus – Lorbeerbaum

4.48Lavandula – Lavendel

4.49Ligustrum – Liguster, Rainweide

4.50Liriodendron – Tulpenbaum

4.51Lonicera – Heckenkirsche

4.52Lycium – Bocksdorn, Goji-Beere

4.53Magnolia – Magnolie

4.54Mahonia – Mahonie

4.55Malus – Apfel

4.56Mespilus – Mispel

4.57Morus – Maulbeerbaum

4.58Nandina – Nandine, Himmelsbambus

4.59Osmanthus – Duftblüte

4.60Pachysandra – Dickanthere

4.61Paeonia – Pfingstrose

4.62Parthenocissus – Wilder Wein

4.63Philadelphus – Pfeifenstrauch, Falscher Jasmin

4.64Photinia – Glanzmispel

4.65Phyllostachys – Bambus

4.66Pieris – Lavendelheide

4.67Platanus – Platane

4.68Populus – Pappel

4.69Potentilla – Fingerkraut

4.70Prunus – Kirsche, Pflaume, Zwetschke, Pfirsich, Mandel

4.71Pyracantha – Feuerdorn

4.72Pyrus – Birne

4.73Quercus – Eiche

4.74Rhamnus – Kreuzdorn

4.75Rhododendron – Alpenrose

4.76Ribes – Johannisbeere, Stachelbeere

4.77Robinia – Robinie, Scheinakazie

4.78Rosa – Rosen

4.79Rubus – Brombeere, Himbeere

4.80Salix – Weide

4.81Sambucus – Holunder

4.82Skimmia – Skimmie

4.83Sophora – Schnurbaum

4.84Sorbus – Eberesche

4.85Spiraea – Spierstrauch

4.86Stranvaesia – Stranvesie

4.87Symphoricarpos – Schneebeere

4.88Syringa – Flieder

4.89Tamarix – Tamariske

4.90Tilia – Linde

4.91Trochodendron – Radbaum

4.92Ulex – Stechginster

4.93Ulmus – Ulme

4.94Vaccinium – Heidelbeere, Preiselbeere, Moosbeere

4.95Viburnum – Schneeball

4.96Vinca – Immergrün

4.97Vitis – Rebe, Wein

4.98Weigela – Weigelie

5Informationen zur Behandlung von Schaderregern

5.1Schaderreger mit allgemeiner Bedeutung

5.2Kontrolle von Schaderregern an Nadelgehölzen

5.3Kontrolle von Schaderregern an Laubgehölzen

6Amtliche Auskunftsstellen für den Pflanzenschutz (Stand: Juli 2016)

7Giftzentralen

8Register

1 Vorwort des BdB-Präsidenten

image

Foto: Die Hoffotografen, Berlin

Der integrierte Pflanzenschutz spielt in der Produktion von Gehölzen eine wichtige Rolle. Im Sinne der guten fachlichen Praxis müssen Baumschuler ihre Pflanzenschutzmaßnahmen und Bekämpfungsstrategien entsprechend der Schaderreger auswählen und anwenden. Hierbei ist die richtige Bestimmung der Schaderreger von sehr großer Bedeutung! Letztlich entscheidet eine korrekte Diagnose über den Erfolg oder Misserfolg einer Pflanzenschutzmaßnahme.

Zunehmend rücken neben den heimischen Schaderregern wie etwa Blattläusen oder Gallmilben auch nicht-heimische Arten in den Fokus der Baumschulwirtschaft. So macht die Globalisierung auch nicht vor den Baumschulen halt. Der weltweite Personen- und Warenverkehr, so etwa durch Tourismus oder den Handel mit nicht heimischen Pflanzen, bringt die Gefahr mit sich, bisher nicht bekannte Schaderreger einzuschleppen. Dies hat bereits zu verheerenden Folgen geführt, insbesondere wenn es sich dabei um sogenannte Quarantäneschadorganismen handelt. Der Zitrus- und der Laubholzbockkäfer aus Asien, der mit Pflanzen und Verpackungsmaterial eingeschleppt wurde, sind sicherlich die bekanntesten Beispiele dafür. Ebenso macht sich der Klimawandel bemerkbar. Bekannte Schaderreger, die bisher nur ein unbedeutendes Nischendasein fristeten und nicht zu wirtschaftlich bedeutenden Schäden führten, erhalten durch klimatische Veränderungen ein ganz neues Schädigungspotenzial.

Die frühzeitige und richtige Bestimmung des Schaderregers ist daher sehr wichtig zur Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen und Bekämpfungsstrategien.

Herr Dr. Heinrich Lösing gilt als der versierte Pflanzenschutzexperte für Baumschulgehölze, er genießt das Vertrauen der Baumschulwirtschaft. Das vorliegende Standardwerk ist von ihm in den vergangenen 25 Jahren mehrfach aktualisiert und um neue Schaderreger erweitert worden. Dieses BdB-Handbuch ist ein wertvolles Nachschlagewerk für Baumschuler, Gehölzliebhaber und Hobbygärtner. Generationen von Auszubildenden war und ist es eine große Hilfe.

Ich würde mich freuen, wenn auch diese aktualisierte Ausgabe ebenso erfolgreich wird wie die vorherigen Ausgaben und zu den richtigen Behandlungsmethoden führt.

Helmut Selders

Präsident

Bund deutscher Baumschulen (BdB) e. V.

1.1 Vorwort des Autors

image

Foto: Imke Lohmann

In der vorliegenden neuen, erweiterten und überarbeiteten Auflage des Fachbuchs konnten wieder viele neue Schaderreger aufgenommen werden. Doch auch hierbei gibt es keinen Stillstand. Bereits jetzt habe ich eine interne Liste mit Schaderregern für die nächste Auflage, die wahrscheinlich in drei bis fünf Jahren erscheinen wird.

Generell beobachten wir zum Beispiel eine starke Zunahme des Erregers des Echten Mehltaus. An der Platane, am Essigbaum oder dem Flieder war diese Krankheit vor zehn Jahren noch nicht zu finden. Gleiches gilt für neue Arten bei den Rostpilzen wie z. B. an Rosen und Heidelbeeren. Bei anderen Erregern wie dem Grauschimmel merken wir gegenüber unseren derzeitigen Pflanzenschutzmitteln eine ausgeprägte Neigung zu Resistenzbildungen. So manche Pflanzenart wie beispielsweise der Buchsbaum, der Kirschlorbeer oder der Lebensbaum Thuja ‘Smaragd‘ galten vor Jahren noch in der Anzucht und am Endstandort als befallsfreie oder „sorgenfreie“ Arten. Heute kämpfen wir auch bei diesen Gehölzen mit tierischen, pilzlichen und sonstigen Schaderregern.

Richtige Schlagzeilen in den Fachzeitschriften verursacht derzeit aber das sogenannte „Feuerbakterium“ Xylella fastidiosa, eine Bakterienkrankheit, die neben der Olive noch ca. 100 weitere Pflanzengattungen befallen kann. Das führt in der Gesamtheit zu einer starken Verunsicherung des gärtnerischen Berufsstands und vieler Pflanzenliebhaber. Globale und europäische Quarantänevorschriften sowie Hygienemaßnahmen können in der Regel nur die Ausbreitungsgeschwindigkeit eines neuen Schaderregers verringern, die Ausbreitung selbst aber nicht verhindern.

Also müssen wir tagtäglich nach neuen Wegen bei der Verhinderung und Behandlung von Schaderregern an Pflanzen suchen. Das vorliegende Buch enthält viele Informationen und eigene Erfahrungen aus meiner über 30-jährigen praktischen Arbeit mit Gehölzen aller Art an den verschiedensten Standorten dieser Welt.

Dr. Heinrich Lösing

Jork, August 2016

2 Schaderreger mit allgemeiner Bedeutung

Eine Reihe von Schaderregern können an einer Vielzahl von Gehölzen Schäden verursachen. Um Wiederholungen bei den einzelnen Pflanzengattungen in dieser Zusammenstellung zu vermeiden, sind die Schaderreger nachfolgend teilweise nur in diesem allgemeinen Teil beschrieben. Ausnahmen von dieser Regel erfolgen bei abweichender Symptomausprägung.

2.1 Tierische Schaderreger

2.1.1 Nematoden

Nematoden sind kleine, lang gestreckte Tiere, deren Länge 1 mm in der Regel nicht überschreitet. Aufgrund der schlängelnden Fortbewegung werden sie auch als Älchen oder Fadenälchen bezeichnet. Je nach Lebensweise und Lebensort können folgende Gruppen unterschieden werden:

image

Typischer Befallsherd im Freiland bei Edelrosen auf der Rosenunterlage Rosa corymbifera ‘Laxa’.

2.1.1.1 Frei lebende Wurzelnematoden

Die Vertreter dieser Gruppe stechen mit ihrem Mundstachel die äußere Wurzelhaut an, was einerseits zu Wuchsdepressionen an oberirdischen Pflanzenteilen und andererseits zu starker Wurzelbildung (‘Bartwuchs’) führen kann. In Baumschulen haben Pratylenchus-Nematoden die größte Schadwirkung. Sie können tief in das Wurzelgewebe eindringen und dort zu starken Verbräunungen an den Wurzeln führen. Neben der direkten Schadwirkung an Wurzeln sind einige Nematodengattungen auch in der Lage, bestimmte Viren zu übertragen.

Abwehr: Weite Fruchtfolgen wählen, Flächen, die langjährig mit Mais bebaut wurden, sind in der Regel stark verseucht. Zur biologischen Bekämpfung von Nematoden der Gattung Pratylenchus hat sich in den vergangenen Jahren Tagetes erecta und Tagetes patula bewährt.

image

Pratylenchus-Nematoden an einer Wurzelspitze (stark vergrößert). (Foto: U. Zunke)

2.1.1.2 Wurzelgallenälchen

Die größte Bedeutung an Gehölzen hat vor allem das Nordische Zystenälchen Meloidogyne hapla. Die Larve dieser Nematoden dringt in das Wurzelgewebe ein und setzt sich dort fest. Die Pflanze reagiert mit der Bildung einer Galle, die bis zu einigen Zentimetern groß sein kann. Eine direkte Schadwirkung an Gehölzen im Freiland ist nur bei stärkerem Befall von Bedeutung, problematischer sind die Exportbeschränkungen einiger Länder für befallene Pflanzen, da diese dann nicht exportiert werden können.

Vorkommen: Als Wirtspflanzen gelten besonders Rosen und hier vor allem Rosa multiflora und R. nitida (Vermehrung durch Wurzelschnittlinge). Aber auch andere Gehölze können befallen werden.

Abwehr: Aufgrund des großen Wirtspflanzenkreises erscheint nur der Anbau von Gräsern (Hafer, Roggen, Mais, Welsches Weidelgras und Sommergerste) ratsam. Gute Resultate mit den genannten Pflanzen als Vorkultur sind allerdings nur bei sorgfältiger Unkrautbekämpfung zu erzielen.

image

Verdickungen an Wurzeln durch Wurzelgallenälchen. (Foto: U. Zunke)

2.1.1.3 Blatt- und Stängelälchen

Im Gegensatz zu den bisher genannten Nematoden befallen Blatt- und Stängelälchen oberirdische Pflanzenteile.

Schadbild: Sie verursachen gelbliche bis bräunliche Stellen auf den Blättern oder können zu Verbräunungen und Verdickungen am Stängel führen.

Vorkommen: Häufig an Buddleja, Hydrangea und Weigela.

Abwehr: Verwendung von gesundem Ausgangsmaterial.

Zusätzlicher Hinweis:

Kartoffelnematoden (Heterodera rostochiensis) führen immer wieder zu Problemen bei der Anzucht von Baumschulgehölzen. Sie schädigen Gehölze zwar nicht direkt, Baumschulgehölze dürfen allerdings nur auf Flächen angebaut, eingeschlagen oder gelagert werden, die nachweislich frei von Kartoffelnematoden sind, damit die weitere Verbreitung eingeschränkt wird.

image

Schaden an Hydrangea durch Befall mit Blattälchen. (Foto: R. Wilke)

image

Blattflecken an Buddleja durch Befall mit Blattälchen.

image

Braune Flecken auf Blättern von Weigela durch Befall mit Blattälchen.

2.1.2 Milben

Milben sind kleine (< 1 mm) Tiere, die zur Gruppe der Spinnentiere gehören. Als Pflanzenschädlinge treten nur einige Arten in Erscheinung. Andere Arten leben auch räuberisch und werden als Nützlinge eingesetzt. Der Schaden wird durch die Saugtätigkeit an Blättern hervorgerufen und führt häufig zu einer Sprenkelung des Blattes.

Als Schaderreger an Gehölzen haben Bedeutung:

2.1.2.1 Spinnmilben (Tetranychidae)

Die Tiere spinnen bei der Fortbewegung einen Faden, daher die Bezeichnung Spinnmilbe. Bei stärkerem Befall kann daraus auf den Pflanzen ein feines Netz entstehen.

Die bekanntesten Vertreter sind:

Bohnenspinnmilbe (Tetranychus urticae)

Stark spinnende Milbenart, die an vielen Gehölzen zu finden ist. Die Überwinterung erfolgt als rotes Winterweibchen. Die Larven sind gelblich gefärbt mit braunen Flecken.

Obstbaumspinnmilbe (Panonychus ulmi)

Vorwiegend an Obstgehölzen und deren Verwandten. Im Winter finden sich oft dichte Ablagen roter Wintereier auf der Rinde. Die Larven sind zunächst hellrot bis bräunlich, später dunkelrot.

Nadelholzspinnmilbe (Oligonychus ununguis)

An Nadeln zeigen sich helle Flecken, die sich später bräunlich verfärben. Die Milben produzieren ein dichtes Gespinst. Befallen werden neben Picea auch viele andere Nadelgehölze. Die Überwinterung erfolgt als Ei.

image

Spinnmilbe mit Eigelege. (Foto: R. Wilke)

image

Typische einseitige Verbräunung an Picea glauca ‘Conica’ durch Nadelholzspinnmilbe. (Foto: R. Wilke)

image

Dichtes Spinngewebe auf Picea pungens ‘Glauca’ durch Befall mit Spinnmilben. (Foto: R. Wilke)

2.1.2.2 Weichhautmilben (Tarsonemidae)

Im Vergleich zu Spinnmilben sind Weichhautmilben wesentlich kleiner (bis 0,2 mm) und nur mit einer guten Lupe zu sehen. Befallen werden besonders die Triebspitzen verschiedener Gehölze, die dann im Wuchs kümmern, wie z. B. beim Befall von Hedera mit der Triebspitzenmilbe (Tarsonemus pallidus). Die Vermehrung wird durch feuchtwarme Witterung gefördert.

2.1.2.3 Gallmilben (Eriophyidae)

Dabei handelt es sich um winzige (0,1–0,3 mm) weißliche bis gelbliche Milben mit zwei Beinpaaren. Weiter unterteilt wird diese Gruppe in frei lebende (ohne Gallenbildung) und gallenbildende Arten. Aufgrund ihrer geringen Größe werden Gallmilben als Schaderreger häufig in der Praxis gar nicht erkannt.

Beispiele für gallenbildende Arten:

Johannisbeergallmilbe (Cecidophyopsis ribis)

Verursacht Knospengallen an Ribes-Arten. Die Art C. psilaspis verursacht ein vergleichbares Schadbild an Taxus.

Knospengallmilbe (Phytoptus avellanae)

Verschiedene weitere Gallmilbenarten verursachen u. a. an Acer, Pyrus, Tilia kleine rundliche Ausstülpungen (Pocken), die meist grünlich bis rötlich verfärbt sind. Aus diesem Grund werden sie auch als Pockenmilben bezeichnet. Eine Bekämpfung ist nicht erforderlich.

Eine andere Art verursacht insbesondere bei Linden helle Flecken durch Bildung eines Filzrasens auf der Blattunterseite. Eine Bekämpfung ist nicht erforderlich.

Beispiel für nicht gallenbildende Arten:

Apfelrostmilbe (Aculus-Arten)

Diese Art verursacht zunächst graugrüne Blätter, die sich später auch silbrig bis braun verfärben können. Auch häufig an der Birne zu finden.

image

Hartriegel mit Befall durch Weichhautmilben (unten), ohne Befall (oben).

image

Rötliche Ausstülpungen durch Befall mit Pockenmilben an Tilia.

image

Filzrasen auf der Blattunterseite von Tilia nach Befall mit Gallmilben.

image

Nicht austreibende Knospen durch Befall mit Knospengallmilbe an Corylus.

2.1.3 Insekten

Insekten können mit ihren beißenden Mundwerkzeugen Fraßschäden oder mit den stechend saugenden Mundwerkzeugen Saugschäden verursachen. Typisch für Insekten ist die klare Gliederung ihres Körpers in drei Teile (Kopf, Brust, Hinterleib). Aufgrund der Entwicklung können die Insekten mit unvollständiger Verwandlung (Jugendstadien gleichen oder ähneln den erwachsenen Tieren), z. B. Blattlaus, und vollständiger Verwandlung (Jugendstadien ähneln den erwachsenen Tieren nicht, z. B. Schmetterling, Raupe, Schmetterling) unterschieden werden. Letztere weisen ebenfalls ein Puppenstadium auf.

2.1.3.1 Pflanzenläuse
Blattläuse

Dabei handelt es sich um grüne, rosa, bräunliche, graue oder schwarz gefärbte Läuse, die an Blättern, Trieben und Blüten saugen. Sie bewirken bei starkem Befall Blattrollung, Triebverkrüppelung und -stauchung. Blüten und Früchte kümmern.

Zu dieser Gruppe gehören u. a.:

Grüne Apfelblattlaus (Doralis pomi)

Rosenblattlaus (Macrosiphum rosae)

Schwarze Bohnenlaus (Aphis tabae)

Wollläuse/Schmierläuse

Sie befallen grüne Pflanzenteile, Rinde von Zweigen, Ästen. Typisches Erkennungsmerkmal ist die Ausscheidung von „Wachswolle“:

Zu dieser Gruppe gehören u. a.:

Buchenblatt-Baumlaus (Phylaphis fagi)

Douglasienwolllaus (Gilletteella cooleyi)

Kiefernwolllaus (Pineus pini)

image

Blattlauskolonien mit geflügelten und ungeflügelten Stadien an Salix.

image

Rosenblattlaus an Rosa (stark vergrößert).

image

Wachsausscheidungen der Douglasienwolllaus an Pseudotsuga.

Schildläuse

Deckelschildläuse/Kommaschildläuse

Schildläuse dieser Gruppe saugen am Pflanzenparenchym, daher treten keine Rußtaupilze auf. Die einzelnen Deckel sind nicht fest mit der Laus verwachsen und lassen sich abheben. Typische Vertreter dieser Gruppe sind:

Kommaschildlaus (Lepidosaphes ulmi)

Häufig an Buxus und Pflanzen aus der Familie der Rosengewächse zu finden.

Maulbeerschildlaus (Pseudaulacaspis pentagona)

Häufig an Catalpa, Ribes und Morus zu finden.

Napfschildläuse

Schildläuse aus dieser Gruppe saugen am Phloem, häufig sondern sie Honigtau ab. Das führt zur Bildung von schwarzen Rußtaupilzen auf Blättern und Nadeln. Die Schilde sind fest mit der Laus verwachsen. Typische Vertreter dieser Gruppe sind:

Eibennapfschildlaus (Parthenolecanium pomeranicum)

siehe auch unter Taxus

Wollige Napfschildlaus (Pulvinaria regalis)

Diese Art ist erst seit etwa 20 Jahren in Deutschland zu finden, insbesondere im städtischen Bereich an Acer, Aesculus und Tilia.

Mottenschildläuse (Weiße Fliege)

Sie treten als Schaderreger besonders in Gewächs- und Folienhäusern auf. Sie saugen an den Blattunterseiten und verursachen zunächst gelbe Flecken, bei starkem Besatz kann es zum Vergilben bzw. Absterben ganzer Blätter kommen. Bei Berührung der Blätter fliegen die flugfähigen Läuse schlagartig auf. Die Larven sind unbeweglich und wie die Schildläuse von einer festen Hülle umgeben, wodurch die Bekämpfung wesentlich erschwert wird.

Zu dieser Gruppe gehört u. a.:

Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum)

image

Kommaschildläuse an Buxus.

image

Braune Napfschildläuse an Taxus, kleine weiße Punkte sind die neue Generation (sogenannte Crawler). (Foto: B. Zielke)

image

Weiße Fliege an Fuchsia.

2.1.3.2 Käfer

Käfer sind Insekten mit beißenden und saugenden Mundwerkzeugen, die als Larve oder erwachsene Tiere schädlich werden können.

Dickmaulrüssler

Schadbild: Larvenfraß an Wurzeln und am Wurzelhals, dadurch Kümmerwuchs und Welken befallener Pflanzen. Buchtenfraß an Blättern und Nadeln vorwiegend nachts durch Käfer.

Schaderreger:

Gefurchter Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus)

Larve: Im Boden bzw. Substrat befinden sich bis zu 12 mm große beinlose, weißliche, bauchwärts gekrümmte Larven mit brauner Kopfkapsel.

Käfer: Schwarz bis dunkelbraun, etwa 10 mm groß, vorwiegend nachts aktiv.

Verbreitung: Auftreten des Käfers im Freiland von Mai bis Juli, nach 4–5 Wochen Reifungsfraß Eiablage in der Erde, nach ca. drei weiteren Wochen schlüpfen die Larven, Schädigung durch die Larven von Juli bis Mai, Überwinterung also als Larve, anschließend Verpuppung im Boden. In Gewächshäusern finden sich häufig alle Stadien nebeneinander, sodass der natürliche, bereits beschriebene Freilandzyklus z. T. um Wochen und Monate versetzt sein kann.

Vorkommen: Calluna, Erica, Euonymus, Ilex, Rhododendron, Rosa, Syringa, Taxus u. a.

Laut Untersuchungen in England werden Pflanzen mit gelber Wurzel (z. B. Berberis) generell nicht befallen. In Zusammenarbeit mit dortigen Gärtnern wurde eine Liste der Gattungen erstellt, die von Dickmaulrüssler-Larven nur selten befallen werden. Dazu gehören u. a. Amelanchier, Aucuba, Berberis, Buddleja, Buxus, Cornus, Corylus, Cytisus, Elaeagnus, Fagus, Genista, Hebe, Hypericum, Ligustrum, Lonicera, Mahonia, Philadelphus, Pinus, Prunus, Ribes, S ambucus, Spiraea, Symphoricarpos und Vinca.

Die vorgestellte Übersicht soll als Entscheidungshilfe für oder gegen den vorbeugenden Einsatz von insektiziden Granulaten im Substrat dienen.

Abwehr: Sorgfältige Kontrolle der Bestände.

image

Larven und Puppen des Gefurchten Dickmaulrüsslers.

image

Gefurchter Dickmaulrüssler (O. sulcatus).

In den vergangenen Jahren sind weitere Dickmaulrüssler Arten mit Schadpotenzial an Gehölzen und Stauden nach Deutschland eingeschleppt worden. Diese unterscheiden sich z. T. bezüglich des Entwicklungskreislaufs vom bisher bekannten Gefurchten Dickmaulrüssler (O. sulcatus). Zur Entwicklung einer optimalen Bekämpfungsstrategie ist die Bestimmung der vorgefundenen Art sinnvoll. In Zweifelsfällen sollte immer fachkundiger Rat eingeholt werden.

Gebüschdickmaulrüssler (Otiorhynchus crataegi)

Die Art ist ursprünglich auf dem Balkan verbreitet und seit etwa 1980 in Deutschland häufig in Baumschulen und Parkanlagen zu finden. Als Hauptwirtspflanzen gelten u. a. Berberis, Cotoneaster, Euonymus, Lonicera, Ligustrum, Viburnum und Taxus. Weiterhin ist der Schädling an Astilbe, Bergenia und Paeonia zu finden. Die Schadwirkung entsteht überwiegend durch den Blattfraß der Käfer, weniger durch die Larven. Der Käfer ist bräunlich gefärbt und mit einer Körperlänge von 4,5–6 mm relativ klein.

Kompakter Dickmaulrüssler (Otiorhynchus armadillo, Syn. O. apenninus)

Die Art ist ursprünglich im nördlichen Südeuropa beheimatet und heute vielfach in Baumschulen und Parkanlagen zu finden. Als Hauptwirtspflanze gelten Laub- und Nadelgehölze sowie Stauden. Die Schadwirkung der Art betrifft sowohl den Käferfraß an den Blättern als auch den Fraß der Larven an den Wurzeln. Der Käfer ist dunkel gefärbt und gleicht dem Gefurchten Dickmaulrüssler, ist in der Körperform ist er aber kompakter.

Weidendickmaulrüssler (Otiorhynchus salicicola)

Die Art ist ursprünglich aus Norditalien eingeschleppt worden und seit 1970 in Deutschland als Schaderreger in Baumschulen und Parkanlagen bekannt. Als Wirtspflanzen gelten Euonymus, Prunus, Rhododendron, Salix und Stauden. Die Schadwirkung geht sowohl vom Blattfraß des Käfers als auch vom Wurzelfraß der Larven aus. Der Käfer ist dunkel gefärbt mit gelblicher Bestäubung und mit 9–12 mm Körperlänge etwas länger als die anderen Arten.

image

Gebüschdickmaulrüssler (O. crataegi). (Foto: K. Schrameyer)

image

Kompakter Dickmaulrüssler (O. armadillo). (Foto: K. Schrameyer)

image

Weidendickmaulrüssler (O. salicicola). (Foto: K. Schrameyer)

Engerlinge

Schadbild: Gekrümmte weißliche Larven mit verdicktem Hinterende und drei Brustbeinpaaren und braunem Kopf fressen unterirdisch an Wurzeln. Oberirdisch sind im Sommer Welkeerscheinungen an den Pflanzen sichtbar.

Schädlinge:

Feldmaikäfer (Melolontha melolontha)

Eiablage von Mai bis Juni, die Larven schlüpfen nach einigen Wochen, sie verbleiben ein zweites und drittes Jahr, manchmal auch ein viertes Jahr im Boden.

Junikäfer (Amphimallon solstitiale) u. a.

Schadauftreten vergleichsweise gering. Treten in einigen Regionen verstärkt auf Golfplätzen und im Privatgartenbereich unter Rasenflächen auf und werden häufig mit einem Befall von Feldmaikäfern verwechselt. Junikäfer sind wesentlich kleiner als Maikäfer und von gelblicher Farbe.

Im Gehölzbereich führt der Junikäfer seltener zu Schäden. Nach der Eiablage verbringen die Larven noch drei weitere Jahre im Boden. Die Engerlinge von Mai- und Junikäfer sind nur anhand spezifischer Merkmale am Hinterleib zu unterscheiden.

Verbreitung: Eiablage im Juli, Larven schlüpfen nach einigen Wochen und verbleiben noch weitere Jahre im Boden.

Vorkommen: Die Entwicklung starker Populationen vollzieht sich in Zyklen in der Regel über mehrere Jahrzehnte. Bevorzugte Standorte werden immer neu belegt.

Abwehr: Schwierig, da die Larven sich bis ca. 60 cm eingraben können.

image

Engerlinge an Wurzeln von Quercus.

image

Feldmaikäfer.

image

Befallsherd von Engerlingen an Quercus rubra.

Drahtwürmer

Schadbild: Drahtwürmer (Larven der Schnellkäfer) fressen an den Wurzeln von Jungpflanzen, Sämlingen und Stauden. Aussaaten laufen lückig auf.

Schaderreger:

Drahtwurm

(Larven von Agriotes, Athous und Corymbites-Arten)

Bis 25 mm lange Larven mit drei kurzen Beinpaaren, Tiere sind dünn, walzenförmig, glänzend gelblich braun mit dunkelbraunem Kopf.

Vorkommen: Drahtwürmer treten besonders nach Wiesenumbruch auf schweren Böden auf, sind feuchtigkeitsliebend.

image

Larve des Schnellkäfers (Drahtwurm).

2.1.3.3 Frei fressende Raupen

Nachfolgend beschriebene Raupen fressen bei verschiedenen Gehölzen an Blättern, Trieben und Wurzeln.

Erdraupen/Eulenraupen

Schadbild: In der Zeit von Juni bis September fressen erdgraue, nackte Raupen nachts zuerst an Blättern, später an der Rinde; Wohnröhrchen im Boden mit etwa 5 mm Durchmesser. Typisch ist das spiralförmige Einrollen der Raupen.

Schaderreger:

Saateule, Wintersaateule (Agrotis segetum u. a.)

Verbreitung: Unscheinbare Nachtfalter (Eulen) fliegen von Juni bis September. In Ruheposition dachförmig gestellte Flügel, Eier werden an den Blattunterseiten von Unkräutern abgelegt. Tagsüber versteckt sich die Larve (Erdraupe) im Boden oder unter Erdklumpen in der Nähe der Wirtspflanzen. Sie überwintern und verpuppen sich erst im Frühjahr.

Vorkommen: Besonders schädlich an Sämlingen von Laubund Nadelgehölzen, krautartigen Pflanzen und Gräsern.

Abwehr: Feststellung des Flugverlaufs, Warndienst beachten.

image

Falter der Wintersaateule.

image

Eulenraupe in Saatbeet von Pseudotsuga.

2.1.3.4 Zweiflügler

Bei Schädlingen aus dieser Gruppe ist nur das vordere Flügelpaar vollständig ausgebildet. Die Larven haben niemals Beine.

Schnaken

Schadbild: Larven – auch als „Grauer Wurm“ bezeichnet – fressen an Wurzeln und am Stängelhals, Hauptfraßzeit in den Monaten April bis Juni, geschädigte Pflanzen welken.

Schädlinge:

Wiesenschnake (Tipula paludosa)

Herbstschnake (Tipula subcunctans)

Verbreitung: Die Larven verpuppen im Juli. Nach kurzer Puppenruhe schlüpfen die Schnaken. Der Flug ist unbeholfen, Flugzeit der Wiesenschnake ist August bis September, bei der Herbstschnake Oktober bis November. Eiablage in feuchten, dicht bewachsenen Böden, nach 2–3 Wochen schlüpfen die jungen Larven. Die 2,5–4 cm langen, walzenförmigen, erdgrauen Larven schaden meist erst nach der Überwinterung im Frühjahr.

image

Larven der Wiesenschnake.

image

Schnake, auch als „Schuster“ bezeichnet, im adulten Stadium. (Foto: K. Schrameyer)

image

Hinterteil der Larve einer Schnake. Es wird auch als Fratze bezeichnet und dient der Bestimmung der Art. (Foto: K. Schrameyer)

Vorkommen: Besonders an feuchten Standorten und nach Weideumbruch an Jungpflanzen, milde Winter und kühle Sommer begünstigen das Auftreten.

Abwehr: Stichprobenartige Feststellung des Larvenbesatzes mithilfe von Kochsalzlauge. Vorkommen besonders nach Grünlandumbruch, laufende Beseitigung von Unkräutern.

Trauermücken

Schadbild: An Wurzeln und Stängeln, vorwiegend in der Vermehrungsphase, befinden sich weißliche, mit schwarzem Kopf versehene Larven, Länge etwa 6–8 mm. Die erwachsenen Mücken sind schwarz und ca. 3–4 mm groß.

Schaderreger:

Trauermücke (Lycoria- und Sciaria-Arten)

Vorkommen: Besonders in Gewächshäusern in torfigen Substraten in der Vermehrung.

Abwehr: Verwendung sauberer Substrate (Eiablage durch Abdeckung verhindern), Verwendung von Sandabdeckung.

image

Larve der Trauermücke, stark vergrößert. (Foto: K. Schrameyer)

2.1.3.5 Hornissen

Schadbild: Die Rinde junger Bäume erscheint ab Juli/August fleckenweise oder streifig, z. T. stängelumfassend abgenagt, der Holzteil ist nicht betroffen.

Schaderreger:

Hornisse (Vespa crabro)

Verbreitung: Die überwinternde Königin beginnt im Frühjahr mit dem Bau eines Nestes und dem Aufbau des Volkes, stärkere Völker bilden sich dann bis Mitte des Sommers.

Vorkommen: Besonders an Betula und Fraxinus. Seit einigen Jahren treten häufiger Schäden durch Hornissen in Baumschulen auf.

Abwehr: Nicht möglich, da es sich um ein geschütztes Insekt handelt.

image

Fraßschäden von Hornissen an Fraxinus.

2.2 Pilzliche Schaderreger

Pilze sind Verursacher vieler Krankheiten an Gehölzen. Sie können sowohl die Blätter und Blüten als auch das Holzgerüst und die Wurzeln befallen.

2.2.1 Auflaufkrankheiten auf Saatbeeten

Schadbild: Junge Keimlinge (Sämlinge) zeigen im Frühjahr Verbräunungen im Bereich der Wurzel und des Wurzelhalses.

Schaderreger: Als Erreger kommen Pilze der Gattungen Cylindrocarpon, Cylindrocladium, Fusarium, Pestalotia, Pythium, Phytophthora und Rhizoctonia in Betracht. Eine genaue Diagnose ist erst nach Isolierung des Erregers möglich.

Abwehr: Aussaat möglichst auf leichten Böden, optimale Bodenvorbereitung.

image

Verbräunung an Fagus-Sämlingen durch Auflaufkrankheit.

2.2.2 Rostpilze

Schadbild: Rostpilze sind in der Regel leicht an ihren unterschiedlich gefärbten (gelb, orange im Frühjahr/Frühsommer bis schwarz im Herbst und Winter) und den geformten Sporenlagern, die mit bloßem Auge deutlich sichtbar sind, zu erkennen. Bei Laubgehölzen werden meist die Blätter befallen, die dann häufig vorzeitig abfallen. An Nadelgehölzen kann auch die Rinde ganzer Triebe und Äste zerstört werden (Juniperus, Weymouthskiefernblasenrost).

Verbreitung: Manche Rostpilze sind wirtswechselnd, d. h., für ihren vollständigen Entwicklungskreislauf ist eine zweite Wirtspflanze einer anderen Gattung erforderlich. Andere Rostpilze sind nicht auf eine zweite Wirtspflanze angewiesen. Wirtswechselnde Rostpilze sind u. a. der Getreideschwarzrost (Getreide/Berberis vulgaris), Birnengitterrost (Juniperus/Pyrus) und der Weymouthskiefernblasenrost (Pinus strobus/Ribes). Nicht wirtswechselnde Rostpilze sind z. B. der Rosenrost und der Rost an Hypericum.

Abwehr: Räumliche Trennung der Wirtspflanzen bei wirtswechselnden Rostpilzen. Auswahl resistenter Arten und Sorten, z. B. bei der Rose und der Schwarzen Johannisbeere.

image

Sommersporenlager des Rosenrosts auf der Blattunterseite von Rosa.

image

Sporenlager des Weymouthskiefernblasenrosts an Pinus strobus.

2.2.3 Echter Mehltau

Schadbild: Weißer mehliger Belag auf Blättern und jungen Trieben, vorwiegend auf der Blattoberseite während der Vegetationsperiode. Bei einem starken Befall kann es sogar zu Verbräunungen und Kräuselungen der Blätter kommen.

Vorkommen: Hauptwirtspflanzen sind u. a.: Acer (besonders A. campestre), Crataegus, Euonymus, Malus, Potentilla, Quercus, Ribes und Rosa.

Verbreitung: Der Befall mit Echten Mehltaupilzen findet häufig auch während heißer, trockener Sommerperioden statt, weil die Sporen zur Keimung kein zusätzliches Wasser benötigen. Echte Mehltaupilze sind spezialisiert auf bestimmte Pflanzengattungen, ein Befall von z. B. Ahornmehltau auf Eiche und umgekehrt ist daher nicht möglich.

Abwehr: Ausgewogene Düngung mit Stickstoff und Verwendung resistenter Sorten ist heute vielfach schon möglich (Rosen, Schwarze Johannisbeeren, Stachelbeeren usw.).

image

Echter Mehltau an Quercus.

image

Echter Mehltau an Acer.

2.2.4 Falscher Mehltau

Schadbild: Auf den Blättern befinden sich graugrüne bis rötlich violette Flecken, blattunterseits bildet sich manchmal ein grauer Pilzrasen. Am bekanntesten ist der Schaderreger an der Rose. Hier setzt von unten beginnend meistens Blattfall ein. Daher wird die Krankheit in der Praxis auch als Blattfallkrankheit bezeichnet. Werden Blütenstiele und Blüten der Rose befallen, führt das häufig zum Verwelken der Blütenknospen. Die Unterscheidung zwischen Echten und Falschen Mehltaupilzen gestaltet sich manchmal schwierig, da oft Mischinfektionen mit beiden Erregern vorliegen.

Verbreitung: Der Erreger des Falschen Mehltaupilzes überwintert am Pflanzenmaterial. Für die Ausbreitung im Bestand sind kühle und feuchte Witterungsbedingungen und dichte Pflanzenbestände von Vorteil.

Vorkommen: In der Baumschule treten Falsche Mehltaupilze u. a. an Amelanchier, Buddleja, Crataegus, Rosa und Rubus auf.

image

Rötliche Verfärbungen auf den Blättern von Rosa durch Befall mit Falschem Mehltau.

2.2.5 Schorf

Schadbild: Im Frühjahr treten an der Blattoberseite olivbraune, später schwarze bis silbrige Flecken auf, bei starkem Befall auch Blattfall. Flecken bilden sich auch an Blütenkelchen und jungen Früchten. Diese reißen später auf, eine anschließende Infektion mit Fäulniserregern ist möglich.

Verbreitung: Die Infektion von Blättern ist abhängig von der Dauer der Blattnässe und der Temperatur. Beim Apfelschorf liegen darüber sehr genaue Erkenntnisse vor, die in der sogenannten Mills’schen Tabelle dargestellt sind. Mithilfe dieser Tabelle lässt sich eine Infektion vorhersagen und somit eine gezielte Behandlung durchführen.

Vorkommen: Wirtspflanzen sind Malus, Pyracantha, Pyrus und Salix.

Abwehr: Nutzung der unterschiedlichen Sortenanfälligkeit bei Apfel, Birne sowie deren Zierformen und Pyracantha.

image

Olivgrüne bis bräunliche Blattflecken an Malus durch Befall mit Schorf.

2.2.6 Rotpustel

Schadbild: Typisches Erkennungszeichen dieser Krankheit sind kleine rötliche bis cremefarbene Pusteln auf dem befallenen Holzkörper. Bis zur Bildung dieser Pusteln können je nach Jahreszeit und Witterung einige Monate vergehen. Bereits vorher zeigen befallene Holzpartien eine bräunliche Verfärbung.

Verbreitung: Der Erreger infiziert nur über Wunden (Schnittwunden, Frostrisse, Wildverbiss, Borkenkäfer usw.). Intaktes Rindengewebe kann der Pilz nicht durchdringen. Für die Infektion reichen aber selbst kleinste Wunden aus.

Vorkommen: Besonders gefährdet sind u. a. Acer, Aesculus, Amelanchier, Carpinus, Crataegus, Fraxinus, Ribes, Robinia und Tilia.

Abwehr: Rückschnitt befallener Pflanzenteile, Wunden sofort sorgfältig mit Wundverschlussmitteln behandeln. Vorbeugend schonende Behandlung der Pflanzen, da es sich um einen Schwächeparasiten handelt, der die Pflanze nur befällt, wenn sie bereits vorher geschwächt war.

image

Rötliche Pusteln an Acer durch Befall mit der Rotpustelkrankheit.

2.2.7 Bleiglanz

Schadbild: Blätter einzelner Äste oder ganzer Bäume und Sträucher zeigen untypische matte, silbrige Farbe. Pflanzen bleiben insgesamt im Wuchs zurück. Das Schadbild kann über viele Jahre konstant bleiben, bevor der Baum/Strauch abstirbt.

Schaderreger:

Bleiglanz (Chondrostereum purpureum)

Verbreitung: Der pilzliche Erreger dringt vorwiegend während der Wintermonate über offene Wunden in die Pflanze ein. Im Holz zeigen sich bräunliche Verfärbungen. Die silbrigen Blattverfärbungen entstehen durch die Absonderung von Toxinen. Sie führen zur Ablösung der Epidermis vom Schwammgewebe. Die Verbreitung des Erregers erfolgt durch Sporen, die auf violetten Sporenkissen befallener Pflanzen gebildet werden.

Vorkommen: Seit einigen Jahren ist ein verstärktes Auftreten an Prunus- und Malus-Arten zu beobachten. Gleiches gilt für viele Zier- und Forstgehölze.

Abwehr: Sorgfältige Entfernung befallener Pflanzen aus dem Bestand.

image

Dunkle Verfärbungen im Stamm von Malus nach Befall mit Bleiglanz.

image

Violette Sporenkissen vom Bleiglanz an Malus.

image

Befall von Bleiglanz an Pyracantha ‘Red Column’, linkes Blatt mit, rechtes ohne Befall.

image

Befall von Bleiglanz an Symphoricarpos ‘Magic Berry’, rechtes Blatt mit, linkes Blatt ohne Befall.

2.2.8 Hallimasch

Schadbild: Plötzliche Welkeerscheinungen an Laub- oder Nadelgehölzen (insbesondere Obstbäume) einerseits, aber andererseits auch ein schleichendes Siechtum über Jahre sind typische Anzeichen. Am Wurzelhals lässt sich die Rinde leicht entfernen. Dabei wird dann ein dichtes Pilzgeflecht sichtbar.

Schaderreger:

Honiggelber Hallimasch (Armillaria mellea)

Dunkler Hallimasch (Armillaria ostoyae) u. a. Arten

Verbreitung: Als Besonderheit bildet der Hallimasch wurzelähnliche Stränge, sogenannte Rhizomorphen aus. Diese sind 1–3 mm dick und wachsen 1–2 m pro Jahr in der oberen Bodenschicht auf der Suche nach neuen Wirtspflanzen. Die Infektion von Gehölzen kann aber auch über direkten Wurzelkontakt mit einer befallenen Pflanze erfolgen.

Vorkommen: Praktisch alle Laub- und Nadelgehölze können befallen werden, die sich vorwiegend in Privatgärten und Parkanlagen befinden. Probleme in Baumschulen und Weihnachtsbaumkulturen sind nur auf Flächen mit mehrfachem Nachbau ohne Entsorgung bzw. gründlicher Zerkleinerung der Wurzelreste zu finden.

Eine Verwechslung mit der Verticillium-Welke ist bei Laubgehölzen möglich, Nadelgehölze sind davon bekanntlich nicht betroffen.

Abwehr: Optimierung der Standortbedingungen, sorgfältige Beseitigung grober Wurzelreste nach der Beseitigung von Gehölzen. Es stehen keine wirksamen Präparate zur Behandlung befallener Gehölze zur Verfügung.

image

Helles Pilzmycel vom Hallimasch zwischen Rinde und Holz mit dunklen Rhizomorphen. (Foto: R. Weber)

image

Fruchtkörper vom Hallimasch am Wurzelstumpf einer Süßkirsche. (Foto: R. Weber)

2.3 Bakterielle Schaderreger

Schadbild: An Obst- und Ziergehölzen können unterschiedliche Schadsymptome entstehen. Sie reichen von einer Tumorbildung an der Wurzel, hervorgerufen durch Wurzelkropf, bis zum Welken oberirdischer Pflanzenteile bei Befall mit Feuerbrand. Häufig sind dabei auch Schleimabsonderungen zu beobachten.

Verbreitung: Die Infektion kann durch die natürlichen Öffnungen der Pflanze, wie z. B. Lentizellen, nicht kutinisiertes Gewebe der Blütennarbe, und durch Verletzungen erfolgen. Eine Übertragung kann mit Schnittwerkzeugen, Spritzwasser, aber auch mithilfe von Wind, Insekten, Vögeln und Menschen über größere Entfernungen erfolgen.

Abwehr: Rückschnitt befallener Pflanzen, Meidung verseuchter Standorte (nur bei Agrobacterium).

Folgende Erreger haben in Baumschulen allgemeine Bedeutung: Feuerbrand (Erwinia amlovora) siehe bei den einzelnen Pflanzengattungen)