EL NIÑO. Verbotene Lust

Erotischer Roman

Lea Petersen


ISBN: 978-3-95573-384-1
1. Auflage 2016, Bremen (Germany)
Klarant Verlag. © 2016 Klarant GmbH, 28355 Bremen, www.klarant.de

Titelbild: Unter Verwendung eines Bildes von Ruby Roxx (Gunslinger Photography)- www.rubyroxxmodel.com und eines Bildes von istockphoto.

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieses Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, ist rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Inhalt

All jenen gewidmet, die an die Liebe glauben.

Miami

Biiieep … biiieep … biiiieep … Kann bitte jemand dieses nervtötende Geräusch abstellen? Ahhh … aua … Schmerz … und diesen Schmerz bitte auch abstellen … Was zum Teufel?

»Mr. Hernandez, Sie sollten sich etwas Ruhe gönnen. Wir rufen Sie, sobald es etwas Neues gibt. Ms. Hendrich braucht jetzt Ruhe.«

»Nein! Ich bleibe hier!«

Hernando … Du siehst scheiße aus … Hast du die Nacht durchgemacht? Kommen diese rotgeäderten Augen vom Alkohol oder von härteren Drogen? … Und warum weinst du jetzt? … Hm, diese unendliche MüdigkeitSchlaf.

»Mr. Hernandez, bitte, Sie sollten auch an sich denken. Hier ein Kaffee.«

»Er weicht nicht von ihrem Bett, geschweige denn von ihrer Seite.«

»Mr. Hernandez, der Arzt möchte mit Ihnen sprechen.«

Oh, bitte nicht aufhören … hm, deine Hände … Hernando …

»Milia, du darfst nicht gehen – komm zurück!«

Ich bin doch da … aua! Und dieser verdammte Schmerz ist auch da!

Oh … federleichte Ruby-Küsse. Ruby? Ruby auf Hernandos Arm? Ruby

»Mama muss jetzt noch viel schlafen. Alles wird gut.«

»Schlaf gut, Mama! Hab dich lieb … Bis bald!«

Diese unendliche Müdigkeit … Schlaf.

 

*

 

Durst! Ich habe Durst! Milia blinzelte. Selbst das unwirkliche Licht, das durch die nicht ganz geschlossenen Rollos in das Zimmer fiel, blendete sie. Als sich ihre Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, sah sie Hernando, der auf einem Stuhl neben dem Bett saß. Sein Kopf ruhte auf seinen Armen, die er auf das Bett, in dem sie lag, abgelegt hatte. Unter größter Anstrengung hob Milia ihre Hand und strich Hernando sanft über den Kopf. Völlig verschlafen schaute er Milia mit seinen tiefblauen Augen an. Unendliche Erleichterung machte sich auf seinem Gesicht breit. Hektisch drückte er auf einem Schalter herum, während er Milia mit der anderen Hand über den Kopf streichelte.

»Mi corazon, warte, die Schwester kommt gleich.« Ich kann nicht reden … Scheiße, was ist das in meinem Mund und Hals? Milia sah, dass die Zimmertür aufging und eine Frau in einer Art Kittel in Hellgrün und dunkelgrünen Hosen das Zimmer betrat. Die Frau schickte Hernando aus dem Zimmer. Er folgte ihrer Anweisung nur ungern und ließ widerwillig Milias Hand los. Die Frau in den grünen Kleidern befreite Milia von dem Tubus, der sie in den vergangenen Tagen mit Sauerstoff versorgt hatte.

»So, Ms. Hendrich, hier … bitte ganz langsam trinken«, lächelte die Frau Milia aufmunternd an. Milia trank in kleinen Schlucken, obwohl sie am liebsten gierig alles auf einmal getrunken hätte.

»Ms. Hendrich, Dr. Richards wird gleich nach Ihnen sehen«, sagte die Frau in Grün. Sie inspizierte noch die Einstellung der Apparate um Milia herum und drehte an einigen Knöpfen. Dann verschwand sie mit einem Lächeln aus der Tür. Kaum dass sie die Tür geöffnet hatte, drückte sich Hernando an ihr vorbei und war an Milias Seite. Seine linke Hand ergriff ihre auf dem Bett liegende Rechte, während seine rechte Hand sich um ihre Wange wölbte und sein Daumen sanft darüber strich. Seine Augen leuchteten in diesem Tiefblau, das Milia immer wieder den Atem raubte.

»Du lebst, mi corazon«, hauchte er dann mit leiser Stimme, als ob er sich diesen Umstand bestätigen musste.

»Hernando …«, krächzte Milia.

»Sshhh! Du musst dich noch schonen. Hier!« Hernando hielt ihr den Trinkbecher hin und Milia trank erneut in kleinen Schlucken. Wo zur Hölle bin ich hier? In einem Krankenhaus! Aber warum?

»Milia …«, begann Hernando und streichelte ihr wieder sachte über ihre Wange. Er blickte sie flehend an.

»Hernando, was …?«, krächzte sie erneut.

Doch bevor sie ihre Frage stellen konnte, öffnete sich die Zimmertür und ein Afroamerikaner mit kurz geschnittenen Haaren betrat den Raum. Er lächelte Milia an und stellte sich als Dr. Richards, ihr behandelnder Arzt, vor. Na, jetzt bin ich aber gespannt! Hernando stand weiterhin neben ihrem Bett und hielt ihre Hand.

»Können Sie sich an irgendetwas erinnern, Milia?«, fragte Dr. Richards mit seiner tiefen, aber angenehm klingenden Stimme. Strahlender Sonnenschein. Hernando sitzt entspannt auf der Terrasse seines Büros und hält sein Gesicht in die Sonne … so fallen die Schatten immer hinter dich. Wenn ich in dein Gesicht schaue, fallen meine Schatten hinter mich, Hernando … Schmerz! Sie blickte Hernando mit großen Augen an, öffnete ihren Mund und schloss ihn wieder, ohne dass sie etwas gesagt hätte.

Dr. Richards räusperte sich nun seinerseits und sagte dann: »Milia, Sie sind vor drei Tagen angeschossen worden. Wir mussten Sie operieren. Sie haben viel Blut verloren während der komplizierten Operation. Anschließend wurden Sie in ein künstliches Koma versetzt.« Bitte was? Milias Finger schlossen sich fest um Hernandos Hand.

»Ich bin angeschossen worden?«, flüsterte sie.

»Ja, Milia. Wir werden Sie noch untersuchen müssen, aber für jetzt sieht alles danach aus, dass Sie das Schlimmste überstanden haben. Sie sollten sich aber noch schonen«, lächelte Dr. Richards sie an. »Für jetzt lasse ich Sie beide allein. Wir sehen uns bald wieder. Milia, Mr. Hernandez.« Dr. Richards verabschiedete sich mit einem Lächeln und ging.

»Milia, ich …« Hernando strich Milia sanft über ihre Wange. Er atmete tief ein und wieder aus und sagte dann: »Milia, ich bin so unendlich froh, dass du lebst!« Er beugte sich zu ihr und küsste sie sachte auf ihre Stirn. Ohne ihre Hand loszulassen, zog er seinen Stuhl ans Bett und setzte sich. Er nahm ihre Hand, die seine Hände umspannten, und legte sie an seine Stirn. Dann hob er seinen Kopf und blickte Milia an.

»Milia, das waren schreckliche drei Tage …«

»Wo ist Ruby?«, unterbrach Milia ihn.

»Sie ist zu Hause. Bei uns zu Hause. Anna hat sich die vergangenen Tage um die Kinder gekümmert.«

»Geht es ihr gut?«, fragte Milia leise.

»Ja, ihr geht es gut, Milia.«

»Warst du mit ihr hier?«, flüsterte sie. Sobald sie lauter sprechen wollte, brach ihre Stimme.

»Ja, sie wollte dich sehen und die Ärzte sagten, es wäre vielleicht gut, wenn du ihre Stimme hören würdest«, erklärte Hernando.

»Ich habe sie gesehen. Du hattest sie auf dem Arm und sie hatte ihre Arme um deinen Hals gelegt. Ich habe euch auch sprechen hören«, erwiderte Milia.

»Dann hatten die Ärzte recht. Sie sagten, dass du auch immer wieder zwischendurch etwas wahrnehmen könntest«, lächelte Hernando und küsste jeden einzelnen ihrer Fingerknöchel.

»Ich war nur so unendlich müde …«, flüsterte Milia.

»Sie haben dich immer wieder betäubt, um dir die Schmerzen erträglicher zu machen.«

Milia löste ihre Hand aus seinem Griff. Sie legte ihre Hand an seine Wange und strich zärtlich darüber. »Ich habe dich weinen sehen …«

Hernando schloss seine Augen und küsste ihre Handinnenfläche. »Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren. Die Kugel hat mir gegolten, Milia. Und du hast nur zur falschen Zeit am falschen Ort gestanden.«

»Oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um die Kugel von dir abzuhalten«, hauchte Milia mit einem schiefen Lächeln.

»Milia, sag so was nicht. Du hättest sterben können …«, empörte sich Hernando mit leiser Stimme.

»Wieso hat sie dir gegolten, Hernando?«

»Es gab Anzeichen …«, räusperte er sich.

»Die Bodyguards! Dann hast du also tatsächlich eine Morddrohung erhalten?«

Milia schnappte nach Luft. Bevor Hernando ihr alles erklären konnte, wurde erneut die Zimmertür geöffnet und Dr. Richards trat in Begleitung der Schwester, die Milia nun ja schon kannte, ein. Hernando wurde ein weiteres Mal aufgefordert, das Zimmer zu verlassen. Auch diesmal kam er der Aufforderung nur unwillig nach. Sanft küsste er Milia und sagte: »Ich werde wiederkommen, sobald Dr. Richards die Untersuchung beendet hat.«

 

*

 

»Emilia Hendrich! Was hast du wieder angestellt?« Wieso bin ich plötzlich wieder acht Jahre alt und wieso höre ich meine Mutter? Mutter? Mama?! Sie schlug die Augen auf und blickte in das Gesicht ihrer Mutter.

»Was machst du hier, Mama?«, fragte Milia – mittlerweile wieder mit ihrer normalen Stimme.

»Hernando hat uns holen lassen. Oh Gott, Milia! Dass dir so etwas passiert! Du hättest sterben können!«

»Ich lebe ja noch«, maulte Milia.

»Milia, ich bin froh, dass es dir gut geht«, hörte Milia daraufhin eine tiefe Bassstimme.

»Erich! Du bist auch da!« Milia lächelte den Lebensgefährten ihrer Mutter an.

»Na, ich konnte doch nicht alleine fliegen!«, empörte sich ihre Mutter. Oh, kann ich bitte wieder dieses einzigartige Mittel bekommen, das mich in diesen wunderschönen tiefen Schlaf versetzt? Nur so lange, bis sie wieder weg ist?

»Hernando ist ja so ein netter Mann, Milia! Und so großzügig! Und wie er mit Ruby umgeht – also, du hättest mir doch sagen können, dass du wieder jemand in deinem Leben hast.«

Glücklicherweise nahm sich Erich Milias Mutter an und sagte: »Lore, Milia hätte ihn uns schon zur rechten Zeit vorgestellt.«

»Wo hast du ihn denn kennengelernt? Doch nicht in irgend so einem Schuppen, in den du früher gegangen bist?« Lore Hendrich rümpfte ihre Nase.

»Mama!«, empörte sich Milia. »Ich kann dir das dann alles mal in einer ruhigen Minute erzählen …«, seufzte sie dann.

»Seid ihr bei Hernando zu Hause?«, fragte Milia nun zweifelnd.

»Nein, Kind! Wir sind in einem tollen Hotel, direkt am Strand. Aber jetzt sag – wie geht es dir?« Ihre Mutter tätschelte ihr besorgt die Hand.

»So weit ganz gut. Die Ärzte sagen, es grenzt nahezu an ein Wunder, dass es mir so gut ginge. Es war wohl recht heikel …«

»Ja, zum Glück kann Erich ja Englisch. Er hat mir alles übersetzt. Du hast wohl wirklich Glück gehabt.« Jetzt strich ihre Mutter sanft über Milias Wange.

»Wie lange seid ihr denn schon hier in Miami?«

»Wir sind seit drei Tagen hier. Hernando hat sich um den Flug und die Unterkunft gekümmert, also wahrscheinlich eher der nette junge Mann. Erich, wie …?«

»Moudi, Mama, sein Name ist Moudi«, sagte Milia mit tonloser Stimme.

»Ja, genau«, strahlte ihre Mutter sie an. »Ach, und Ruby hat sich richtig gefreut, uns zu sehen. Sie scheint sich sehr wohl zu fühlen bei Hernando und den Kindern. Dann ist da ja auch noch die Kinderfrau – Anna, richtig? Und Rosa – das ist wohl die Haushälterin«, plapperte ihre Mutter, während Milias Blick zu der Zeichnung wanderte, die auf ihrem Nachttisch neben dem Krankenhausbett prangte. Ruby, Cherise und Brandon hatten sie zusammen gemalt und ›Werde bald wieder gesund, Milia‹ darauf geschrieben. Ruby hatte noch ›Mama‹ hinzugefügt und ein Herz darum gemalt. Sogar Luis’ Unterschrift war auf dem Papier zu sehen.

Ein Lächeln spielte um Milias Mund. Sie war jetzt den dritten Tag wieder durchgängig bei Bewusstsein. Mittlerweile war sie in ein anderes Zimmer verlegt worden. Zwei üppige Blumenbouquets, zusammengestellt aus den verschiedensten Blumen, standen in zwei weißen Körben auf einem Sideboard. Die Blumen hatte Hernando bringen lassen, sobald er wieder gehen musste. Erneut spielte ein Lächeln um Milias Lippen.

»Lore, lass uns jetzt gehen. Hernando wollte noch mit den Kindern kommen und Milia soll sich noch etwas ausruhen«, sagte Erich und drückte sanft die Schultern von Milias Mutter.

»Gut, Kind. Wir gehen dann und werden dich morgen wieder besuchen«, sagte ihre Mutter und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Erich tätschelte ihre Hand und lächelte Milia liebevoll an. Dann verschwanden sie durch die Zimmertür. Es dauerte keine zehn Minuten, dann öffnete sich die Zimmertür erneut und Hernando stand mit Ruby an der Hand im Zimmer.

»Sunshine!«, strahlte Milia und öffnete ihre Arme weit. Die schmerzende Wunde machte ihr noch zu schaffen und sie verzog das Gesicht.

»Mama!«, sagte Ruby empört, lächelte dann aber sofort und schmiegte sich an Milia, als sie auf das Bett gekrabbelt war.

»Mama! Tut das noch weh?«, fragte Ruby auf Deutsch.

»Noch ein bisschen, meine Süße. Aber das verheilt wieder. Und die Ärzte finden, dass das alles sehr gut verheilt und ich hoffentlich bald wieder gesund bin«, lächelte Milia ihre Tochter an.

»Du bist Superwoman!«, blickte Ruby Milia mit übermütig blitzenden Augen an.

Sie rieb ihre Nase an der ihrer Tochter und sagte: »Ja, Sunshine, für dich bin ich Superwoman.«

Hernando hatte sich mittlerweile auf der anderen Seite des Betts einen Stuhl herangezogen und sich hingesetzt. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. »Alles, was ich verstanden habe, war ›Superwoman‹«, grinste er die beiden an.

Ruby erwiderte daraufhin in breitestem Amerikanisch: »Ja, Mama ist Superwoman! Und du musst auch noch Deutsch lernen!«

»Ja, Boss!«, seufzte er mit einem zerknirschten Ausdruck im Gesicht.

»Mama, hat dir das Bild gefallen, das wir dir gemalt haben?«, fragte Ruby dann, als sie das Bild entdeckt hatte.

»Hhmm, und ihr habt es tatsächlich zusammen gemalt?«

»Ja, nur Luis wollte nicht – aber wenigstens hat er dann noch seinen Namen darauf geschrieben«, schmollte Ruby. »Brandon, Cherise und Luis warten auch noch draußen. Sie sollen einer nach dem anderen reinkommen«, sagte Ruby.

»Hol sie alle rein – ich werde das schon überleben!«, lächelte Milia. Und schon war Ruby vom Bett und an der Tür.

Hernando nahm sachte Milias Hand. »Bist du sicher?«

Sie lächelte ihn an und sagte: »Ich bin nicht aus Zucker und falle nicht beim geringsten Windhauch um!«

Jetzt war es eh schon zu spät, da der Raum angefüllt war mit ihrem eigenen Nachwuchs und dem von Hernando. Brandon eroberte einen Platz am Bett und hielt die ganze Zeit Milias Hand. Die beiden Mädchen saßen am unteren Bettrand und Luis stand lässig mit den Händen in den Hosentaschen an die Wand gelehnt.

»Und Daddy hat gesagt, dass ihr dann zu uns ziehen werdet!«, strahlte Cherise.

»Das stimmt doch, Milia, oder?«, fragte sie dann mit Kulleraugen.

»Wenn ihr nichts dagegen habt und Ruby einverstanden ist.« Milia blickte in die Runde.

»Nein! Wir haben nichts dagegen!«, sagten Cherise und Brandon wie aus einem Mund. Ach, sieh an! Da sind sich die zwei einig. Und eure Mütter werden sich genauso einig sein, dass sie es nicht gut finden werden.

»Und ich bin auch einverstanden!«, strahlte Ruby.

Luis stand weiterhin lässig gegen die Wand gelehnt. Er zuckte nur mit den Schultern.

»Aber lasst uns das alles besprechen, wenn ich hier draußen bin, ja?«, forderte Milia die Kinder auf.

»Luis, gehst du mit den Kindern in den Warteraum – ich bin gleich bei euch«, sagte Hernando.

Als sich die Kinder bei Milia verabschiedet hatten und durch die Tür verschwunden waren, setzte Hernando sich neben sie auf das Bett und nahm ihre Hand in seine Rechte. Seine andere Hand legte er sanft auf ihre Wange. Dann beugte er sich zu ihr und küsste sie sachte. Seufzend legte er seine Stirn auf ihre. »Milia, ich hoffe, dass ich dich Anfang der nächsten Woche nach Hause holen kann. Ich habe mit Dr. Richards gesprochen und er ist damit einverstanden. Ich werde dich zu Hause bestmöglich pflegen lassen und Pflegepersonal rund um die Uhr dahaben.«

Milia befreite ihre Hand aus seiner und legte beide Hände um sein Gesicht. »Hernando! Du sollst aufhören, dich selbst zu zerfleischen! Es ist passiert und wäre ich nur eine Minute früher oder später da gewesen, hätte ich für dich den Notarzt holen müssen! Du kannst es nicht ändern.«

Milia suchte Halt in seinen Augen. Ein Schatten legte sich über sein Gesicht. »Ich hätte nie gedacht, dass mich meine Vergangenheit auf diese Art einholt.«

»Gibt es Neuigkeiten von der Polizei? Haben sie den Schützen gefasst?«

»Nein, sie haben auch noch keine stichfesten Beweise, dass es tatsächlich ein Auftrag von Marques gewesen ist. Moudi ist auch an der Sache dran. Er verfolgt ja schon seit mehreren Wochen eine Spur«, sagte Hernando leise. Wieder strich sie über seine Wange.

»Hol mich nach Hause, und dann sehen wir weiter«, erwiderte sie und küsste ihn dann.

»Ich vermisse dich!« Leise seufzend löste sie sich von seinen Lippen.

»Ich dich noch viel mehr.«

 

*

 

Schmerz! Blut! Milia! Hernando, kannst du mich hören? Ich falle tief! So tief! Und tiefer. Ich finde keinen Halt. Milia setzte sich schweißgebadet im Bett auf. Sie schwang ihre Beine über die Bettkante und ging auf wackligen Beinen Richtung Badezimmer. Sie war noch nicht wirklich im Badezimmer ihres Zimmers angekommen, da stand auch schon eine Schwester des Pflegeteams, das sich rund um die Uhr um sie kümmerte, hinter ihr.

»Rachel! Ich muss pinkeln!«, herrschte Milia die stämmige Afroamerikanerin an, die mit vor der Brust verschränkten Armen und einem unerbittlichen Gesichtsausdruck hinter ihr stand.

»Auch das werden Sie bis auf Weiteres unter meiner Aufsicht tun, Milia! Ihr Kreislauf braucht noch etwas, bis er wieder wirklich funktioniert«, sagte sie mit ihrer sanften Stimme.

»Dann lehnen Sie wenigstens die Tür an«, murmelte Milia. Grummelnd blieb Rachel vor der Tür stehen.

»Ich würde gerne kurz unter die Dusche springen, Rachel!«, sagte Milia, nachdem sie die Toilettenspülung betätigt hatte.

»Ich kann Sie auch waschen, Milia«, schlug Rachel amüsiert vor.

»Ich weiß Ihre geschulten Hände zu schätzen, Rachel, aber ich habe das Gefühl, dringend laufendes Wasser auf mir spüren zu müssen«, sagte Milia, während sie wieder die Tür öffnete.

»Morgens um drei?«, fragte Rachel mit hochgezogener Augenbraue.

»Ich hatte einen Scheißtraum und würde gerne für eine Minute unter die Dusche«, bettelte Milia.

»Ziehen Sie sich aus und lassen Sie mich Ihre Wunden verkleben«, antwortete Rachel. Milia ließ sich von Rachel versorgen und genoss dann die kurze Dusche. Anschließend half Rachel ihr beim Anziehen wie einem Kleinkind, da Milia immer noch gehandicapt war. Ohne Widerrede legte sie sich dann auch wieder in das Bett. Nachdem Rachel sich vergewissert hatte, dass so weit alles mit Milia in Ordnung war, legte sie Milia wieder den Pulsmesser um die Fingerkuppe des rechten Ringfingers und verließ das Schlafzimmer. Seit ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus war Milia wieder in dem Gästezimmer im oberen Stockwerk eingezogen, da sich hier ein weiteres Gästezimmer befand, in dem der jeweilige Nachtdienst sein Lager aufschlug. Ich koste dich jetzt schon ein Vermögen, Hernando! Seufzend schloss Milia ihre Augen und versuchte, erneut Schlaf zu finden.

 

*

 

Moudi zog im Hintergrund die Fäden und hatte sich um alles gekümmert, was Milias und Rubys weiteren Aufenthalt und die folgende Ausreise aus den USA betraf. Sie hatte ihn erst an dem Tag wiedergesehen, an dem sie das Krankenhaus verlassen hatte. Mit betretenem Gesicht war er in ihr Zimmer und an ihr Bett gekommen.

»Moudi!«, hatte sie ihn mit strahlenden Augen empfangen.

»Milia, es tut mir so unendlich leid. Das hätte nicht passieren dürfen. Ich hätte es verhindern müssen!«, hatte er dann mit schuldbewusster Miene und gebrochener Stimme gesagt.

»Nein! Hättest du nicht! Genauso wenig, wie Hernando es hätte verhindern können – ihr geht mir mit eurem Gejammer auf die Nerven. Ihr könnt mich nicht auf ewig in Watte packen. Wenn wir uns so eine Scheißangst einjagen lassen, lachen sich diese Typen doch nur ins Fäustchen. Komm her, du …«, regte sich Milia mit weit geöffneten Armen auf.

Moudi ließ sich erleichtert von ihr umarmen und sagte in ihr Haar: »Verzeih mir, Milia!«

»Hiermit geschehen!«, erwiderte sie mit strahlenden Augen, nahm sein Gesicht in ihre Hände und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.

»Milia!«, sagte Moudi atemlos.

Sie knuffte ihn in den Bauch und grinste ihn an. »Leider musst du mal wieder mein Gepäck tragen, ich bin etwas indisponiert.«

 

*

 

Die Polizei von Miami Dade hatte mittlerweile nachweisen können, dass tatsächlich Dante Marques, ein Drogendealer, der durch Hernandos Deal mit den Behörden vor Jahren verurteilt worden war, der Drahtzieher hinter dem Anschlag auf Milia – eigentlich ja auf Hernando – gewesen war. Er war festgenommen worden und saß in Untersuchungshaft, war aber auf Kaution wieder freigelassen worden. Dieser Umstand hatte sowohl Hernando als auch Moudi missmutig gestimmt. Da kletterst du die gesellschaftliche Leiter so hoch, aber deine Vergangenheit klebt an dir wie Teer und lässt dich nicht los. Hernando, ich dachte, das Schlimmste, mit dem ich konfrontiert werden würde, wären deine verflossenen und vielleicht weiter vorbeifließenden Frauengeschichten. Dass ich mich mitten in einer CSI-Miami-Fernsehfolge befinden könnte, stand nicht zur Debatte. Milia lag auf dem großen Sonnenlounger unter dem Sonnensegel auf der Terrasse. Sie hatte es sich bequem gemacht und die Rückenlehne mit einem Berg Kissen ausgepolstert.

Cherise, Brandon und Ruby waren zum Übernachten bei Mariel. Die Sommerferien dauerten immer noch an und Mariel wollte ihnen etwas Abwechslung bieten. Einzig Luis war noch da. Er hockte aber in seinem Zimmer vor dem PC. Hernando hatte einen Termin bei seinen Anwälten und Milia erwartete ihn nicht vor dem Abendessen zurück.

Gedankenverloren ließ sie ihren Blick über den Atlantik schweifen und war gerade dabei, wegzudösen, als sie ein Räuspern vernahm und ein Schatten auf sie fiel. Mit ihrer Hand schirmte sie ihre Augen ab, als sie hochblickte.

»Luis!«

»Sorry, habe ich dich erschreckt?«, lächelte er sie an.

»Ich dachte, du bist in virtuellen Welten verschwunden – ja, du hast mich erschreckt«, erwiderte sie mit einem Lächeln im Gesicht.

»Kann ich mit dir reden?«, fragte er schüchtern.

»Ja, setz dich.«

»Ich wollte wegen gestern Abend mit dir reden«, sagte er zögernd. Gestern Abend? Ach, die Zusammenkunft unserer Patchworkfamilie! Milia musste schmunzeln, als sie an den gestrigen Abend zurückdachte. Sie hatten alle zusammen an dem großen Esszimmertisch gesessen und sich darüber unterhalten, wie die nähere Zukunft aussehen würde. Letztendlich waren sie so verblieben, dass Milia erst einmal mit Ruby nach Deutschland zurückfliegen würde, um dort alles Organisatorische zu regeln. Spätestens Ende Oktober sollten sie dann endgültig nach Miami übersiedeln. Alle am Tisch waren aufgeregt am Durcheinanderreden gewesen, außer Luis, der die ganze Diskussion völlig gleichgültig verfolgt hatte. Mitten in das Stimmengewirr hinein hatte er dann nur gefragt: »War’s das? Kann ich jetzt gehen?« Hernando war schon auf dem Sprung gewesen, ihn zu maßregeln, als Milia ihn sanft an der Hand haltend davon hatte abhalten können.

»Also, sprich!«, sagte Milia mit einem spöttischen Zug um die Lippen.

»Es tut mir leid, wie ich reagiert habe«, sagte er leise.

»Weil du deine überschwängliche Freude nicht sofort hinausgeschrien hast?«, fragte sie spöttisch mit hochgezogenen Augenbrauen. Luis schenkte ihr dafür ein charmantes schiefes Lächeln. Hernando! Leibhaftig wie du! Sie konnte nicht anders, als dieses charmante Lächeln zu erwidern.

»Ich mag dich und ich mag auch Ruby – selbst wenn sie sich schon langsam, aber sicher in eine Diva wie Cherise verwandelt«, sagte er seufzend.

»Na, das ist ja schon mal die halbe Miete«, grinste Milia ihn an.

»Und ich mag es, dass du und Dad uns einbezogen habt. Bei Darla hat er uns einfach vor vollendete Tatsachen gestellt«, erklärte ihr Hernandos ältester Sohn.

»Aber«, sagte Milia.

»Ich finde, es geht alles so schnell, und – ich weiß auch nicht, Milia. Wenigstens wollte ich mich entschuldigen und dir sagen, dass ich mich freue, wenn ihr im Oktober wiederkommt«, sagte er und blickte Milia offen ins Gesicht.

»Mir macht es auch Angst, dass alles so schnell geht – manchmal habe ich das Gefühl, dass jemand auf die Vorspultaste gedrückt hat, aber dann andererseits fühlt sich vieles so richtig an. Dein Dad überrascht mich jeden Tag aufs Neue. Und ich habe mich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt, wie ich es tue, seit ich deinen Vater kenne«, versuchte sie ihm zu erklären.

»Aber du gibst alles einfach so auf: Du hast doch auch ein Leben. Freunde, Familie und auch Ruby hat Freunde und deine Familie. Das lässt du alles hinter dir«, zweifelte Luis.

Milia atmete tief durch und blickte ihn dann an. »Aber ich bin doch nicht mit Ruby irgendwo im All verschwunden. Ich werde auf der anderen Seite des Atlantiks leben – das habe ich mit meiner besten Freundin auch schon fünf Jahre durchexerziert. Und siehe da, wir sind immer noch befreundet. Sie musste sich auch entscheiden, entweder ihr Leben weiterzuleben oder aber ihrem Ehemann zu folgen.«

»Aber du willst Dad ja noch nicht mal heiraten!«, empörte sich Luis.

»Das hat andere Gründe, Luis. Ich brauche weder einen Ring noch ein Stück Papier, das anderen deutlich macht, dass ich mit dem Menschen zusammen bin, den ich liebe.«

»Du liebst ihn wirklich. Selbst, dass du fast für ihn draufgegangen bist, lässt dich nicht die Flucht ergreifen«, flüsterte Luis.

»Ganz ehrlich, Luis, das hat mir alles eine Heidenangst eingejagt, aber ich will einfach nicht ohne deinen Vater sein – und dieser Wunsch ist größer als alle Ängste und widersprüchlichen Gefühle, die in mir kämpfen«, lächelte sie ihn an.

Er erhob sich und sagte mit einem schiefen Lächeln leise: »Na, dann hoffe ich mal, dass er das nicht vermasselt!«

Als er seinen Kopf hob, sagte er nonchalant: »Hey Dad!«

»Luis«, begrüßte Hernando ihn trocken.

»Hey!« Milia lächelte ihn strahlend an. Sie setzte sich auf und genoss es, von Hernando mit einem Kuss begrüßt zu werden. Luis war mittlerweile schon im Inneren des Hauses verschwunden. Hernando ließ sich müde auf das Sonnenbett fallen und streckte seine Arme rechts und links von sich aus. Milia konnte nicht widerstehen und setzte sich rittlings auf seinen Schoß. Sofort versteifte sich jede Faser an Hernandos Oberkörper und er setzte sich wieder auf.

»Milia!«

Sie legte ihre Arme um seinen Hals und flüsterte leise in sein Ohr: »Ich hatte die vergangenen zwei Tage diesen knackigen Physiotherapeuten hier, den du bezahlst – und der sagte, in Absprache mit Dr. Richards, dass mir kleinere sich steigernde Belastungen nicht schaden würden. Ich solle zwar nicht übermütig werden und den Iron Woman mitlaufen, aber mehr, als nur rumzuliegen, dürfte ich mir schon zutrauen.« Sie knabberte verführerisch an seinem Ohrläppchen.

»Milia, ich will, dass es dir gut geht. Du bist erst seit zwei Wochen aus dem Krankenhaus zurück.«

Er stöhnte, als sie sich an ihn schmiegte und ihre Hände über seinen Rücken glitten.

»Ich hätte nie gedacht, dass der Gedanke an guten alten Blümchensex und Missionarsstellung zu meinen erotischen Fantasien gehören würde«, hauchte sie ihm ins Ohr. »Lass mich heute Abend bei dir schlafen, Hernando. Rachel ist in ihrem Zimmer und du kannst sie jederzeit holen, wenn du glaubst, dass ich sie brauche«, lächelte sie, während sie seinen Hals verführerisch küsste.

Vorsichtig schmiegte sich Hernando an Milia und seufzte in ihre Halsbeuge: »Milia, ich kann den Gedanken nicht ertragen, dir wehzutun.«

Sie rückte ein Stück von ihm ab und fragte mit schmalen Augen: »Warum solltest du mir wehtun, wenn du mit mir schläfst, Hernando?«

»Fühlst du dich wirklich schon wieder so weit, Milia?«, fragte er leise und bannte dabei ihren Blick.

»Mr. Hernandez, ich fühle mich immer so weit, wenn es um Sie geht. Gut, ich habe etwas geschwächelt in den vergangenen Wochen, aber ich verzehre mich mit Leib und Seele nach Ihnen. Auch wenn ich Ihnen nur die Schmusevariante bieten kann«, lächelte sie ihn verführerisch an. »Oder ist Ihnen die Lust auf mich vergangen?«, fragte sie dann mit spöttisch nach oben gezogener Augenbraue.

Hernando ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten und folgte der Rundung ihrer Taille, die in ihren prallen Po überging. Mit rauer Stimme und seinen Lippen an ihrem Hals raunte er: »Mir wird nie die Lust auf Sie vergehen, Ms. Hendrich.«

Milia rutschte von seinem Schoß und sagte mit einem unverschämt breiten Grinsen im Gesicht: »Dann lass uns schnell zu Abend essen!«

 

*

 

Milia hatte sich nach dem Abendessen geduscht und ein Spitzennachthemd angezogen. Es verdeckte die immer noch sichtbaren Wunden, die langsam verheilten. Der Cache-Coeur-Ausschnitt war extrem tief und offenbarte mehr, als dass er etwas verhüllte. Sie warf sich den schwarzen Satinkimono über und huschte die im Halbdunkel liegende Treppe hinunter.

Leise klopfte sie an Hernandos Tür und betrat sein Wohnzimmer. Aus dem Schlafzimmer kam leise Musik: sanfte, soulige R ’n’ B-Klänge. Milias Lippen umspielte ein Lächeln, als sie sich von hinten Hernando näherte, der mit verschränkten Armen vor der Terrassentür stand und nach draußen blickte. Sie ließ den Satinkimono auf den Boden gleiten und schlang ihre Arme um Hernandos Taille. Mit ihren Lippen an seinem Ohr hauchte sie: »›They like it slow‹ von ›H-town‹. Milia likes it slow.«

Hernando drehte sich in ihrer Umarmung zu Milia um und grinste sie mit einem breiten Lächeln an. »Wieso wundert es mich nicht, dass du diesen Song kennst?« Seine Lippen wanderten sanft über ihre Schläfe.

»Da bekommt ›H-Town‹ eine ganz andere Bedeutung«, kicherte sie leise. Er blickte mit gerunzelter Stirn zu ihr auf und lächelte dann, als Milia seufzte: »Hernando-Town!«

Zärtlich glitten seine Hände über ihren Körper und verweilten dann auf ihren üppigen Hüften. Milia drehte sich in seiner lockeren Umarmung und wandte ihm ihren Rücken zu. Im Rhythmus zu den verführerischen Klängen des Songs ließ sie ihr Becken kreisen. An ihrem Po spürte sie auch die prompte Antwort seitens Hernandos Körper. Wollüstig rieb sie mit ihrem Hintern über die pralle Ausbuchtung in seinem Schoß.

Seine Hände verweilten immer noch auf ihren Hüften und folgten ihren aufreizenden Bewegungen. Milia ließ sich weiter von der Musik leiten und machte mit ihrer kleinen Tanzeinlage weiter. Sie lächelte, als sie Hernando mit vor Wollust belegter Stimme sagen hörte: »Jetzt bekomme ich also auch noch Milia, die ›erotische Tänzerin‹, zu Gesicht!«

Ein letztes Mal stupste sie Hernando mit ihrem ausgeprägten Hinterteil an und zog ihn dann an der Hand hinter sich her zum Bett. Mit aufreizendem Hüftschwung ging sie ihm voraus und kletterte dann betont langsam auf die breite Matratze.

Mit einem verführerischen Lächeln auf ihrem Gesicht legte sie sich auf ihren Rücken und stützte sich auf ihren Ellenbogen ab. Hernando berührte mit seinen Händen sachte ihre Knie und drückte diese leicht auseinander. Als er sich über ihren Schoß beugte, liebkoste er mit knabbernden Küssen die Innenseite ihrer fülligen Schenkel.

Milia schnurrte und wand sich vor Lust. Als Hernando nun auf die Spitzenpanty stieß, die Milia trug, hob er fragend seinen Kopf. Sie blickte ihn an und zischte mit blitzenden Augen: »Zerreiß es!« Er folgte ihr aufs Wort und ließ dann seine Finger über ihre Scham gleiten. Dann senkte er seinen Mund auf ihren Schoß. Sanft strich er über die äußeren Lippen und entlockte Milia ein lüsternes Stöhnen, als seine Zunge zärtlich ihre Spalte teilte. Während seine Zunge in tiefere und feuchtere Gegenden ihrer Pussy vordrang, stöhnte Milia laut seinen Namen. Seine Hände liebkosten sachte die Innenseite der Schenkel und wanderten dorthin, wo sein Mund Milia schon zum Zerfließen brachte. Vorsichtig glitt er mit zwei Fingern in ihre tropfend nasse Pussy und saugte unterdessen weiter an Milias Klit. Das ist so gut. So verdammt gut! Ich kann nicht mehr … ich … Sie wollte schon murren, weil Hernando plötzlich mit seiner exquisiten Behandlung aufgehört hatte, doch als sie sich aufrichtete und ihre Augen im gedimmten Licht Hernandos wippenden Schwanz entdeckten, leckte sie sich vor Vorfreude über ihre Lippen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht griff sie mit ihrer Hand nach seiner prallen Männlichkeit und stülpte genüsslich ihre vollen Lippen über die runde Eichel. Gierig sog sie den ersten Lusttropfen ein und ließ dann ihre Zunge mit ihrem frivolen Spiel dieses Prachtstück von Schwanz verwöhnen. Sie spürte Hernando, wie er sacht ihren Kinnbogen streichelte, und hob ihren Blick. Er nagte an seiner Unterlippe und ergötzte sich an dem Schauspiel, das sie ihm bot. Seufzend entwich seinem Mund ihr Name. Dann spürte Milia, wie er sie sanft an ihren Haaren zog und sich so von ihren Lippen befreite. Ein weiteres Mal wollte sie murren, aber Hernando verschloss ihre Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Ungeduldig schob er seine Hände unter den Rand des eng anliegenden Nachthemds und zog es Milia dann über Kopf aus. Wo es letztendlich landete, war ihr egal, als Hernando sie sachte rücklings auf das Bett drängte. Langsam und jeden Zentimeter ihrer Haut unter seiner Hand genießend glitt er von ihrem Oberschenkel über ihre füllige Hüfte und ihren weiblich gewölbten Bauch zu ihrem Busen. Sanft umspannte er diesen und senkte dann seine Lippen auf den erwartungsvoll aufgerichteten Nippel.

Milia drängte sich ihm entgegen und schlang ihre prallen Schenkel um seine Hüften. Mit einem Lächeln um seine Lippen hob er den Kopf und lachte leise: »Das ist nicht ganz die Missionarsstellung.« Mit einem schelmischen Blitzen in ihren grauen Augen hob sie ihr Becken an und Hernando glitt willig in sie. Langsam ließ er tief in ihr seine Hüften kreisen. Seine Lippen glitten verführerisch über ihren dargebotenen Hals. Im Rhythmus der langsamen Musik bewegten sie sich auf ihren ersten gemeinsamen Höhepunkt in dieser Nacht zu.

 

*

 

Im Schein des hellen Mondlichts, das durch die Fenster schien, folgte Milias Blick Hernandos Zeigefinger. Sachte fuhr er über die kleine verheilende Schusswunde, die sich oberhalb ihres Brustansatzes befand. Sie nahm seine Hand in ihre, küsste seine Handinnenfläche und schmiegte dann ihre Wange in seine Hand.

»Hör auf, Hernando. Die Wunden werden gänzlich verheilen und so, wie die Narben verblassen werden, werden auch die Erinnerungen an diesen Moment verblassen. Also, hör auf damit, dich selbst zu quälen.«

Er seufzte dennoch gequält und blickte ihr in die Augen. Milia sagte leise: »Und außerdem hat sich das Problem Dante Marques von selbst erledigt.«

Moudi hatte ihnen vor Kurzem berichtet, dass Dante Marques, nachdem er auf Kaution freigelassen worden war, umgekommen war. Auf seiner Willkommensparty war er mit einem Cousin in Streit geraten und dabei so unglücklich auf der Ecke eines Tisches gelandet, dass er noch an Ort und Stelle gestorben war.

»Egal, was uns noch bevorsteht, Hernando – wir werden es gemeinsam durchstehen.«

Sie legte ihre Arme um ihn und schmiegte sich an ihn. Besänftigt durch die zarten Liebkosungen ihrer Hand schlief Hernando kurze Zeit später ein.

Frankfurt am Main

Der Oktober zeigte sich von seiner scheußlichsten Seite. In Miami wirst du auch Stürme ertragen müssen, aber wenigstens wird es nicht schlagartig eiskalt werden, Süße. Milia seufzte und packte weiter die Kisten, die sich in der ganzen Wohnung verteilt befanden. Eine Haushaltsauflösung war doch anstrengender, als sie gedacht hatte. Unglaublich, was wir zwei in den vergangenen fünf Jahren so alles zusammengetragen haben. Erneut seufzte Milia und machte dann wieder weiter. In weniger als vier Wochen würden sie und Ruby das Leben in Frankfurt hinter sich lassen. Ruby schien sich tatsächlich zu freuen und erzählte nur davon, was sie alles mit Cherise machen würde, wenn sie nur erst wieder in Miami wäre.

Milia hatte ihre Kündigung eingereicht und Herr Jansen hatte sie mit großem Bedauern angenommen. Er wollte nicht verstehen, dass sie in eine Stadt zurückkehren wollte, in der sie fast getötet worden war. Ungern hatte er sie ziehen lassen.

Als sie drei Wochen später dann endgültig ihren Arbeitsplatz geräumt hatte und sich von ihren Kollegen und Kolleginnen verabschiedet hatte, war sie verblüfft gewesen, als sie sich vor versammelter Mannschaft in Herr Jansens Armen wiederfand. Milia hatte aber keine Zeit gehabt, sich weiter mit diesem Umstand auseinanderzusetzen, da es nun Schlag auf Schlag Richtung Miami ging.

Sie und Ruby verbrachten ihre letzte Woche in Frankfurt bei ihrer Tante Lotte und ihrem Onkel Henry, da die Wohnung, in der sie die vergangenen Jahre gelebt hatten, völlig leer war. Milia hatte nur einen Großteil ihrer Kleider und wenige persönliche Dinge sowie Rubys Lieblingsspielsachen nach Miami vorausgeschickt. Auch von Manu und ihren restlichen Freundinnen hatte sich Milia ausgiebig verabschiedet.

Von ihren Freundinnen wurde sie zum Abschied in ihr Lieblingsrestaurant und anschließend in den Club, in dem sie vor noch nicht mal einem Jahr Hernando kennengelernt hatte, eingeladen.

Nun saß sie tatsächlich mit Ruby in dem Flugzeug, das sie in Richtung ihres neuen Zuhauses bringen würde. In wenigen Stunden würden sie in Miami landen und dann würde sich zeigen, ob es sich zwischen ihr und Hernando nur um ein Strohfeuer handelte oder ob sie auch im Alltag als Paar bestehen würden. Milia seufzte und schloss die Augen. Manu, ich hoffe, du behältst recht und alles wird gut!