image

Tilo Plöger

Das Buch des Lebens

Die Mysterien von Geist und Materie

Die innere Logik der ältesten spirituellen Traditionen
der Welt

Copyright: © 2016: Tilo Plöger

Illustration: Maika Matthis

Übersetzungen: Kia Herbers

Umschlag & Satz: Erik Kinting

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

978-3-7345-6838-1 (Paperback)

978-3-7345-6839-8 (Hardcover)

978-3-7345-6840-4 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

"Seien Sie nicht überrascht, wenn die Vorlesungsverzeichnisse über Physik im 21. Jahrhundert Vorlesungen über Meditation enthalten."

(Gary Zukav )

"Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und dann nicht mehr weiterdenken konnte. Wir hören alle viel zu früh auf zu denken."

(Max Planck)

INHALT

VORWORT

DAS MYSTERIUM DES UNIVERSUMS

Die Entstehung des Universums

Der Aufbau des Universums

Die Prinzipien des Universums

Die Geschichte der Menschheit

Die Welt aus Sicht der Geometrie

Die Welt aus Sicht der Physik

Die Welt aus Sicht der Numerologie

DAS MYSTERIUM DES LEBENS

Die Entstehung des Lebens

Der Sinn des Lebens

Die Grundgesetze des Lebens

DAS MYSTERIUM DER HEILUNG

Das Prinzip von Körper, Geist und Seele

Das Prinzip der Heilung

Der Aufbau des Energiesystems des Menschen

Das Prinzip der Ens Minerale, Ens Vegetale und Ens Animale

Das Prinzip der vier Elemente

Das Prinzip der drei Ebenen

Das Prinzip des Medizinrades

Das Prinzip des Seelengartens

Das Prinzip des Lichtes

Das Prinzip des reinen Bewusstseins

Der heilige Raum

Die Bedeutung von Reinigung und Schutz

Der Ablauf der Heilung

Die Ethik der Heilung

Die Diagnostik

Die Erzeugung von Heilenergie

Skizzierung verschiedener Energietechniken

Das Energiesystem der Erde

DAS MYSTERIUM DER FÜHRUNG

Die innere Führung

Die äußere Führung

DAS MYSTERIUM DER MANIFESTATION

Die Manifestationsprinzipien

Das Resonanzprinzip

Das astrologische Prinzip der Zeitqualität

Wahrsagung und Divinationsspiele

Meditationstechniken

Magie und die Arbeit mit den Elementen

Nicht wollen – oder das Prinzip der Absichtslosigkeit

Nicht urteilen – oder das Prinzip der Bewertungsneutralität

Das karmische Prinzip von Gerechtigkeit

Das Primat der Intuition

Das Primat der Liebe

Das Prinzip der Achtsamkeit

Die Bedeutung der Empathie

Die Bedeutung des Kollektivs

NACHWORT

VORWORT

"Alles Denken, das in die Tiefe geht, endet in ethischer Mystik."

(Albert Schweitzer, Humanist)

Goethe war es. Dante und Newton waren es auch. Pythagoras und Hildegard von Bingen waren es ebenso wie Rudolf Steiner und Leonardo da Vinci. Die prominentesten Wissenschaftler, Künstler, Philosophen unserer jüngeren europäischen Geschichte waren Teil einer geheimnisvollen spirituellen Tradition. Sie waren Eingeweihte, aktive Teilnehmer und Wissensträger mehr oder weniger geheimer Gesellschaften ihrer Zeit, der Mysterienschulen. Sie waren eingeweiht in die großen Mysterien unseres Daseins, Mysterien rund um Leben, Tod und Wiedergeburt, um Sinn und Schicksal, um Erleuchtung und Fegefeuer, um Engel und Dämonen, um spirituelle Erfahrungen und Techniken des geistigen Auf- und Abstiegs.

Im alten Ägypten war es die Schule des Horus, im alten Griechenland die Schulen des Pythagoras, des Platons, im frühen Christentum die Schule des Apostel Paulus, im Mittelalter nannten sie sich Rosenkreuzer, Templer und in der Neuzeit waren es die Golden Dawn und viele andere geschlossene Gesellschaften, die mal mehr und mal weniger offen die Mysterien lehrten.

Was sind das für Lehren, die seit über 10.000 Jahren alle Kulturen dieser Welt überleben und die größten Geister der Menschheit befruchten? Die geachtet und geächtet, geschätzt und verunglimpft, befolgt und verfolgt werden?

Für die einen bergen die Lehren der Mysterienschulen die wahren Grundsätze des Lebens. Nach ihrer Auffassung zeigen sie den Weg zu unserem eigentlichen Ich und zu Gott. Für die anderen sind diese Lehren reiner Okkultismus. Sie führen zu Scharlatanerie und Sekten.

Tatsache ist, dass die Tradition der Mysterienschulen Wissenschaft, Religion, Kunst und Politik seit Jahrtausenden durchzieht und beeinflusst. Sie ist in ihren Grundzügen in sämtlichen Kulturen dieser Welt gleich geartet. Sie bildet die Grundlage jeder heute bekannten Wissenschaft oder Religion.

Tatsache ist auch, dass kaum eine Lehre so grundlegend falsch und unvollständig verstanden und verkündet wird wie die Lehre der großen Mysterien. Denn sie ist nicht niedergeschrieben in der Sprache unserer Zeit, sie folgt nicht den naturwissenschaftlichen Gesetzen und sie ordnet sich auch nicht den großen Religionen unter. Die Tradition ist in verschiedener Art und Weise auch in der Bibel nachzulesen und zu erfahren, doch es gibt keine Bibel der großen Mysterien. Denn die großen Mysterien sind frei, ohne beliebig zu sein, sie orientieren sich sehr stark an der Erfahrung und nicht an der Formel, sie beschreiben Qualitäten und nicht Quantitäten, sie lehren den Zugang zum Geist und nicht zur Materie.

Im Mittelalter war es die Kirche, die die Mysterienschulen in den okkulten „Untergrund“ zwang. Heute sind es die modernen Wissenschaften, die die Ansichten dieser Traditionen mit allen Mitteln verfolgen, ohne sie wirklich zu verstehen.

Hinter jeder Auseinandersetzung steht die Frage nach der Macht, vor allem der Hoheit der Deutung. Mal hat der Glaube die Vorherrschaft, mal ist es die Wirtschaft oder die Wissenschaft. Inhaltlich beruht diese Auseinandersetzung eher auf großen Missverständnissen. Denn die Religionen sind aus den Mysterien hervorgegangen, ebenso wie alle Wissenschaften. Die Kinder verleugnen also ihre Mutter. Völlig unbegründet, wie sich zeigen lässt, zumal es auch heute noch ganz offenkundig die Lehre dieser Mysterien gibt – auch in der Theologie und in der Wissenschaft. Große Wissenschaftler wie Werner Heisenberg und Einstein, Humanisten wie Albert Schweitzer, Theologen wie Willigis Jäger, sie alle sprechen von der neuen Mystik, der Metaphysik der Physik. Die Mysterien erhalten ein neues Gewand, eine neue Sprache für eine sehr alte Erfahrung.

Es gibt keine Objektivität. Und so ist auch die Lehre der Mysterien immer auch eine persönliche Perspektive. Die Mysterien selbst sind vor allem eine Schule der mystischen Erfahrungen. Darüber können und sollen die logischen Ketten und die scheinbare Analytik dieses Buches nicht hinwegtäuschen. Auch sie bilden lediglich einen Rahmen, vielleicht auch einen Ankerpunkt, für die eigene persönliche Erfahrung, und ohne diese persönliche Erfahrung sind auch die hier vorgestellten Prinzipien nichts als Worte. Zur wahren Erkenntnis bedarf es immer auch der Erfahrung.

Wir sind alle Kinder unserer Zeit. Ich bin ein Kind der sechziger Jahre. Meine Kindheit prägte der Glaube an Familie, Unternehmertum, Fortschritt, Demokratie, Christentum. Meine Welt war keine materialistische, aber sie war eine materielle Welt, unausgesprochen beeinflusst von einem tiefen Glauben an Leistung, Wissenschaft, Wirtschaft und Fortschritt. Die Realität bestand aus dem Sichtbaren, dem Planbaren, dem Greifbaren. Bekenntnisse und Werte waren gegeben als kultureller, gesellschaftlicher Rahmen. Sie waren mehr gelerntes und gelehrtes Wissen als Erfahrung, es gab wenig Raum für die praktische Erforschung von Geist und Seele.

Das Materielle äußerte sich in einer sehr ausgeprägten Leistungsbereitschaft: die beste Ausbildung, hoher Arbeitseinsatz, besonderes Augenmerk auf quantifizierbare Ergebnisse. Es äußerte sich auch als kompromisslose Wissenschaftsgläubigkeit: der schnelle Griff zu Pharmaka beim ersten Anflug von Krankheiten, die Verneigung vor allen industriellen Innovationen sowie Experten der Wissenschaften.

Das Materielle äußerte sich insgesamt auch durch eine strenge Ausrichtung an gesellschaftlichen Normen, und im Umkehrschluss durch eine große Skepsis gegenüber allem, was dieser Norm nicht entsprach. Umweltbewegung, Homosexualität, Homöopathie, spirituelle Bewegungen waren ungesunde Auswüchse einer Gesellschaft im Sittenverfall. In meinem persönlichen sozialen Umfeld wurden diese Themen durch Nichtbeachtung ausgegrenzt – sie fanden einfach nicht statt, weder im Realen noch im Theoretischen. Etwas nicht zu sagen, nicht zu denken, nicht zu beachten, ist viel wirksamer als dagegen zu argumentieren und dagegen zu rebellieren. Was nicht stattfindet kann nicht geleugnet werden, es findet im Geist keinen Raum – noch nicht einmal als Option.

Schon von Kind auf beschäftigten mich Fragen nach dem Wie und Warum. Deswegen begann ich sehr früh, alle Bücher zur Entstehung des Universums zu verschlingen, die ich in die Finger bekam. Erst suchte ich die Antworten im Großen – der Urknall, die schwarzen Löcher, die Astrophysik waren faszinierend und neu. Die Wissenschaft brachte ständig neue Erkenntnisse hervor und ebenso viele philosophische Fragen. Dann suchte ich die Antworten im Kleinen, vor allem in der Quantenmechanik. Als übergreifende wissenschaftliche Modelle dienten die allgemeine und spezielle Relativitätstheorie von Einstein in Synergie, aber auch im Wettstreit, mit der Quantenphysik. Dies alles füllte meinen Geist zunächst mit einer Vielzahl von philosophischen Fragen. Würfelt Gott denn nun oder nicht? Steckt der Geist in jedem einzelnen Atom? Gibt es parallele Welten? Gibt es eine Evidenz für die Wiedergeburt? Kann man aus der Wissenschaft ethische Grundsätze ableiten? Gibt es eine absolute Wahrheit, wenn alles relativ zu sein scheint? Gibt es einen Sinn, wenn alles eine Wahrscheinlichkeit sein soll? Was ist also das was, wie Goethe in seinem Faust fragen lässt, die Welt also im Innersten zusammen hält?

Ich studierte zunächst Chemie, mehr um die Welt zu verstehen, als weil ich die Wissenschaft je ausüben wollte. Noch, dachte ich mir, fehle das erforderliche Fachwissen, um die Welt zu verstehen. Also vertiefte ich mich in die physikalischen Grundlagen der Natur – Entropie, Wahrscheinlichkeiten, Energie und Materie, die verschiedenen Zweige der Chemie. Doch je tiefer ichvordrang, desto weniger erkannte ich die großen Zusammenhänge. Also begann ich, andere Wissenschaften zu studieren. Die Systemtheorie sollte mir Entstehung und Wechselwirkung komplexer Systeme erklären, die Philosophie mir die Frage nach dem richtigen und falschen Handeln beantworten. Die Religionen sollten mir die Grundlagen aller Glaubensrichtungen eröffnen.

Insgesamt sammelte ich in dieser Zeit viel Wissen an, aber Antworten auf die großen Fragen des Lebens bekam ich keine. Ebenso wenig erkannte ich die Zusammenhänge der Wissenschaften. Ich war zeitweise ziemlich ratlos.

Mit Ende 20 startete ich einen neuen Versuch der Erkenntnis. Ich versuchte, Abstand zu mir selbst zu gewinnen, und fragte mich, was ich vergessen hatte und wo ich noch suchen könnte. Ich suchte in der Geschichte – 50.000 Jahre Erfahrung der Menschheit müssen doch irgendwo Antworten auf die großen Fragen geliefert haben? Welche Wissenschaften, welche Erfahrungen hatten die Jahrtausende überlebt und könnten Antworten aufzeigen? So kam ich über Umwege auf die großen Mysterienschulen der Menschheit und wagte mich schrittweise in die Erfahrungswelten der Alchemisten, Schamanen und Magier.

Anfangs war ich sehr skeptisch, denn diesen geheimnisvollen Welten haftet das bekannte Image der Esoterik an – Spinner und Scharlatane oder Sektenführer, im besten Falle primitive Traditionen der Naturvölker. Und tatsächlich ist es so, dass man mit den meisten spirituellen Lehrbüchern und den meisten selbsternannten Gurus wenig anfangen kann, erst recht, wenn man versucht, in dieser Welt einen logischen Faden zu finden. Und doch gab es da auch die Wissenschaftler wie Heisenberg oder Einstein, die, ohne das konkret auszusprechen, immer wieder vom Göttlichen, der Mystik, sprachen. Und diese waren ja nun wirklich keine Esoteriker…

Zunächst fehlte mir als Einsteiger der inhaltliche Zugang zu den alten spirituellen Wissenschaften, denn die Sprache erschien anfangs völlig unverständlich (man greife einfach mal zu einem Buch mittelalterlicher Okkultisten). Ich verstand erst einmal gar nichts: Was ist eine Chymische Hochzeit? Was haben die Planeten und Sterne mit den Menschen zu tun? Was bedeutet der Mythos von Atlantis? Wozu die kryptische Sprache und die Heimlichtuerei? Muss man Drogen nehmen, um schamanische Erfahrungen zu machen? Sehen Geistheiler Geister oder halluzinieren sie?

Ohnehin blickt der naturwissenschaftlich ausgebildete Mensch sehr skeptisch auf die teilweise doch recht wirren Erklärungsmodelle und Praktiken moderner Alternativheiler oder spiritueller Führer – sehr schnell verwischen die Grenzen zwischen Schamanen und Scharlatanen, und Schwitzhütten oder Trancetänze sind wahrlich nichts, was dem gemeinen Stadtmenschen einfällt, wenn er über seine Freizeit oder „spirituelle Fortbildung“ nachdenkt.

Und doch muss auch der von spirituellen Lehren und Erfahrungen unbeleckte Mensch eingestehen, dass viele der alternativen Heilmethoden in das moderne Leben Einzug gehalten haben und fest verankert sind. Homöopathie oder Akupunktur beispielsweise werden zwar von der modernen Wissenschaft immer noch belächelt und angezweifelt, doch Millionen Menschen vertrauen ihnen, und sogar Krankenkassen beginnen, diese Leistungen zu erstatten. Alternative spirituelle Bewegungen erfahren einen enormen Zulauf, ganz im Gegensatz zu den großen christlichen Glaubensgemeinschaften. Bei aller Skepsis sollte man etwas vorsichtig sein mit vorschnellen Urteilen – können sich Millionen Menschen so grundlegend täuschen?

Ich selbst bin in das Thema eher nüchtern und rational eingestiegen:

image Fakt war, dass die Wissenschaften keine Antworten lieferten auf meine Fragen. Was ist Bestimmung? Wo ist denn der große Geist? Gibt es Wiedergeburt oder gibt es sie nicht? Was ist der Sinn des Lebens? Warum wirken alternative Heilmethoden? Ich hatte also nichts zu verlieren.

image Fakt war auch, dass die Wissenschaften sehr eindeutig an ihre Grenzen kamen und zunehmend weniger glaubwürdig erschienen. Moderne Krankheiten (Zivilisationskrankheiten wie Burnout bzw. Krankheiten, die mit höherem Alter auftreten wie Alzheimer) werden nicht geheilt und Heilung findet sehr häufig nur über die Unterdrückung der Symptome statt. Die Nebenwirkungen und Auswüchse von Technik sind überall offensichtlich, Kernenergie, Staudämme, Ozonloch sind nur einige Stichworte hierzu. Und an die Überlegenheit der Kapitalmärkte glaubt spätestens seit den Börsenturbulenzen und den Verschuldungskrisen der jüngeren Vergangenheit auch niemand mehr.

Image Ebenso war es schon damals eine Tatsache, dass die christlichen Kirchen die Sinnfragen nicht ausreichend zu beantworten vermochten. Sie verhindern mit ihrer Dogmatik zudem jede mystische Erfahrung. Anders sind die massive Zahl der Austritte einerseits und der hohe Zuspruch zu fernöstlichen Traditionen andererseits nicht zu erklären.

image Fazit für mich war: Die moderne Wissenschaft ist sicher keine überlegene Wissenschaft und ist weit davon entfernt, die Wahrheit abzubilden. Eine sehr grundlegende Neuausrichtung liegt in der Luft und ist auch notwendig, um bedeutsame Verbesserungen für den Menschen und die Menschheit zu schaffen.

Als Wissenschaftler war ich mir zudem zweier historischer Erfahrungen bewusst:

Image „Gute Wissenschaft“ muss sich von den Glaubenssätzen ihrer Zeit lösen. Sie muss stets nach neuen Erkenntnissen suchen und allen bestehenden Modellen mit Skepsis begegnen. Ein Wissenschaftler muss unbekanntes Terrain erforschen, nicht bekanntes verteidigen. Noch nie hat eine Erkenntnis uneingeschränkt oder unerweitert die Jahrhunderte überlebt. Newton hatte recht und dennoch musste seine Arbeit um die von Einstein erweitert werden. Dieser wiederum musste die Quantenphysik ertragen und letztere ist auch längst an Grenzen gestoßen. Wissenschaft ist nie die Wahrheit an sich, sie ist immer nur eine Modellabbildung der Realität und funktioniert nur innerhalb definierter Rahmenbedingungen. An den Stammtischen der Wissenschaft wird schnell das Unerklärbare als wissenschaftlich haltlos abgetan und stigmatisiert. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass es sich bei diesen Diskussionen häufig um die Verteidigung von Interessen ganzer Industrien und Branchen handelt. Da stehen dann wirtschaftliche meist vor wissenschaftlichen oder sozialen Interessen.

Image Überlieferte, jahrhunderte alte Erfahrung erweist sich fast immer als richtig. Historisch gesehen wurden stets Erfahrungen belächelt, für die es keine wissenschaftliche Erklärung gab. Und doch wurde fast immer in späteren Zeiten bewiesen, dass Erfahrungen stimmen. Wenn wir uns also über jahrtausendealte Erfahrungen austauschen, sollten wir eine gewisse Demut vor der Geschichte haben. Denn meist ist es so, dass für diese Erfahrungen einfach nur bisher eine plausible wissenschaftliche Erklärung fehlt. Ein bekannter Leitsatz des Astronomen und Wissenschaftlers Carl Sagan besagt in diesem Kontext sehr richtig „The absence of evidence is not the evidence of absence“.

Nun liegt diese Zeit über 20 Jahre zurück und ich habe mich sehr intensiv mit den Mysterienschulen der Welt beschäftigt, in der Theorie und vor allem auch in der Praxis. Denn ich musste erkennen, dass diese Wissenschaften vor allem auch Wissenschaften der Erfahrung sind. Ich verwende hier bewusst den Begriff „Wissenschaft“, denn entgegen landläufiger Auffassungen sind die „geheimen Lehren“ alles andere als willkürlich und unlogisch aufgebaut. Auch hier gilt: nur weil sich ihre Logik den meisten Menschen entzieht, nur weil sich ihre Logik nicht mit „wissenschaftlicher“ Logik deckt, nur weil sich die Mehrzahl der „Esoterikführer“ dieser Logik nicht bewusst ist und mehr oder weniger bekannte Dinge falsch abschreibt bzw. in den falschen Kontext bringt, nur weil das alles so ist, heißt das noch lange nicht, dass es diese übergreifende Logik nicht gibt.

Die wesentliche Motivation dieses Buches ist es, Ordnung und System in eine uralte spirituelle Wissenschaft zu bringen, damit diese nicht als Widerspruch zur klassischen, modernen Wissenschaft gesehen wird, sondern vielmehr als Ausgangspunkt für die Erkenntnisse von morgen. Die Geschichte der Wissenschaft war schon immer eine wellenartige Bewegung. Mal dominiert die Welt des Geistes, mal die der Materie, und immer artet die Dominanz in eine mehr oder weniger hart geführte Stigmatisierung der anderen Seite aus. Dabei sind beide nur zwei Seiten der gleichen Medaille, sie nehmen sich überhaupt nichts weg, sondern ergänzen sich hervorragend. Geist und Materie bedingen sich sogar gegenseitig. Und – obwohl sie jeweils eine grundlegend andere Dimension des Denkens besetzen – es gibt viel mehr wissenschaftliche und empirische Analogien und Evidenzen über die Richtigkeit spiritueller Modelle, als man zunächst vermuten mag – man muss nur danach suchen.

Das Buch ist also keine Abkehr von den materiellen Wissenschaften oder eine Ablehnung der ihrer Erkenntnisse und Errungenschaften der letzten 150 Jahre. Im Gegenteil. Ich bin ein überzeugter Verfechter des Fortschrittes, der systematischen Wissenschaft, der Logik. Aber ich bin ein ebenso überzeugter Anhänger einer Kultur und Wissenschaft des Geistes geworden – aus Erfahrung und aus Erkenntnis.

Natürlich ist das Buch auch eine Aufforderung an den Leser, seinen eigenen, ganz persönlichen spirituellen, mystischen Weg zu finden. Es ist das Ziel der Evolution, die Erfahrung der Transzendenz zu machen. Und dieses Ziel ist für jeden Menschen erreichbar. Dabei gilt es vorab mit einigen Mythen aufzuräumen, denen man auf dem mystischen Weg häufig begegnet.

Erster Mythos: Spiritualität ist nicht erlernbar. Richtig ist, dass jeder Spiritualität erlernen kann, und zwar auch ohne jahrelange Fastenzeit in Indien, Einweihungen durch Inka-Priester oder schmerzhafte Krankheitsphasen. Natürlich gibt es auch diese ungewöhnlichen und beeindruckenden Lebenswege, doch das eigentliche Abenteuer findet nicht im Äußeren statt, sondern in unserem eigenen Inneren, und dieses Abenteuer ist für jeden immer und jederzeit zugänglich.

Zweiter Mythos: Spiritualität ist nicht erfahrbar. Das stimmt, falls man versuchen sollte, die geistigen Kräfte nur rational zu begreifen. Das ist so, als würde man Schwimmen lernen wollen und hätte noch nie das Wasser berührt. Lässt man sich jedoch darauf ein, ist Spiritualität keine Glaubensfrage, sondern ganz konkret erlebbar. Für mich war das eine große Überraschung, dass man Engel wirklich sehen kann, dass Rückführungen in alte Leben sehr einfach erfahren werden können, dass so viele verschiedene Heilmethoden einen so schnellen und offensichtlichen Erfolg haben. Wenn man nicht irgendwann ins Wasser hineinspringt, kann man es mit der Theorie des Schwimmens gleich sein lassen. So ist es auch mit den spirituellen Erfahrungen.

Dritter Mythos: Spiritualität ist nicht begründbar. Welch ein Irrtum! Spirituelle Grundsätze und Erfahrungen sind heute entlang vieler Dimensionen wissenschaftlich schon lange sehr plausibel begründbar. Ob Homöopathie, Tarot, Wiedergeburt oder Aura-Readings – für viele Dinge gibt es mittlerweile mehr Erklärungen, als den meisten Menschen bekannt sind. Gerade die Quantenphysik, aber auch die Astrophysik hat hier sehr viel geleistet und es gibt wunderbare Bücher darüber. Für viele andere Phänomene sprechen auch ganz einfach die empirischen Erfolge („Wer heilt hat recht“). Dass so vieles noch nicht genau in Formeln erklärbar ist, liegt in der Natur der Sache – ist es nicht die Aufgabe der Wissenschaft, diese offenen Fragen zu klären, statt sie naiv zu negieren? In meiner wissenschaftlichen Zeit habe ich gelernt, Erfahrungen zu vertrauen – jahrtausende alte Erfahrungen (also aus der täglichen Praxis erworbenen Erkenntnisse, die nicht im wissenschaftlichen Sinn bewiesen werden können, die jedoch in einem Kulturkreis über viele Generationen aufrecht erhalten und weitergeben werden, weil sie sich aus Sicht dieser Menschen bewährt haben) irren im Grunde nie, auch wenn es hier und dort die passende Formel nicht zu geben scheint. Manchmal halten Wissenschaftler zu lange an Modellen fest, statt neue Grundlagen, neue Erklärungsmodelle zu suchen. Und auch hier gilt der oben genannte Grundsatz: „The absence of evidence is not the evidence of absence.“

Vierter Mythos: Spiritualität ist Entsagung des Weltlichen. Warum sollte das so sein? Dahinter steht die Hypothese, dass Konsum, Lust, Lebensfreude mit spirituellen Erfahrungen nicht vereinbar sei. Das stimmt nicht. Allerdings kehren sich einige materielle Fragestellungen um: So waren früher weltliche Wünsche und Handlungen für mich persönlich häufig Ersatzbefriedigungen. Heute stelle ich mir eher die Frage, ob diese weltlichen Erfahrungen meinem Leben etwas an Wert hinzufügen, und ich frage mich gelegentlich, ob ich auch ohne sie leben könnte. Spirituelle Techniken sind kein Teufelszeug und auch kein Hobbywerkzeug von Esoterikern und Okkultisten. Auch sind weder die Techniken noch die Umsetzungen in der Praxis zwangsweise mit Entbehrungen oder Selbstbestrafungen verbunden. Dies sind aus meiner Sicht mittelalterliche Relikte, die entweder dem Okkultismus entspringen (der Idee, dass das Wissen geschützt werden müsse) oder der Lehre religiöser Institutionen. Letztere beanspruchten für sich die Hoheit spiritueller Auslegung von Lebenswegen und führten den Begriff der Schuld (und damit der Sühne) ein. Wer über Schuld und Sühne entscheidet, bündelt Macht. Wer exklusives Wissen hat, hat ebenfalls Macht. Und wer zu viel Macht hat, missbraucht sie meistens irgendwann. Die geistigen Welten kennen die Begriffe Schuld und Sühne nicht. Auch sind materielle Dinge an sich nicht verwerflich, im Gegenteil, sie entspringen ja dem Geistigen. Aus spiritueller Sicht bedarf es keines Masochismus, um in den Genuss höherer Anbindung zu kommen. Spirituelle Entwicklung und Lebensfreude schließen sich keineswegs aus, im Gegenteil.

Fünfter Mythos: Spirituelle Erleuchtung ist einigen wenigen Auserwählten vorbehalten. Die vielen Religionen auf dieser Welt, ebenso die vielen Bücher über außergewöhnliche Lebenswege scheinen die These zu untermauern, dass nur leidvolle Wege zur Erleuchtung führen und dass diese nur wenigen Menschen vorbehalten seien. Auch das ist nicht richtig, und ich habe in meinen 20 Jahren Beschäftigung mit spirituellen Traditionen in keiner Kultur, in keiner tieferen spirituellen Erfahrung jemals einen Hinweis darauf bekommen, dass Erleuchtung eine Bestimmung Einzelner sei. Erleuchtung ist das Ziel jeder Seele. Wirklich jeder. Jede Seele will, muss und kommt auch irgendwann ins Licht.

Ich habe ganz sicher weder alles verstanden, noch alles erfahren, was die Mysterienschulen anzubieten haben. Dazu sind die Philosophien viel zu komplex und tief. Vieles habe ich noch nicht durchdrungen und zu vielem fehlt mir noch der Zugang. Vieles ist nicht überliefert und natürlich ist jede Mysterienschule selbst auch nur ein kleiner Teil der Evolution des Geistes. Doch ich hatte in den vergangenen Jahren verschiedene Erkenntnisse und Erfahrungen, die ich in einer systematischen Form festhalten möchte. Die großen Mysterien des Lebens sind erfahrbar und durchaus erklärbar. Und sie enthalten die Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Spiritualität ist erlebbar, logisch und praktisch einsetzbar – sei es zur Ausrichtung des eigenen Lebens, sei es zur Aktivierung von Selbstheilungskräften, sei es zur Erklärung, warum das Leben so ist wie es ist. Ich kann nicht sagen, ob ich nach all den Jahren ein besserer Mensch geworden bin – aber ich fühle mich besser. Und ganz sicher habe ich den Menschen mit all seinen Stärken, Schwächen, Ängsten und Antrieben besser verstehen und kennen gelernt. Ich fühle mich innerlich gestärkt, sicherer in meinen intuitiven Lebensentscheidungen. Ich fühle mich dem näher, was man abstrakt als Geist bezeichnen mag. Und ich fühle mich ganz konkret den Menschen näher, die mir begegnen und denen ich meine Aufmerksamkeit schenke. Denn es sind Menschen, die mich nicht nur als eine Option in ihrem Leben sehen und in die es sich zu investieren lohnt. Menschen, die Teil meines Lernens, meiner Bestimmung sind. Auf der spirituellen Ebene weiß ich heute, dass „Gott nicht würfelt“ – es gibt keine Zufälle im Leben, auch wenn sich uns der Sinn dessen, was geschieht, nicht immer offenbart. Es beruhigt mich auch zu wissen, dass das Leben eine Bestimmung hat, jedoch nicht deterministisch ausgelegt ist. Wir haben einen freien Willen und in diesem freien Willen entscheiden wir uns in jedem Leben und in jedem Augenblick neu, bestimmte Erfahrungen zu machen.

Immer mehr Menschen suchen nach Antworten für ihr Leben und stehen, so wie ich vor vielen Jahren, rätselnd vor den Esoterikegalen des Buchhandels. Es gibt Menschen, denen genügen die reine spirituelle Erfahrung und die Intuition, sie benötigen nicht das Wissen um Zusammenhänge, Prinzipien, um spirituell zu leben und ihre Bestimmung zu finden. Andere Menschen, zu denen auch ich gehöre, brauchen neben der Erfahrung auch das Wissen über diese Prinzipien, um diese Erfahrungen einzuordnen und weiterzuentwickeln. Diese Menschen möchte ich mit dieser „Sammlung spiritueller Erkenntnisse“ ansprechen. Gut möglich, ja wahrscheinlich, dass ich in den kommenden Jahren einige dieser Erkenntnisse erweitern und ändern muss. Meine persönlichen „Offenbarungen“ sind ja auch nur Kinder meiner eigenen subjektiven Erfahrungen, Erkenntnisse und auch meiner Zeit.

Das Gebiet der hermetischen Grundsätze ist sehr weit und tief. Ich habe die Akzente ganz bewusst da gesetzt, wo ich glaubte, am meisten Mehrwert jenseits der bekannten Literatur schaffen zu können. Deswegen gehe ich beispielsweise auf einzelne Methoden oder Traditionen nur in Ansätzen, Grundzügen, Beispielen ein, denn diese können alle in der einschlägigen Fachliteratur nachgelesen werden. Mein Fokus liegt mehr auf den nicht immer so offensichtlichen Zusammenhängen, den übergeordneten Mustern und den tiefer liegenden Verbindungen.

In diesem Sinne hoffe ich, dass dieses Buch als Anregung und als „roter Faden“ der Mysterienschulen verstanden wird. Es ist keine Bibel und auch kein Grundgesetz, es erhebt weder Anspruch auf Richtigkeit noch auf Vollständigkeit. Ich verzichte weitgehend auf die wissenschaftliche Auflistung von Zitaten, Quellen und Ähnlichem, ganz einfach, weil ich großenteils gar nicht mehr weiß, wie und woher genau ich zu den Erfahrungen und Erkenntnissen gekommen bin. Ich beabsichtige auch gar nicht, streng wissenschaftlich zu sein und persönliche Erkenntnisse zu beweisen. Ich möchte sie lediglich teilen. Dies mag der skeptische oder interessierte Leser sehr gerne persönlich nachvollziehen oder erfahren und dann gleicher oder anderer Auffassung sein.

Glaubenssachen sind letztlich Erfahrungssachen. Sie können durch die reine Erkenntnis nicht ersetzt werden. Vertrauen Sie also beim Lesen Ihrer Intuition und gehen Sie allem nach, was Sie besonders interessiert oder was Ihnen besonders suspekt vorkommt. Damit folgen Sie Ihrer persönlichen Resonanz und sind recht nah an Ihrer Bestimmung.

Tilo Plöger, im Jahr 2016

DAS MYSTERIUM DES UNIVERSUMS

"Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott."

(Werner Heisenberg, Physiker)

„Gott würfelt nicht“ meinte Einstein und lehnte sich gegen die damals aufstrebende Quantenphysik auf. Er beantwortete aus seiner Sicht gleich zwei der Kernfragen zu Sinn und Entstehung des Universums, die sich allen großen Sinnsuchern stellen: Gibt es Gott? Und gibt es eine nachvollziehbare göttliche Logik?

Die Existenz Gottes konnte nie bewiesen werden, doch sie wurde auch nie widerlegt. Und so wird es auch bleiben. Die Frage nach Gott ist weder philosophisch beantwortbar, noch ist sie naturwissenschaftlich theoretisch und experimentell zu klären. Die theoretische Beweisführung muss scheitern, denn etwas zu beschreiben beziehungsweise zu beweisen, das der Anfang von allem ist und das alles durchzieht, ist unmöglich. Es gibt keine unabhängige, beobachtende Position, wenn jeder Beobachter selbst Teil und Folge dessen ist, was beobachtet wird.

Und die experimentelle Beweisführung ist ohnehin problematisch, denn jedes Experiment greift in den Verlauf des Versuches – also der beobachteten Realität – aktiv ein und bestimmt damit bereits den Ausgang. Die Antwort hängt von der Frage ab und ist somit nicht unabhängig, objektiv. Es gibt keine absolute Erkenntnis, schon gar nicht, wenn ein Teil versucht, das Ganze zu verstehen. Der Mensch ist ein winziger Teil des Ganzen und ebensowenig, wie das Auge oder der Finger den Menschen als Ganzes zu begreifen vermag, so wenig wird der Mensch das hinter dem Leben stehende Prinzip völlig verstehen und ergründen können.

Deswegen ist die Schule der großen Mysterien vor allem eine Wissenschaft der Erfahrung. Sie erfährt und erforscht in logischen Zusammenhängen die Qualität des Lebens. Auch wenn aus den Mysterienschulen die quantitativen Wissenschaften entstanden sind, auch wenn sie Entstehung und Sinn dieser Wissenschaften erklären – die Mysterien waren und bleiben vor allem eine Schule der Erfahrung und der Qualität. Die großen Mysterienschulen suchen keine Weltformel, sie suchen vielmehr die „Grundgesetze“ spiritueller Entwicklung. Denn sie gehen letztlich davon aus, dass Erfahrung gleichzusetzen ist mit Wissen. Wer an Gott glaubt, der hat noch Zweifel, wer das Göttliche erfahren hat, der weiß es und ist frei von Zweifeln. Darauf kommt es an.

Die Annahme der Existenz Gottes durch den Menschen beruht auf logischen wie auf empirischen „Tatsachen“. Wir alle haben ein Bewusstsein – dies ist eine Tatsache, weil wir dies jeden Augenblick erleben. Es scheint also irgendetwas „Geistiges“ zu existieren, das über der Materie steht und diese „regiert“. Dieses Bewusstsein, und mit ihm alle Erkenntnisse und Gefühle, können nicht rein materiell und quantitativ begriffen und erklärt werden. Es gibt keine allumfassende Formel des Geistes, ebenso wenig eine allgemein gültige Formel der Gefühle. Irgendetwas erweckt die Materie zum Leben und es ist dieses Erfahrungswissen, das viele von uns glauben lässt, dass es Gott und eine göttliche Ordnung geben muss.

Zum anderen beruht die Annahme der Existenz Gottes auf individuellen Erfahrungen, die kollektiv geteilt und verstärkt werden. Diese Erfahrungen Gottes sind mannigfaltig: in Meditationen, in Visionen, in Erscheinungen, in Heilungen, in Gefühlen, in der Erinnerung an frühere Leben. Menschen haben über die Jahrtausende immer wieder die Erfahrung Gottes gemacht, eine Erfahrung die sie glauben – ja wissen – lässt, dass es Gott gibt. Wissenschaft ist vergänglich und überholt bzw. erweitert sich alle Jahrzehnte. Erfahrungen überdauern meist Jahrtausende und sind kultur- und zeitenübergreifend sehr stabil.

Diese Sammlung und Strukturierung von Gedanken und Konzepten dient nicht der Beweisführung einer Existenz Gottes. Sie geht einfach davon aus, dass es ihn gibt. Weil es Bewusstsein gibt, weil es jahrtausendealte Erfahrungen des Göttlichen gibt, weil ohne Gott das Leben und ebenso dieses Buch keinen Sinn machen würden.

Dieses Buch geht ferner davon aus, dass Gott nicht würfelt. Auch wenn der göttliche Plan die Erkenntnisfähigkeit des Menschen übersteigt, so gehen alle Mysterienschulen davon aus, dass das Universum und das Leben einem übergeordneten Plan folgen – dass das Leben also einen Sinn hat und dass dieser Sinn logisch zumindest in den großen Zügen begreiflich ist. Gott und Wissenschaft widersprechen sich nicht – letztere ist ein Teil des ersteren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die Entstehung des Universums

Die modernen Wissenschaften haben in Theorie und Praxis unser Verständnis der Entstehung des Universums grundlegend verändert und erweitert. Zunächst die Relativitätstheorie von Einstein, sodann die Quantenphysik und schließlich neuere Gedankenmodelle von Hawking und Zeitgenossen scheinen die Entstehung des Universums recht gut zu erklären.

Am Anfang – so sind sich alle Modelle einig – gab es nichts. Oder so etwas wie eine unendlich hohe Energiedichte in einem unendlich kleinen Punkt mit unendlich vielen Dimensionen. Vor der „Schöpfung“ war alles nichts und alles möglich. In einem Akt der „spontanen“ Schöpfung entstand dann unser Universum mit unseren physikalischen Gesetzmäßigkeiten.

Interessanterweise nehmen die meisten neueren Theorien an, dass auch andere Welten und Universen denkbar gewesen wären und sogar koexistieren müssten. Alle Kombinationen in sich schlüssiger Systeme könnten und müssten gleichzeitig entsprechend ihrer Wahrscheinlichkeiten entstehen. Die quantitativen Wissenschaften lassen also nicht nur die Existenz paralleler Universen zu, sondern sie postulieren diese sogar und machen sie quasi zu einer Bedingung. Diese Erkenntnis ist vor allem im Zusammenhang mit anderen mathematischen und physikalischen Theorien relevant, die – ganz rational – die Übergänge zwischen verschiedenen Universen postulieren (Wurmlöcher, schwarze beziehungsweise weiße Löcher als Stichworte hierzu) und somit interessante Parallelen zu den Ritualen der Mysterien aufweisen (beispielsweise den Heilreisen der Schamanen in die Anderswelt).

Die wissenschaftliche Chronik des Universums ist die Geschichte der systematischen Ausdifferenzierung. Stark vereinfacht dargestellt, entsteht zunächst aus dem Nichts eine extrem dichte Energie, die in Folge des hohen Druckes und der enormen Temperatur explodiert. Damit entstehen Raum und Zeit, denn durch die Explosion entstehen Energien und später Materie, die sich nicht unendlich schnell ausdehnen sondern aus sich selbst das Raum-Zeit-Universum aufbauen. Dem „Urknall“ (also der Explosion, deren Frequenz man übrigens heute noch messen kann) folgen verschiedene Stufen der „Erkaltung der Materie“ und der Ausdifferenzierung der uns heute bekannten Energieformen (Magnetismus, Schwerkraft, starke und schwache Wechselwirkung). Die Entstehung der Galaxien, der Planeten und aller weiteren himmlischen Körper kann als Folge der Ausdehnung des Universums und der darauf folgenden Erkaltung verstanden werden. Vereinfacht gesagt, entstand das Universum durch Ausdehnung nach einer unvorstellbar großen Explosion. Alles nach dem Urknall kann – zumindest in der Theorie – in Modellen und Formeln erklärt werden. Alles ist mathematisch erfassbar und quantifizierbar.

Soweit im Schnelldurchlauf die moderne Wissenschaft. Was sagt hierzu die spirituelle Tradition? Was sagen die alten Mysterienschulen? Für sie ist die Entstehung des Universums eine Schöpfungsgeschichte, die Geschichte der Entstehung von Bewusstsein, Erkenntnis, Erfahrung. Mit der Entstehung des Universums erschafft und erkennt Gott sich selbst. Der einzige Sinn der Entstehung des Universums ist, dass Gott sich dadurch selbst erfährt.

Die Schöpfungsgeschichte erfolgt in vier Schritten:

1. Entstehung von Raum und Zeit

2. Entstehung von Materie

3. Bindung des Geistes an die Materie

4. Entstehung und Überwindung von Polarität

Die Bedeutung der Entstehung von Raum und Zeit für die Schöpfung wird häufig anhand der Geometrie veranschaulicht. Der Anfang des Universums, der Anfang Gottes, war ein Punkt. Man versuche sich einen Punkt vorzustellen. Dies wird misslingen, denn ein Punkt ist nicht vorstellbar, da er weder eine zeitliche noch eine räumliche Ausdehnung besitzt. Er hat keine Zukunft und keine Vergangenheit, er erfährt keine Veränderung über die Zeit. Am Anfang war Gott alles und nichts – ein unendlich kleiner Punkt, unfähig sich selbst zu erkennen und wahrzunehmen. Ein Geist ohne Bewusstsein.

Nun versuche man, sich diesen Punkt vorzustellen, wie er sich im Raum ausdehnt und zu einer Kugel wird. Diese Vorstellung gelingt, die Vorstellung der Kugel im Raum ist ebenso möglich wie die Vorstellung ihrer Ausdehnung. Mit der Entstehung der Kugel entwickeln sich eine Vergangenheit und eine vorstellbare Zukunft (eine noch größere Kugel).