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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1935

 

Der Gesang der Stille

 

Ein Unsterblicher und ein Kybernetiker – auf der Welt der Pyramiden

 

von Andreas Eschbach

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Seit das Heliotische Bollwerk im Solsystem sabotiert wurde, leben Menschen von der Erde in bislang fremden Galaxien. Zu ihnen gehören jene 200.000 Terraner, die mit einem Teil von Terrania-Süd verschwanden und nun in der fremden Whirlpool-Galaxis auf sich allein gestellt sind.

Glücklicherweise konnten erste Schwierigkeiten schnell beseitigt werden. Der Kontakt zu den Thorrimern, auf deren Planeten die Terraner leben, gestaltete sich als sehr angenehm. Handelskontakte konnten geknüpft werden, der Ausbau zur selbständigen Nation Alashan schritt rasch voran. Sogar erste Versuche von Fremden, die kleine Kolonie auszuplündern, konnten im bisherigen Verlauf des Jahres 1290 Neuer Galaktischer Zeitrechnung abgewehrt werden.

Mittlerweile ist Perry Rhodan zur Nation Alashan gestoßen. Der unsterbliche Terraner, der unlängst zum Sechsten Boten von Thoregon ernannt wurde, ist auf der Spur von Shabazza, dem mysteriösen Gegner der Menschheit. Zugleich muss Rhodan eine Spur der SOL finden – sein uraltes Raumschiff war zuletzt für Shabazza unterwegs.

Aus diesem Grund dringt der Terraner mit einigen Begleitern in ein wichtiges Zentrum der Galaxis DaGlausch ein, in den Ring von Zophengorn. Hier, so vermutet man nicht zu Unrecht, müssen wichtige Hinweise zu finden sein.

Doch recht schnell kommt es im Zophengorn-Satelliten zu Verwicklungen. Rhodans Team sieht sich immer wieder in Bedrängnis und muss zuletzt fliehen. Immerhin gelingt es, wertvolle Informationen zu sichern.

In der Folge gehen Reginald Bull und ein Kybernetiker in den Einsatz – auf die beiden Menschen wartet DER GESANG DER STILLE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Reginald Bull – Der unsterbliche Terraner erforscht die Geheimnisse des Planeten Lokyrd.

Skill Morgenstern – Der Kybernetiker wagt einen unerhörten Schritt.

1.

 

Es wird still in mir. Das Echo meiner Gedanken wird leiser, Jahr um Jahr, Tag um Tag. Die Wogen meiner Gefühle glätten sich, Jahr um Jahr, Tag um Tag. Erinnerungen verschwinden. Wünsche werden unwichtig. Zuneigung erlischt.

Es wird still in mir. Ich habe Angst.

Und selbst diese Angst wird immer stiller.

 

*

 

Er würde mit blauen Flecken zurückkommen, das stand fest. Mit blauen Flecken und einem heillos verspannten Rücken. Sie waren noch keine Stunde unterwegs, und er spürte das verlängerte Ende seines Rückens bereits nicht mehr.

Reginald Bull sah die filigranen Instrumente vor sich an, als hätten sie ihm etwas getan. Er hatte die Steuerung der winzigen Forschungskapsel übernommen, mit der sie den Versuch wagen wollten, unbemerkt auf dem Planeten Lokyrd zu landen. Von den wenigen Beibooten, die auf der GLIMMER zur Verfügung standen, war die Kapsel das kleinste Raumfahrzeug gewesen: eine fliegende Kopfschmerztablette, wie Bull sie tituliert hatte, knapp zehn Meter lang, flachgedrückte sieben Meter breit und kaum drei Meter hoch. Und das Innere war alles andere als geräumig, nicht einmal nach den Begriffen ihres Besitzers, des Bebenforschers Eismer Störmengord, der von seinem rothaarigen Scheitel bis zu seinen breiten Füßen gerade mal hundertfünfunddreißig Zentimeter maß.

Entsprechend schmal gebaut war der Pilotensitz. Bull hatte im Grunde keinen Platz für seine Beine, musste den Kopf einziehen, um überhaupt hinaussehen zu können, und aufpassen, nicht mit den Schultern irgendwelche Schalter zu betätigen, wenn er sich bewegte.

Er warf einen vorsichtigen Blick nach hinten. Genau wie in der Zentrale der GLIMMER gab es auch hier nur einen einzigen Sessel. Skill Morgenstern, der Kybernetikspezialist und TLD-Agent, hatte es sich halbwegs in einer Vertiefung bequem gemacht, aus der sie vor dem Start ein voluminöses, aber überflüssiges Messgerät ausgebaut hatten. Der dunkelhaarige, magere Mann ließ die wenigen Ortungsinstrumente, die noch funktionierten, keine Sekunde aus den Augen.

Antriebslos trieben sie auf Lokyrd zu. Der etwa merkurgroße Planet wurde langsam größer, hing wie eine mattsilberne Murmel vor dem samtschwarzen Hintergrund des Weltraums. Man konnte sich einbilden, hauchfeine Risse zu sehen, die die Oberfläche überzogen, oder ein Gesprengsel kreisrunder, pockennarbiger Flecken. Einladend sah der Planet, auf dem sich angeblich ein Stützpunkt der geheimnisvollen Korrago befinden sollte, jedenfalls nicht aus.

»Schon irgend etwas auszumachen?«, fragte Bull halblaut.

»Nein«, erwiderte Skill knapp. Der Kybernetiker war nicht gerade eine Plaudertasche, soviel hatte Reginald Bull schon mitbekommen.

Die hyperdimensionalen Störungen, die von der Sonne Lokyrds ausgingen, überlagerten alle weitreichenden Ortungen.

Diese Galaxis meinte es ohnehin nicht gut mit den Anwendern hyperdimensionaler Technik, aber die auf den ersten Blick so unscheinbare gelbe Sonne Poroniu setzte noch eines obendrauf: In ihrem Umkreis wurden alle im Hyperspektrum arbeitenden Geräte praktisch taub und blind.

Daraus folgerte zweierlei: Erstens – falls es auf Lokyrd tatsächlich einen Stützpunkt der Korrago geben sollte, diente dieser sicherlich nicht irgendeiner wie auch immer gearteten Beobachtungstätigkeit. Was die Frage aufwarf, wozu er dann gut sein mochte. Zweitens – wenn überhaupt, dann hatten sie hier die Chance, sich einem solchen Stützpunkt unbemerkt zu nähern.

Und genau das hatten Reginald Bull und Skill Morgenstern vor.

»Na ja«, meinte Bull. »Solange wir sie nicht orten, orten sie uns jedenfalls auch nicht.«

Ihr Kurs zielte seit dem Ende der Beschleunigungsphase genau auf den Rand der Planetenscheibe. Der Gebrauch von Ortern war eine Sache, der Einsatz des Triebwerks dagegen eine ganz andere. Das unbewehrte Auge bemerkte naturgemäß von dem kolossalen hyperfrequenten Störfeuer Poronius nicht das geringste. Aber es bedurfte keinerlei hyperdimensionaler Geräte, um ein Objekt als gelenktes Raumfahrzeug zu identifizieren, das Flugbewegungen ausführte, verzögerte oder die Flugbahn änderte. Dazu brauchte man lediglich einen aufmerksamen Beobachter, der mit einem leidlich guten Teleskop ausgestattet war. An beidem, dessen waren sich die beiden Terraner sicher, herrschte auf Lokyrd kein Mangel, sollten die Korrago dort wirklich einen Stützpunkt unterhalten.

Also würden sie bis zum letztmöglichen Zeitpunkt wie ein durchschnittlicher Asteroid aussehen, wie ein kosmisches Trümmerstück, das aus unbekannten Tiefen kam, um auf einem unbelebten Planeten einzuschlagen. Ein alltäglicher, unverdächtiger Vorfall.

Das hieß warten. Warten und sich blaue Flecken holen.

 

*

 

»Reginald?«, fragte Skill Morgenstern irgendwann in das Schweigen hinein, mit dem sie das allmähliche Anwachsen der stählern schimmernden Oberfläche Lokyrds verfolgt hatten.

Reginald Bull seufzte. »Nenn mich bitte Bully wie jeder andere auch, okay? Der letzte Mensch, der Reginald zu mir gesagt hat, war meine Mutter.«

»Okay. Bully.« Der schlanke Kybernetiker sprach den Namen aus, als müsse er ihn üben.

»Was gibt es?«

»Darf ich dich etwas fragen?«

Bull grinste flüchtig. »Du tust es bereits.«

»Etwas Persönliches, meine ich.«

»Nur zu.« Reginald Bull hatte sich schon gefragt, wann er damit anfangen würde.

Ein junger Mann, allein mit einem der Unsterblichen, mit einer lebenden Legende – er wäre nicht gesund gewesen, wenn er nicht irgendwann eine Frage gestellt hätte, die ungefähr mit den Worten anfing: Wie war das eigentlich damals, als ...?

Und das war dann für gewöhnlich die Aufforderung, aus einer der ewig lange zurückliegenden Epochen der menschlichen Geschichte zu erzählen, die den heute Lebenden ungefähr so archaisch und nebelhaft erscheinen musste, wie es für Bull in seiner Jugend die Zeit der Römer gewesen war: Wie war es, einem Meister der Insel gegenüberzutreten? Hat der Schwarm wirklich die ganze Milchstraße verdummt? Stimmt es, dass Terra einmal gegen die Blues Krieg geführt hat? Manche waren erstaunt zu hören, dass Crest und Thora wirklich gelebt hatten, und viele wussten nicht, dass die beiden Arkoniden gewesen waren.

»Warum«, fragte Skill Morgenstern, »tut jemand wie du so etwas wie das hier?«

Bull drehte sich verblüfft zu dem Kybernetiker um, streifte dabei mit der Schulter einen Schalter, worauf ein gelbes Licht hektisch zu blinken begann, bis Bull den Schalter wieder in die ursprüngliche Position zurückdrückte. »Wie bitte? Warum tut jemand wie ich – was?«

»Solche Einsätze fliegen. Sich in Gefahr begeben.«

Das war nicht unbedingt die Art Frage, die Bull erwartet hatte. »Irgend jemand muss es tun, oder? Und ich habe nun mal ziemlich viel Erfahrung in solchen Dingen.« Das klang schal, Bull spürte es selbst.

»Du bist unsterblich. Und du hast schon so viel für die Menschheit geleistet. Du könntest dich aus allem zurückziehen und in aller Ruhe das schönste Leben führen.«

Reginald Bull sah den jungen TLD-Agenten an, dem man nachsagte, er habe sich in Alashan sehr intensiv mit dem Wesen der Korrago beschäftigt. Jetzt gerade sahen ihn die dunklen, großen Augen an, als habe er den Unsterblichen zu seinem nächsten Studienobjekt gewählt.

»O nein«, sagte Bull und schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, da irrst du dich. Genau das könnte ich nicht.«

 

*

 

Danach schwiegen sie wieder und beobachteten Lokyrd. Die Stunden vergingen.

Nach und nach erwachten die Instrumente der Planetenbeobachtung zum Leben. Je näher sie kamen, desto mehr Einzelheiten wurden erkennbar. Die langgezogenen Risse, die Bull anfangs zu sehen geglaubt hatte, waren Einbildungen gewesen, hervorgerufen durch unregelmäßig über die bleiern schimmernde Oberfläche verteilte, annähernd kreisrunde Flecken.

Die Albedo, die sie in der Fernoptik gesehen hatten, war dagegen keine Einbildung gewesen: Lokyrd besaß tatsächlich eine Atmosphäre. Das war erstaunlich, denn obwohl der etwa merkurgroße Planet eine außergewöhnlich hohe Dichte aufwies, war er doch zu klein, um eine Atmosphäre auf Dauer halten zu können. Selbst wenn sich im Lauf seiner Entstehung eine Atmosphäre gebildet haben sollte, hätte sie sich schon vor Jahrmillionen verflüchtigen müssen.

»Etwa halbe Erdschwerkraft«, erklärte Skill. »Dünne Sauerstoffatmosphäre. Atembar, wenn auch mit Mühe.« Ihm schien dieser Sachverhalt nicht soviel Kopfzerbrechen zu bereiten wie Bull.

Bull legte die Hände an die fremdartig geformte Steuerung. Es wurde allmählich Zeit, den Sturzflug zu beenden. Er überflog noch einmal die Anzeigen und die Reihen von Schaltflächen, die er sich von Störmengord hatte erklären lassen. Der Bebenforscher hatte darauf bestanden, dass alle Steuerungsinstrumente mit terranischen Beschriftungen versehen wurden. Das Argument, dass Reginald Bull in seinem langen Leben schon mehr fremde Raumschiffe geflogen hatte, als Eismer Störmengord Haare auf seinem Kopf besaß, hatte den Bebenforscher nicht überzeugt.

»Sonst irgendwelche Ortungen?«, fragte Bull und spürte, wie seine innere Anspannung stieg.

Die GLIMMER flog in diesem Moment in Richtung Sonne und tat alles, um den Eindruck zu erwecken, dass hier lediglich ein Bebenforscher seiner Arbeit nachging. Sie waren auf sich allein gestellt.

»Nichts«, kam es von hinten.

War am Ende alles nur fauler Zauber? War die Information, dass Lokyrd – ausgerechnet dieser unwirtliche, unbedeutende Planet – einen Stützpunkt der Korrago beherbergte, falsch?

Die Flugbahn war gut berechnet. Die Schwerkraft Lokyrds würde die Forschungskapsel einfangen und anderthalbmal rund um den Planeten führen, ehe sie auf der Oberfläche aufschlug. Irgendwann während dieser Umkreisungen würden sie die Triebwerke in Betrieb nehmen müssen, um den Absturz zu verhindern. Die Positronik zeigte die voraussichtliche und die geplante Flugbahn an, beide waren deckungsgleich.

»Immer noch nichts?«

»Immer noch nichts.«

Reginald Bull kaute grimmig auf seiner Unterlippe herum. Wenn sich herausstellen sollte, dass er sich seine blauen Flecken auf dieser Zumutung von einem Pilotensitz ganz umsonst geholt hatte, dann ...

»Da!«, rief Skill Morgenstern.

Er schwieg wieder. Irgendwo gab ein Gerät tickende Geräusche von sich. Lokyrd war jetzt groß und grauweiß unter ihnen, und außen an der Hülle hörte man die ersten Partikel der obersten Luftschichten ihr feines, sirrendes Lied singen.

»Wir spielen hier kein Ratespiel«, erinnerte Bull ungeduldig.

»Entschuldigung. Ich messe eine Energiekonzentration mit hyperspektralen Anteilen, die eigentlich nur von hochentwickelten technischen Anlagen stammen kann.«

»Darf man«, bohrte Reginald Bull weiter, »auch erfahren, wo?«

»Wir müssten den Punkt gleich überfliegen.«

»Oh!«, machte Bull unbehaglich. »Großartig.«

»Nein, wir überfliegen ihn nicht exakt«, korrigierte sich Skill Morgenstern. »Etwa vierhundert Kilometer Abweichung. Ich versuche eine Aufnahme mit der Fernoptik zu machen.«

Rechts und links hinter den Wänden, die das sargähnliche Innere der Kabine einschlossen, tickten hörbar irgendwelche Geräte. Das Pfeifen der Atmosphäre wurde lauter. Nicht mehr lange, und sie würden entweder die Schutzschirme einschalten oder die Triebwerke zünden müssen oder beides.

Die Sekunden ließen sich Zeit mit dem Verstreichen. Bull spähte aus dem Sichtfenster, verfolgte die unter ihnen vorbeistreichende Planetenoberfläche auf dem Bildschirm. Nichts war zu sehen, jedenfalls nicht mit bloßem Auge.

Geduld!, mahnte er sich und musste unwillkürlich lächeln. Geduld hatte noch nie zu seinen Stärken gehört. Ab einem gewissen Alter ändert man sich einfach nicht mehr, dachte er belustigt.

»Wann genau ist gleich?«, erkundigte er sich schließlich.

Skill gab nur ein unbestimmtes Geräusch von sich, das von höchster Konzentration kündete, legte dann lautstark ein paar Schalter um, die das Ticken hinter den Wänden zum Verstummen brachten, und verkündete: »Ich habe es.«

Er gab eine Aufnahme auf den großen Schirm nach vorn und kam dann hinter Bulls Sitz gerutscht, um ihm über die Schulter zu schauen. »Das muss der Stützpunkt sein«, erklärte er.

Bull betrachtete das Bild, mit einem Auge immer wieder argwöhnisch auf die Anzeige der Hüllenaußentemperatur spähend, auf der eine Markierungslinie bedenklich rasch in die Höhe kletterte. »Und?«, fragte er. »Was sehe ich jetzt da?«

Skill streckte den Arm aus, der zwar reichlich mager war, aber eigentlich immer noch zuviel Platz in der beengten Umgebung des Pilotensitzes in Anspruch nahm, und fuhr die kaum sichtbaren Konturen auf dem Bildschirm nach. »Das ist eine Ebene, ungefähr sechzig Kilometer im Durchmesser, umgeben von einem flachen Ringwall. Der dunkle Fleck in der Mitte ist die Quelle der Hyperfrequenzen. Hohe Leistungen, hohe Aktivität.«

»Moment mal.« Bull musterte den Ringwall, eine dünne dunkelgraue Linie vor einem hellgrauen Hintergrund, und den düsteren rechteckigen Umriss darin. »Das sind sechzig Kilometer? Dann muss der Stützpunkt ja riesig sein.«

»Ja.«

»Halleluja! Und was ist das?«

»Scheint eine Art Landzunge zu sein, die vom Ringwall in die Ebene hineinreicht bis dicht an das dunkle Gebiet.«

»Und diese dreieckigen Flecken? Sind das Gebäude?«

»Scheint so. Pyramidenartig, aber energetisch vollkommen tot.« Der junge Agent sah hoch und musterte die Kabinenwände. »Sag mal, ist das normal, dass es überall so knackt?«

»Ja, das ist normal«, antwortete Reginald Bull. »Raumschiffe, die ungeschützt mit hohen Geschwindigkeiten in planetare Atmosphären eindringen, knacken immer so, bevor sie anfangen zu verglühen.«

2.

 

Es war still, und die Luft roch seltsam. Skill Morgenstern sog sie prüfend durch die Nase ein und versuchte herauszufinden, wonach. Abgestanden. Als beträte man nach Jahrtausenden als erster eine verschlossene Grabkammer. Es roch abgestanden und staubig.

Dabei war überhaupt kein Staub zu sehen. Er sah hinab und kratzte versuchsweise mit dem Fuß über den grauweißen, kahlen Boden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Sie standen auf massivem Fels.

Die beiden Pyramiden, zu deren Füßen sie gelandet waren, stellten natürlich die in jeder Hinsicht herausragendsten optischen Bezugspunkte dar. Strahlend weiß und riesig erhoben sie sich vor einem Himmel von so tiefdunkelblauer Farbe, dass man unwillkürlich an die Zeit vor der Morgendämmerung denken musste, an einem wolkenlosen Sommertag auf der Erde. Über dem Horizont glommen sogar einige Sterne. Doch die Sonne brannte grell und heiß aus diesem Himmel auf sie herab – es lag an der Atmosphäre, die einfach zu dünn war, um mehr Farbe zu erzeugen. Der knapp zweiunddreißigstündige Planetentag hatte schon vor einiger Zeit begonnen.