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Für Monika, die beste Reisebegleiterin der Welt.

Wilfried Hildebrandt

Reisehusten

und andere Urlaubsabenteuer

© 2016Wilfried Hildebrandt

Umschlag: Monika Hempel
Karten: © OpenStreetMap contributors
Routen: OpenRouteService.org

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback 978-3-7345-8306-3
Hardcover 978-3-7345-8307-0
e-Book 978-3-7345-8308-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Wenn einer eine Reise tut …

Wernigerode (Harz)

Grünheide (Berliner Umland)

Breege (Rügen)

Mielno (Polen)

Schweriner See (Berliner Umland)

Konopiště (ČSSR)

Chałupy (Polen)

Börnichen (Erzgebirge)

Achtopol (Bulgarien)

Westberlin

Železná Ruda (ČSSR)

Frammersbach (Spessart)

Amsterdam

Pfronten (Allgäu)

London

Genf

Stockholm

Port Leucate (Frankreich)

Euronat Grayan (Frankreich)

Sliema (Malta)

Toronto

Humboldt (Kanada)

Banff (Kanada)

Wenn einer eine Reise tut …

… dann kann er was erzählen oder er schreibt seine Erlebnisse auf. Das Schreiben hat den Vorteil, dass man länger nachdenken kann, bevor man seine Abenteuer schildert. Heutzutage gibt es ja die Möglichkeit alles im Internet zu recherchieren, sodass man auch Jahrzehnte nach einer Reise noch recht gut weiß, wo man vorbeigekommen ist und was man gesehen hat - oder auch nicht.

Für den Leser hat es den Vorteil, dass er nicht wie der Zuhörer Interesse vortäuschen muss. Er kann ungeniert gähnen und wenn ihm danach ist, sogar einschlafen, ohne dass er sich den Zorn des Erzählers zuzieht. Natürlich hoffe ich, dass niemand bei der Lektüre meiner Reiseerlebnisse einschläft, aber wenn es nicht anders geht, dann bitte. Es ist schließlich kein Krimi, der seine Leser derart fesselt, dass sie gar nicht mehr schlafen können.

In diesem Buch berichte ich über meine Reisen von 1958 bis 1995 oder anders ausgedrückt von Wernigerode bis in die kanadischen RockyMountains.

Namen von Menschen habe ich mit Absicht nicht genannt, und wo es doch nötig schien, habe ich sie verändert. Firmennamen kommen vor, sollen aber keine Werbung für das jeweilige Unternehmen sein. Manchmal ließ es sich einfach nicht vermeiden, sie zu nennen.

In der Hoffnung für eine gute Unterhaltung sorgen zu können, wünsche ich viel Spaß beim Lesen.

Wernigerode (Harz)

Meine allererste Reise machte ich im Juli 1958. Meine Mutter war der Meinung, man müsse sich auch mal etwas gönnen, weshalb sie ihre alte Schulfreundin Ilse, die beim Reisebüro arbeitete, bat uns eine Reise zusammenzustellen – egal wohin. Das tat die liebe Freundin dann auch und organisierte unseren Urlaub in Wernigerode am Harz.

Da es am und nicht im Harz heißt, dachte ich mir: „Schade, dicht daneben!“

Weil es zur damaligen Zeit nicht selbstverständlich war, dass man Unterkunft und Fahrkarten wie gewünscht bekam, gab meine Mutter ihrer Schulfreundin fünf Westmark. Für meine Mutter war das kein großes Opfer, denn sie arbeitete in West-Berlin und verdiente demzufolge Westgeld. Für die Beschenkte hingegen waren fünf DM ein Vermögen. Beim Umtauschkurs von 1 zu 4, der damals galt, waren das immerhin zwanzig Ostmark – ganz abgesehen davon, was man sich in Westberlin alles von fünf DM kaufen konnte.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich dem ganzen Unterfangen einigermaßen skeptisch gegenüberstand. Erstens war ich bis dahin noch nie verreist gewesen und fühlte mich zu Hause eigentlich ganz wohl und zweitens fiel die Reise zeitlich mit meinem zehnten Geburtstag zusammen, sodass ich befürchtete, die Feier und somit die Geschenke könnten mir verloren gehen.

Auch meine Großmutter, die schon 75 Jahre alt war, sollte mit. Sie machte gute Miene zum bösen Spiel, aber sie wäre ebenfalls viel lieber daheim geblieben.

Trotz aller Bedenken wurde es eines Morgens ernst. Schon tagelang waren zwei Koffer gepackt worden. Diese trug uns ein freundlicher Nachbar aus unserer Wohnung im vierten Stock herunter zu einem bereitstehenden Taxi.

Die Organisation eines Taxis zu dieser Zeit stelle man sich jetzt nicht zu einfach vor. Die Mehrheit der Bevölkerung, zu der wir gehörten, hatte kein Telefon. Hätten wir eines gehabt, hätte uns das in diesem Fall aber auch nichts genützt, denn es gab keine Taxizentrale, bei der man anrufen konnte und die Taxis wären auch gar nicht erreichbar gewesen, denn sie besaßen keine Funkgeräte. Deshalb musste meine Mutter wohl schon im Morgengrauen auf die Straße gegangen sein und solange gewartet haben, bis ein Taxi vorbeigekommen war, das sie anhalten und vor unsere Tür beordern konnte.

Wir fuhren also zum Ostbahnhof. Dort winkte meine Mutter einen Gepäckträger heran, der unser Gepäck gegen Zahlung eines Trinkgeldes bis an den Zug brachte.

Ilse hatte meiner Mutter gesagt: „Das Geld für die erste Klasse kannst du dir sparen – die zweite Klasse ist genauso gut“. Dass dies ein Irrtum war, bemerkten wir, als wir unsere reservierten Plätze gefunden hatten. Wir saßen im wahrsten Sinne des Wortes in der Holzklasse.

Mir machte die Eisenbahnfahrt trotzdem riesigen Spaß, war ich doch bis dahin immer nur mit S- und U-Bahn in Berlin unterwegs gewesen. Besonders interessant fand ich die letzte Etappe. Wir fuhren in den Bahnhof Halberstadt vorwärts ein und rückwärts wieder heraus. Meine Befürchtung, dass wir somit wieder nach Hause fahren würden, bestätigte sich aber glücklicherweise nicht.

Endlich waren wir am Ziel, dem Bahnhof von Wernigerode. Dort sollten wir von dem Vermieter der Ferienwohnung, wie man heute sagen würde, abgeholt werden. Der Herr mit dem seltsamen Namen Pilz glänzte allerdings durch Abwesenheit. Meine Mutter hatte mir bereits zu Hause stundenlang eingebläut, dass man über Namen nicht lacht und ich hatte mir fest vorgenommen, dies zu beherzigen. Eigentlich fand ich den Namen auch gar nicht so lustig.

Als wir eine Weile unschlüssig wartend auf dem Bahnhofsvorplatz herumgestanden hatten, kam plötzlich eine Frau auf uns zu. Sie fragte in einer für mich seltsamen Aussprache: „Worten Sie auf Herrn Bilz?“. Als meine Mutter dies bejahte, fuhr die fremde Dame fort: „Denn gommSemol mit mir mit, Se wohnen nämlich bei mir, denn die Bilzens vermieden gornich mehr seit dies Johr.“

Meine Mutter stellte uns vor und fragte dann die neue Vermieterin nach deren Namen.

„Och so, jo, ich bin de FraBrihschwein“.

„Frau Brühschwein?“ fragte meine Mutter sicherheitshalber nach.

„Soch ich doch!“, war die Antwort.

Da konnte ich mich nicht mehr beherrschen und prustete los. Meine Mutter warf mir einen strafenden Blick zu, aber meine Oma schaute mich verständnisvoll an, wobei ein kleines Lächeln um ihren Mund spielte.

Frau Brühschwein schien diese Reaktion auf die Nennung ihres Namens gewohnt zu sein und ließ sich nichts anmerken. Sie nahm in jede Hand einen unserer Koffer, sodass wir gar nichts mehr zu tragen hatten und schritt vor uns her in die Stadt. Meine Oma hatte Probleme mit dem vorgegebenen Tempo mitzuhalten und so liefen wir in einem sehr lang gestreckten Gänsemarsch durch Wernigerode. Vorn lief Frau Brühschwein, etwa zehn Meter dahinter liefen meine Mutter und ich und weitere 20 Meter dahinter keuchte meine Großmutter.

Schließlich erreichten wir das angesteuerte Haus. Darin ging es eine Hühnerstiege hoch und im ersten und zugleich obersten Stock waren unsere beiden Zimmer. Das größere Zimmer war mit einem Doppelbett und einigen Wohnzimmermöbeln ausgestattet. Es hatte eine zweite Tür, die auf einen Balkon führte. Nach Überwindung einiger Stolperstellen, bestehend aus Löchern im Betonfußboden und zwei hervor ragenden Balken, gelangte man in ein kleineres Zimmer mit nur einem Bett, einem Nachttisch und einem Hocker. So ähnlich hatte ich mir immer Gefängniszellen vorgestellt. Meine Oma nannte diesen ihr zugedachten Raum vornehm „Alkoven“.

Meine Mutter besprach noch einige Details mit der Vermieterin. Dabei kam heraus, dass die Frühstücksversorgung nicht so, wie gebucht durchführbar war, denn Herr und Frau Brühschwein arbeiteten von morgens bis abends bei der LPG.

„Frieschtick müssen Se sich schon selbormochen.Segänn sich joneQuiddung gäbn lossen und dann lossenSe sich das Geld vom Reisebüro zurickgäbm“, riet uns Frau Brühschwein.

Gütigerweise wurde uns aber Geschirr in Form von jeweils drei Tellern, Tassen, Untertassen, Messern und Löffeln sowie einer Kaffeekanne und einem Tauchsieder zur Verfügung gestellt. Brötchen und Belag sollten wir uns selber kaufen und Kaffee konnten wir uns brühen. Zum Glück hatte sich meine Mutter nicht auf den vermeintlich angebotenen Ostkaffee verlassen wollen und deshalb vorsorglich ein Pfund Westkaffee in den Koffer gepackt.

Zur Körperpflege gab es eine Porzellanschüssel, in der eine Porzellankanne stand, in welcher sich Wasser befand. Zum Abtrocknen gab es ein Minihandtuch pro Person. Man schüttete sich aus der Kanne etwas Wasser in die Schüssel, dann wusch man sich Gesicht und Hände. Hatte man sich abgetrocknet, schüttete man das Wasser vom Balkon auf den Hof.

Das Frühstück verlief folgendermaßen: Während meine Oma Kaffee kochte, ging meine Mutter mit mir zum Konsum, dem Urahn des heutigen Supermarktes, um täglich Brötchen und je nach Bedarf Marmelade, Butter und Milch zu kaufen. Als meine Mutter nach einer Quittung fragte, schaute der Verkäufer sie nur mitleidig an. Man rechnete damals im Laden noch im Kopf und hatte keine Kasse, aus der ein bedruckter Papierstreifen herauskam. Eine Schrippe – oder Semmel, wie man dort sagte – kostete fünf Pfennig, sodass es müßig war, dafür Belege zu sammeln. Einzig für ein Glas Mehrfruchtmarmelade und ein halbes Pfund Butter bekamen wir eine Quittung.

Als meine Mutter einmal Kopfschmerzen hatte, gingen wir zur Apotheke. Während wir dort anstanden, staunte ich nicht schlecht, als eine Frau vor uns nach etwas zum Spielen fragte. Ich war gespannt was sie bekommen würde, wurde aber enttäuscht, als die Apothekerin ihr nur etwas zum Gurgeln gab. Anscheinend war das Spielzeug ausverkauft.

Wir machten viele schöne Wanderungen zum Christianental und ich konnte mir die Geschichten von Karl May viel besser vorstellen, sah ich doch zum ersten Mal in meinem Leben Berge und Wald. Ich sah förmlich, wie Winnetou und OldShatterhand durch die Schlucht ritten, in der wir gerade wanderten und wie oben im dichten Gebüsch die feindlichen Krieger der Kiowa lauerten.

Mittags aßen wir meist im Ratskeller in Wernigerode und es gab jeden Tag „Kasper Rippenspeer“ - jedenfalls verstand ich es so. Ich war enttäuscht, dass beim Essen nie Kasperletheatervorgeführt wurde. Außerdem wunderte ich mich über den seltsamen Nachnamen. Aber das Essen war trotzdem nicht schlecht im Ratskeller.

Einmal fiel meine Oma hin, als sie den Balkon überqueren wollte. Abgesehen davon, dass sie sich dabei weh tat, ging auch noch eine Tasse zu Bruch, die sie sich wohl zur nächtlichen Lagerung ihrer Zähne immer mitnahm. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich Frau Brühschwein auf und schrie höchst erregt: „Die DossebezohlnSe mir ober!“ Sie schien wohl kein weiteres Geschirr zu haben, denn während der restlichen Zeit mussten wir uns zwei Tassen teilen. Damals konnte man ja auch nicht einfach in ein Geschäft gehen, wenn man etwas brauchte. Da musste man warten bis mal wieder eine Lieferung mit der gewünschten Ware eingetroffen war und außerdem den Verkäufer gut kennen. Die Versorgung der DDR-Bevölkerung mit den Dingen des täglichen Lebens klappte überhaupt nicht. In dieser Beziehung waren wir Ostberliner sehr privilegiert, denn die Hauptstadt wurde am besten versorgt, war sie doch ein Aushängeschild der gesamten DDR.

Ganz in der Nähe unseres Hauses befand sich ein Bahnhof. Mit der dort verkehrenden Eisenbahn hätte man zum Brocken, der höchsten Erhebung des Harzes fahren können. Leider lag der Brocken aber genau im Grenzgebiet zwischen Ost- und Westdeutschland. Somit war es nicht möglich, spontan mit diesem Zug zu fahren. Vielmehr musste man vier Wochen vor der beabsichtigten Fahrt einen Passierschein beantragen. Ich weiß nicht, ob wir eine solche Erlaubnis bekommen hätten, aber unsere Zeit vor Ort reichte ohnehin nicht für die Beantragung und so musste der Brocken ohne uns auskommen.

Dafür unternahmen wir eine Busfahrt zu den Sehenswürdigkeiten des Harzes. Als wir an der Rosstrappe ausstiegen, stellten wir uns im Halbkreis auf und der Fremdenführer erklärte uns, was es mit diesem Eindruck in das Gestein auf sich hatte. Leider suchten wir alle vergeblich nach diesem Hufabdruck. Erst als der Reiseleiter meine Oma bat, einige Schritte beiseite zu gehen, konnten alle die Rosstrappe sehen, in der meine Oma bis eben gestanden hatte.

Diese Episode wurde bei uns zu Hause dann zu jeder sich bietenden Gelegenheit erzählt und alle lachten auch nach der zehnten Wiederholung noch darüber.

Schon in der Nacht vor meinem Geburtstag konnte ich kaum schlafen, denn meine Erwartungen an Geschenke waren enorm. Es war immerhin mein zehnter Geburtstag. Zu meiner großen Enttäuschung bekam ich dann jedoch nur ein kleines Holzauto, das nicht schlecht war, aber es war eben das einzige Geschenk. Meine Mutter und Großmutter trösteten mich damit, dass wir doch die schöne Reise machten.

Ich war ausgesprochen enttäuscht und hätte gern auf die Reise verzichtet, wenn ich dafür mehr Spielzeug bekommen hätte. Nun machte mir der Urlaub gar keinen Spaß mehr und ich konnte sein Ende kaum erwarten.

Nach einer Woche fuhren wir zurück nach Berlin. Frau Brühschwein hatte sich extra freigenommen, um uns zum Nachmittagszug zu bringen. Während der Fahrt im D-Zug schaute ich auch wieder interessiert aus dem Fenster. Plötzlich hörte ich jemanden fortwährend rufen: „Platzkarten zum Abendessen!“ Ich schaute hin und sah, dass der Urheber dieser Ansage ein Mann in Eisenbahnuniform war. Soweit ich sah, machte niemand von dem Angebot Gebrauch. Das war logisch, denn obwohl ich wirklich großen Hunger hatte, wäre es mir nicht in den Sinn gekommen, Platzkarten zu essen.

Wieder nach Hause zurückgekehrt wurde meine Geburtstagsfeier nachgeholt. Ich bekam noch etliche Geschenke von meinen Verwandten und Freunden und die Welt war wieder in Ordnung.

Das Fazit, das ich aus meiner ersten Reise zog, bestand darin, dass man im Urlaub weit und unbequem fahren muss und dass die Menschen am Urlaubsort anders sprechen und heißen sowieeigenartige Dinge essen. Außerdem stellte ich fest, dass im Urlaub nicht eingeplante Kosten auf die Reisenden zukommen können.

Bei allen Reisen, die ich seitdem unternommen habe, fand ich diese, meine kindlichen Erkenntnisse, immer wieder mehr oder weniger bestätigt.

Grünheide (Berliner Umland)

Meine zweite Reise fand elf Jahre später statt. Sie war nicht so gut organisiert wie die erste, dafür aber wesentlich schöner und folgenreicher. Das lag vor allem daran, dass ich nicht mit Mutter und Oma reiste, sondern mit meiner Freundin. Wir waren beide Studenten und hatten wenig Geld. Um sich zu erholen, dachten wir, braucht man nicht weit zu fahren. Wichtig war uns eigentlich nur, dass wir außer Sichtweite ihrer Eltern und meiner Mutter waren.

Unsere Anreise begann mit einerS-Bahnfahrt nach Erkner, dort stiegen wir in den Zug nach Frankfurt an der Oder um. Das war leichter gesagt als getan, denn wir hatten beide unsere Fahrräder dabei, die mit allen benötigten Zeltutensilien vollgepackt waren. Ich erinnere mich noch gut, dass wir beim Umsteigen mehrmals die gesamte Ladung verloren und so mussten wir sie mühsam aufsammeln und provisorisch am Fahrrad befestigen. Erst als wir im Gepäckabteil des Dampfzuges saßen, konnten wir erleichtert aufatmen.

Im Nu erreichten wir den Bahnhof Fangschleuse und wuchteten unsere Räder herab auf Waldbodenniveau, denn einen Bahnsteig im heutigen Sinne gab es dort nicht. Nun galt es nochetwazwei Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen und schon waren wir auf dem Campingplatz Grünheide am schönen Peetzsee.

Den Zeltwart hatten wir schon eine Woche vorher gefragt, ob wir uns dort niederlassen dürften und er hatte zugestimmt. Es war ja kein Ostseezeltplatz, für den man sich schon fast ein Jahr vorher anmelden musste.

Wir bauten also dasvon meinem Cousin geborgte Zelt auf, das die Größe einer Hundehütte für Pudel hatte und pusteten unsere Luftmatratzen auf. Dann weihten wir diese erst einmal zünftig ein. Bis dahin waren wir nicht allzu oft zu zweit allein gewesen und so nutzten wir die erste Gelegenheit, um uns einmal gründlich miteinander zu beschäftigen.

Von dem vielen Beschäftigen und natürlich auch weil es inzwischen spätgeworden war, bekamen wir Hunger, der uns aus dem Zelt trieb. Wir fuhren mit unseren Fahrrädern los und suchten eine Gaststätte, die wir schließlich auch fanden. An einem freien Tisch nahmen wir Platz und in Ermangelung einer Speisekarte schauten wir, was die Leute an den anderen Tischen so alles auf ihren Tellern hatten. Besonders gefiel uns ein Gericht, das aussah wie Eierkuchen mit Apfelstücken. Da ich so etwas gerne aß, bestellte ich beim Kellner zwei Portionen Eierkuchen, wobei ich zum Nebentisch deutete. Der Kellner war erst verblüfft bis er lachend erwiderte: „Das ist unser Bauernfrühstück, möchten Sie es trotzdem?“.

Natürlich wollten wir und bestellten dieses ominöse Bauernfrühstück, das aussah wie Eierkuchen. Zum Trinken orderteich forsch zwei Bier. Der Kellner sah erst mich an, dann meine Freundin, um dannstreng zu fragen: „Kann ich mal den Ausweis sehen, junges Fräulein?“. Sie zeigte ihm ihren Ausweis und er war zufrieden. Bei uns löste dieser Zwischenfall allerdings nachhaltige Heiterkeit aus, denn meine Freundin war drei Jahre älter als ich. Objektiv betrachtet mussten wir allerdings zugeben, dass sie mit ihren seitlichen Zöpfchen, die wir damals Rattenschwänze nannten, ohne Weiteres als 16-Jährige durchgegangen wäre.

Nachdem serviert worden war, ließen wir es uns schmecken, denndas sogenannte Bauernfrühstück und das Bier warenwirklich gut.

Es war schon sehr dunkel, als wir uns auf den Rückweg zum Zeltplatz machten. Wir hatten große Mühe den richtigen Weg zu finden. Dummerweise war gerade Neumond, sodass man nicht die Hand vor Augen sah. Ich konnte mich nur daran erinnern, dass wir auf dem Hinweg zum Restaurant ständig auf einem Kiesweg gefahren waren. Also mussten wir auch zurück auf diesem bleiben.

Solange wir noch im offenen Gelände waren ging das auch ganz gut, denn nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten wir den Kiesweg als schwach leuchtendes gelbes Band. Schwieriger wurde es jedoch, als wir in den Wald kamen. Da war gar nichts mehr zu sehen. Sicherheitshalber stiegen wir nun ab und schoben unsere Fahrräder. Jetzt konnten wir uns nur noch auf unser Gehör verlassen. Wenn es aufhörte zu knirschen, wussten wir, dass wir vom Weg abgewichen waren und beeilten uns, ihn wiederzufinden. Mehrmals hatten wir die Befürchtung, dass wir uns verlaufen hätten. Schließlich erreichten wir aber doch unser Zelt und fielen todmüde auf die Luftmatratzen.

Während meine Freundin es recht weich und warm hatte, lag ich quasi auf der Erde, denn meine Luftmatratze hatte sämtliche Luft verloren und ich musste sie erneut aufblasen damit ich es auch einigermaßen bequem hatte.

Wir schliefen schnell ein, weil der vergangene Tag anstrengend gewesen war und das Bier seine Wirkung entfaltete. Allerdings hielt mein Tiefschlaf nicht lange an, denn mitten in der Nacht war meine Luftmatratze wieder flach und wollte erneut mit Luft gefüllt werden. Dazu hatte ich allerdings gar keine Lust und versuchte bis zum nächsten Morgen durchzuhalten. Leider hatten wir es versäumt, vorher alle Steine, Tannenzapfen und andere Unebenheiten dort wegzuräumen, wo unser Zelt stehen sollte, weshalb ich sehr unangenehme Eindrücke vom Waldboden bekam. Es blieb mir nichts Anderes übrig, als wieder zu pusten, was allerdings meine Freundin weckte und kaum war meine Matratze prall, wollte sie, dass ich mich um ihren ebensolchen Busen kümmerte.

Am nächsten Morgen wachten wir gegen elf Uhr auf. Wir hatten riesigen Hunger und so setzten wir uns vor unser Zelt auf die Erde, um uns über unsere Vorräte herzumachen. Leider wurden wir von einem unangenehmen Geräusch, das mit einem widerlichen Geruch verbunden war, belästigt. Wie wir bemerkten, hätten wir besser auf den Standort für unser Zelt achten sollen. Wir saßennämlich direkt neben der Toilette und während wir frühstückten wurde gerade derenKlärgrube ausgepumpt. Das geschah zum Glück nur einmal pro Woche, war aber auch dringend nötig, denn bis dahin hatte sich jeder Toilettenbesuch als wahre Stippvisite erwiesen.

Wegen des Geruchs stoppten wir sofort die Nahrungsaufnahme und verzogen uns wieder in unser Zelt.

Was soll ich sagen? Wir hatten in den zehn Tagen nicht viel Schlaf und an der Sonne waren wir auch nicht sehr oft.

Wenn ich noch erwähne, dass meine Freundin damals noch überzeugte Katholikin war und demzufolge nichts von Empfängnisverhütung hielt, kann man sich die Folgen wahrscheinlich schon denken.

Eine Bekanntevon uns erzählteeinmal, dass ihre Tochter Denia heißt, weil sie in Denia in Spanien entstanden sei.

Gut, dass diese Methode der Namensfindung nicht obligatorisch ist, sonst würde unser 1970 geborener Sohn Grünheide heißen, was als Vorname irgendwie komisch klänge.

Breege (Rügen)

In der DDR musste jeder männliche Student wenigstens ein Mal an einer vormilitärischen Ausbildung teilnehmen, sofern er gesundheitlich dazu in der Lage war. Da ich mich damals bester Gesundheit erfreute, folgte unmittelbar auf den Traumurlaub mit meiner Freundin die Einberufung in ein Lager der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) auf Rügen. Es handelte sich zwar um keine Reise im üblichen Sinne, aber ich freute mich auch darauf, mal mit den Kommilitonen sechs Wochen an der Ostsee zu verbringen. Ich war bis dahin noch nie an der See gewesen.

Als wir im Zug saßen, war die Stimmung gut. Jeder gab seine Urlaubserlebnisse zum Besten und spekulierte darüber, wie denn die nächsten sechs Wochen wohl verlaufen würden. Alle zusammen waren wir fest davon überzeugt, dass die Zeit schnell und vor allem lustig vergehen würde. Unsere Ausbilder würden andere Studenten sein, die bereits bei der Armee gedient hatten. Unter diesen Umständen konnte es eigentlich nicht so schlimm werden.

In Sagard mussten wir den Zug verlassen. Dort sollten LKW auf uns warten, mit denen wir die Fahrt fortzusetzen hätten.

Als wir auf den Bahnhofsvorplatz kamen, waren dort auch tatsächlich etliche Armeelaster und bei jedem stand ein Uniformierter. Sobald diese uns erblickten, begannen sie sofort unartikuliert zu schreien. Wir verstanden, dass wir uns auf die bereitstehenden Fahrzeuge verteilen sollten, aber das wäre auch ohne dieses Gekreische klar gewesen. Das Aufsteigen wurde ebenfalls mit Gebrüll verbunden, denn wir erledigten es wohl nicht schnell genug.

Die folgende Fahrt ging mit affenartiger Geschwindigkeit über Stock und Stein, sodass wir „Passagiere“ auf der Ladefläche größte Mühe hatten, uns festzuhalten, um nicht herunterzufallen.

Als die LKW endlich anhielten, begann sofort wieder ein unglaubliches Geschrei. An meine Ohren drangen Satzfetzen, wie: „Absitzen!“, „Los, los, los, das muss schneller gehen“, „Schlafen Sie nicht ein!“ und ähnliches.

Nachdem wir von den Ladeflächen herunter waren, schrien wieder irgendwelche Uniformierten herum. Diesmal ging es darum, dass wir uns in einer Reihe anstellen – oder wie man hier sagte – „in Linie zu einem Glied antreten“ sollten. Als das endlich geschafft war, wurden Namen verlesen. Zu den Namen wurde geschrien, zu welcher Gruppe, welchem Zug und welcher Hundertschaft man gehörte. Es galt nun, so schnell wie möglich zu der jeweiligen Truppe zu gelangen. Damit es möglichst zügig ging, kreischten die Uniformierten wiederum aus Leibeskräften.

Als endlich jeder seine Gruppe gefunden hatte, meldeten die Gruppenführer den Zugführern und diese wiederum dem Hundertschaftskommandeur, dass wir vollzählig angetreten waren. Die HunKos, wie wir sie bald nannten, meldeten dem Lagerkommandanten, dass wir alle da waren und der bedankte sich, um dann eifrig und lautstark auszurufen: „Na, dann lassen Sie mal … äh … na, Sie wissen schon!“

Wir bekamen den Befehl „Wegtreten!“ und durften unserem Gruppenführer zu unserer Baracke folgen.

Nachdem wir ein Spind und ein Bett zugewiesen bekommen hatten, ging es zur Uniform- und Waffenausgabe. Wir bekamen jeder eine GST-Uniform, ein Kochgeschirr, eine Schutzmaske, einen Klappspaten und ein Gewehr, bei dem der Lauf zugelötet war.

Derartig ausgerüstet, gingen wir in die Unterkünfte, um uns umzuziehen. Ich war gerade dabei, in die Hose zu steigen, da trillerte es draußen schon. Wir hörten wieder das Gebrüll und wussten, dass wir eigentlich schon fertig sein sollten.

„Was sind denn das für Hohlkörper?“, fragte mein Kumpel Roland. „Ich denke, das sind Studenten wie wir. Warum machen die denn hier so ein Theater?“

Wir kamen nicht mehr dazu, die aufgeworfene Problematik zu diskutieren, denn in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und unser Gruppenführer stand in der Stube. Natürlich hatte er wieder etwas in seiner unnachahmlichen Weise zu schreien.

„Was ist denn das hier für ein Sauhaufen? Wenn ich das Kommando gebe, dann stehen Sie sofort draußen mit Käppi und Koppel! Wer ist hier eigentlich der Stubenälteste?“

Wir sahen uns an und es war klar, dass ich der Älteste war, weshalb alle auf mich zeigten. Der Gruppenführer belehrte mich, dass ich immer, wenn jemand mit höherem Dienstgrad die Baracke betrat, aufspringen und Meldung machen müsse.

Als wir endlich zünftig angezogen waren, gab es eine Besprechung vor der Baracke. Wir wurden über alles Mögliche belehrt, was zu beachten war. So erfuhren wir auch, dass unsere derzeitigen Vorgesetzten nicht einfach nur Studenten waren, sondern es handelte sich ausnahmslos um langjährige Offiziere, die zum Studium abkommandiert waren. Die meisten studierten Jura und Kriminalistik. Wir ahnten, welche Karriere sie anstrebten.

Einer meiner Kommilitonen warf ein, dass bei der GST die Anrede „Kamerad“ üblich sei und nicht „Genosse“. Diese Kritik brachte ihm sofort Ärger ein. Er musste zehn Mal den Appellplatz umrunden. Als ich bemerkte, dass die Frage doch berechtigt sei, durfte ich gleich hinterher rennen, musste aber nach jeder Runde noch zehn Liegestütze absolvieren.

In den darauf folgenden Wochen wurden wir zu knallharten Kämpfern für Frieden und Sozialismus ausgebildet. Wir lernten schießen, Handgranaten werfen, Sturmbahn mit Eskaladierwand überwinden und vieles Andere mehr.

Außerdem hatten wir noch jede Menge Politinformation. Andauernd kamen irgendwelche Typen, die uns erklärten, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis wir das kapitalistische Lager angreifen, um den aggressiven Kriegstreibern im Westen zuvorzukommen.

„Bevor die wissen, was los ist, stehen wir schon in Köln und München!“, hieß es da zum Beispiel vollmundig. Wir Berliner konnten jedoch Westfernsehen empfangen und wussten, wie voll im Westen die Autobahnen waren. Da schien es uns recht schwer in so kurzer Zeit in den besagten Städten anzukommen. „Ein Ferienwochenende darf man jedenfalls nicht für den Einmarsch nutzen“, raunte mir mein Kumpel zu und holte sich dafür erneut eine Bestrafung ab.

Schön blöd fanden wir auch die Belehrung, wie man sich bei einem Atombombenabwurf zu verhalten habe. Am wichtigsten war, dass man sich auf den Boden warf und seine Waffe mit seinem Körper schützte. Wie jeder weiß, ist ja so ein Gewehr furchtbar anfällig für atomare Strahlung, was man vom menschlichen Körper absolut nicht sagen kann.

Wir gewöhnten uns irgendwann an das Herumgeschreie und absolvierten alle Wege nur noch im Laufschritt. Kurz gesagt, wir wurden geschleift. Viele Leute verwechseln ja gern geschleift und geschliffen. Ich glaube, in diesem Fall kann man beides sagen, denn immerhin nahm ich in den drei Wochen zehn Kilo ab. Mein Schleifstaub muss noch irgendwo auf dem Acker zwischen Breege und Juliusruh herumliegen.

Ach ja, die Ostsee sah ich auch einmal. Das war, als wir zur Verwunderung der Badegäste den Strand im Entengang passieren mussten.

Hätten wir nicht eigentlich sechs Wochen bleiben sollen? Im Prinzip ja, aber der 20. Geburtstag der Deutschen Demokratischen Republik stand unmittelbar bevor und es gab noch viel zu tun, damit alles rechtzeitig fertig wurde. So wurde kurzerhand die vormilitärische Ausbildung vorfristig beendet, denn wir Studenten wurden auf dem Berliner Alexanderplatz gebraucht. Ich arbeitete in meinem erlernten Beruf als Elektriker auf dem Fernsehturm, wo ich mich viel wohler fühlte als auf dem Gefechtsacker.

Mielno (Polen)

Im Sommer 1972 unternahm ich meine erste Reise ins Ausland. Es begleiteten mich dieses Mal unser Sohn und meine Freundin, die inzwischen die Mutter unseres gemeinsamen Sohnes geworden war. Wir waren eigentlich nicht verheiratet, aber ich nannte sie damals einfach „meine Frau“. Wörter wie Lebensgefährtin oder Lebensabschnittspartner waren zu dieser Zeit noch nicht gebräuchlich.

Um das nötige Urlaubsgeld zu bekommen, hatte ich viele Nächte lang im Werk für Fernsehelektronik heiße Bildröhren durch die Gegend geschleppt.

Meine Schwägerin kannte einen Zeltplatz in Polen im Ort Millno, wie sie ihn nannte, auf dem man Ferienhäuschen mieten konnte. Sie übernahm Umtausch und Transfer des Geldes für uns.

Unseren inzwischen 2jährigen Sohn hatten wir schon früh darüber informiert, dass wir im Sommer alle drei in den Urlaub fahren würden. Allerdings konnte er sich nicht so recht vorstellen, was das bedeutete.

Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, konnte es an einem Morgen im August endlich losgehen. Wir stiegen am Ostbahnhof in den Zug, der uns nach Szczecin(Stettin) brachte. Dort mussten wir umsteigen und unsere Fahrt mit der polnischen Staatsbahn bis Kotschalin, wie meine Schwägerin es aussprach, fortsetzen.

Zwar durften wir zu dieser Zeit visafrei nach Polen reisen, aber dennoch dauerte die Grenzkontrolle eine gefühlte Ewigkeit und so kamen wir sehr spät in Stettin an. Nachdem wir ausgestiegen waren, fragte ich einen polnischen Eisenbahner in Ermangelung eines größeren polnischen Wortschatzes einfachnur: „Kotschalin?“ Der Schaffner sah mich verständnislos an. Zum Glück erinnerte ich mich an den Zielbahnhof des Zuges und fragte nach „Gdańsk“. Der Gesichtsausdruck des Eisenbahners hellte sich auf und er antwortete: „Peronpierwszy!“. Ich verstand wegen jahrelangen Russischunterrichts, dass er Bahnsteig 1 meinte und sagte „dziękuję“, weil ich das polnische Wort für „danke“ vorsorglich gelernt hatte. Dann setzten wir uns schnell in Bewegung, um den Zug noch zu erreichen.

Wir gingen eine eiserne Treppe herunter und gelangten so auf einen sehr schmalen Bahnsteig. Der Zug stand da, aber weit und breit war kein anderer Fahrgast zu sehen und auch Bahnpersonal fehlte vollständig. Es gelang mir eine Wagentür zu öffnen, die sich in ziemlich großer Höhe genau zwischen zwei der vielen auf dem Bahnsteig befindlichen Blumenkübel befand. Ich fragte mich, wie es dem Lokführer gelang, den Zug immer so anzuhalten, dass alle Türen der Wagen zugänglich blieben. Das war schon Präzisionsarbeit. Zum Glück halfen uns freundliche polnische Fahrgäste im Inneren des Zuges beim Einsteigen, denn während wir unser Gepäck und unser Kind in den Waggon hievten, fuhr der Zug schon an. Wir wunderten uns, dass wir keinerlei Abfahrtsignale gesehen oder gehört hatten. Es gab ja auch gar kein Bahnpersonal auf diesem Bahnsteig, was wir für sehr leichtsinnig hielten.

Als wir dann endlich glücklich an Bord waren und aus den Fenstern auf der anderen Seite schauten, bemerkten wir, dass wir auf der falschen Seite eingestiegen waren. Wir waren in der Eile auf einem schmalen Hilfsbahnsteig gelandet. Einerseits durchfuhr uns ein riesiger Schreck, aber andererseits war es uns wahrscheinlich nur auf diese Weise möglich gewesen, den Zug noch zu erreichen. Dass kein Pole sich aufgeregt hatte, weil wir etwas falsch gemacht hatten, machte uns dieses Volk sofort sympathisch.

Wir fanden ein Abteil, in dem noch drei Plätze frei waren. Sofort wurden wir von den polnischen Mitreisenden angesprochen. Eine Dame konnte sogar Deutsch. Sie fragte, wohin wir denn reisten und ich antwortete: “Millno“. Sie schaute mich nachdenklich an, dann fragte sie, wo das denn sein sollte. „Bei Kotschalin“, erwiderte ich. Sie sprach mit den anderen Polen im Abteil und sie kamen schließlich zu dem Schluss, dass wir nach Mielno bei Koszalin fuhren, was sich bei ihr ganz anders anhörte. Als ich zu meiner Frau sagte, dass wohl die Aussprache meiner Schwägerin nicht so ganz stimme, nahm sie ihre Schwester sofort in Schutz und meinte, es könne sich doch auch um verschiedene polnische Dialekte handeln.

Von Koszalin nach Mielno mussten wir noch mit einem Bus fahren. Auf dem Bahnhofsvorplatz standen schon einige Busse und es galt herauszufinden, welcher der richtige für uns war. Ich ging zu allen Bussen, aber an keinem fand ich das gesuchte Fahrtziel. So ging ich zu dem ersten Bus in der Reihe der als Fahrziel Kołobrzeg anzeigte und fragte den Fahrer: „Do Millno?“ Ich hatte nämlich im Zug schon die Präposition „do” kennengelernt und wusste, dass sie „nach“ bedeutet. Trotzdem schaute mich der Busfahrer sehr fragend an. Er wusste offensichtlich gar nicht, was ich von ihm wollte. Ich zeigte auf sein Schild, auf dem das Ziel stand. Er kletterte daraufhin aus dem Bus und schaute sich sein Schild an, um kopfschüttelnd wieder einzusteigen. Plötzlich fiel mir meine falsche Aussprache des Städtenamens ein, die schon vorher für Verunsicherung gesorgt hatte und ich wiederholte meine Frage folgendermaßen: „Do Mielno?“ Da erhellte sich das Gesicht des Busfahrers und er machte eine einladende Geste. Dazu sagte er etwas, das ich nicht verstand, in dem aber das Wort „Mielno” vorkam. Wir stiegen ein und nach etwa einer halben Stunde Fahrt waren wir endlich am Ziel.

Von der Bushaltestelle war es nur noch ein Katzensprung bis zum Zeltplatz.

Wir fanden sofort den Besitzer und begrüßten ihn auf Deutsch. Zu unserer großen Freude sprach dieser auch tatsächlich unsere Sprache. Das erleichterte die Kommunikation sehr. Der freundliche Herr zeigte uns unser Häuschen. Es war winzig klein, aber für uns drei würde es auf jeden Fall reichen.

Der Platz hatte neben zahlreichen gleich aussehenden kleinen Häuschen auch einen Sanitärtrakt, der von außen sehr ordentlich aussah. Leider hatte man aber vergessen in die schönen neuen Toiletten eine Spülung einzubauen. Der Besitzer erklärte uns, dieses Gebäude sei projektiert und erbaut worden als Abschlussarbeit einer Berufsfachschule. Ich nahm an, dass alle Prüflinge durchgefallen waren.

Der Vermieter riet uns, nur morgens kurz nach sechs auf die Toilette gehen, da er diese jeden Morgen um sechs mittels Wasserschlauch reinige. Abflüsse waren glücklicherweise vorhanden.

Meine Frau und unser Sohn mussten sich nach der Ankunft erst mal hinlegen. Sie waren von der Reise sehr erschöpft. Inzwischen erkundete ich die Umgebung. Ich wollte wissen, wo es zum Strand ging, wo man morgens Brötchen bekam und wo man mittags essen gehen konnte. Ich war einigermaßen erfolgreich mit meiner Erkundung und so konnten wir sofort zum Strand gehen nachdem die beiden ihren Mittagsschlaf beendet hatten.

Während wir gingen, fragte unser Sohn ständig: „Wo ist denn der Urlaub?“. Unsere Antwort, dass dies der Urlaub sei, verstand er nicht. Das war ihm noch zu abstrakt. Worüber er sich allerdings freute, war das Geräusch, das das Meer macht, wenn es auf Land trifft. Er hob seinen kleinen Zeigefinger und rief: „Horch, Eisenbahn!“ Es war schwer, ihm klarzumachen, dass nicht die Eisenbahn, sondern die Ostsee sich so anhörte. Wir fürchteten, dass in ihm Zweifel am Sinn dieser Reise kamen, denn nirgends war der viel zitierte Urlaub zu finden und außerdem fuhr hier nicht einmal die Eisenbahn.

Dass es doch nicht so schlecht war, an der polnischen Ostsee zu sein, stellte er in den nächsten Tagen fest. Es gab am Kiosk, der sich „Ruch“ nannte, tolle Lutscher. Er musste nur „Lizak“ sagen und schon hatte er einen. Außerdem gab es an verschiedenen Buden Placki, Rurki und viele andere leckere Sachen, die wir zu Hause nicht hatten.

Überhaupt waren wir erstaunt, wie viel die Polen überall anboten. Es gab Obst und Gemüse, was in der DDR zu dieser Zeit Mangelware war. Überall fand man Stände mit Zuckerwatte, Eis oder anderen leckeren Sachen vor allem für Kinder. Es war schwer, mit unserem Sohn die Hauptstraße von Mielno entlangzugehen, ohne ständig etwas Süßes für ihn zu kaufen.

Wir hatten notgedrungen ein ganz hartes Finanzregime. Ich verwaltete das polnische Geld und hatte ausgerechnet, dass wir jeden Tag höchstens 100 Złoty ausgeben durften, um mit unserem Budget über die Runden zu kommen. Das entsprach nach offiziellem Wechselkurs 20 Mark der DDR.

Zum Mittag aßen wir vor allem die preiswerten Speisen. Besonders das traditionelle polnische GerichtBigos hatte es uns angetan. Die Polen aßen es mit Brot, aber die Kellner dachten immer, dass Deutsche lieber Kartoffeln essen und so mussten wir immer dazu sagen „Z chlebem”, damit wir es auch mit Brot erhielten.

Am Strand fühlte sich unser Kleiner ausgesprochen wohl und hatte keine Angst vor den Wellen. Besondere Höhepunkte waren die Momente, da Eisverkäufer vorbei kamen und lautstark für Lody warben. Dann bekam er ein paar Złoty von uns und durfte sich selbst ein LodyBambino kaufen. Ich blieb immer in Reichweite, falls es zu Problemen kommen sollte. Das war allerdings absolut unnötig, denn alle waren sehr nett zu uns.

Wir waren erstaunt, dass es jemanden gab, der Eis am Strand verkaufte. Das hatten wir in der DDR nicht.

Eine dramatische Situation entstand einmal, als wir für etwa eine Sekunde unseren Sohn aus den Augen gelassen hatten. Er war plötzlich weg! So sehr wir auch den Strand mit den Augen absuchten – er blieb verschwunden! Alle Kinder sahen an dem belebten Strand gleich aus; sie waren blond und nur mit einem Eimerchen bekleidet. Wir sprangen erschrocken auf und suchten überall nach unserem Kleinen. Sogar im Wasser suchte ich aus Furcht, er könnte untergegangen sein. Er war einfach nicht zu finden.

Da plötzlich drang sein kleines Stimmchen an mein Ohr: „Huhu Papi, kuck mal, wo ich bin!“. Mir schien die Stimme aus der Höhe zu kommen und ich blickte nach oben. Da sah ich ihn. Er war auf einen dieser Türme für Bademeister geklettert und winkte von oben begeistert herunter. Der Stein, der uns damals vom Herzen fiel, war riesengroß.

Neben unserem Häuschen hatte eine junge Polin ihr Zelt aufgebaut. Wir grüßten sie mit einem freundlichen „dzień dobry“, wenn sie nachmittags verschlafen aus ihrem Zelt kroch. Sie hatte fast jede Nacht einen anderen Mann im Zelt. Wenn sie manchmal ihre Matratze zum Trocknen herausstellte, erinnerte diese an eine Landkarte aus unserem Schulatlas. Hin und wieder mussten wir sie ermahnen, nicht ganz so laut zu sein. Immerhin sollte unser Sohn abends einschlafen.

Am Eingang des Platzes gab es einen Grill, an dem wir fast täglich ein Stück Bratwurst kauften, die hier kiełbasa hieß und nach Gewicht bezahlt wurde. Eines Abends kamen wir vom Strand zurück und zu unserem größten Erstaunen saß unsere Nachbarin hinter dem Grill und reinigte sich gerade mit dem Fleischermesser die Fingernägel. Sie schien zur Wurstverkäuferin aufgestiegen zu sein. Unser Sohn steuerte schnurstracks auf den Grill zu, aber wir nahmen ihn bei der Hand und wollten direkt zu unserem Haus gehen. Da wir ihm unsere Vorbehalte bezüglich der Hygiene der jungen Dame nicht klarmachen konnten, hatten wir das schwere Los, ein müdes schreiendes Kind über die gesamte Anlage tragen zu müssen. Er brüllte ständig aus Leibeskräften: „Würstchen essen, Würstchen essen!“

Das Marmeladenbrot, das wir ersatzweise anboten, verschmähte er.

Durch das Kindergeschrei aufgeschreckt schauten viele Leute erstaunt aus ihren Häusern. So bemerkten wir, dass sich in unserer Nachbarschaft zwischenzeitlich zwei Familien aus der DDR eingemietet hatten. Wie man dem Autokennzeichen und ihrem Dialekt entnehmen konnte, kamen sie aus dem Bezirk Erfurt und wir staunten, wie die fünf Erwachsenen die lange Fahrt in einem Auto ausgehalten hatten.

Noch mehr aber staunten wir, was die Herrschaften alles so bei sich führten. Zwischen den beiden von ihnen bewohnten Häusern spannten sie eine Wäscheleine, die sie mittels Hammer und Nägeln befestigten. Dann packten sie zwei Kochplatten, zwei Tauchsieder und mehrere Töpfe aus. Sie schienen wohl schon sehr lange unterwegs gewesen zu sein, denn sie begannen sofort Wäsche zu waschen. Dazu musste natürlich Wasser erwärmt werden. Als sie jedoch ihre Kochplatten und ihre Tauchsieder in Betrieb nahmen, fiel augenblicklich in der gesamten Ferienanlage der Strom aus. Die Sicherungen waren durchgebrannt.

Der Besitzer kam und bat höflich, nicht so viel Strom zu verbrauchen. Daraufhin kam es zu einem erregten Wortwechsel, in dessen Verlauf die Deutschen wohl auf unsere Unterstützung hofften. Wir hielten uns aber heraus, denn wir wollten ihnen nicht sagen, dass wir es auch seltsam fanden, im Urlaub einen solchen Aufwand zu betreiben.

So wuschen sie wahrscheinlich ihre Geschirr- und Taschentücher in lauwarmem Wasser, um sie am nächsten Tag mit dem mitgebrachten Bügeleisen zu glätten.

Im weiteren Verlauf des Urlaubs sollten wir noch viel mehr staunen, denn diese Campingfreunde hatten stets ein blütenweißes, besticktes Tischtuch, das sie über den vor ihrem Haus stehenden Holztisch legten. Sie aßen auch nicht wie wir von Brettchen, sondern hatten für jede Mahlzeit das korrekte Geschirr und Besteck dabei. Die Krönung waren die Butterdose und das Marmeladenschälchen, die beide aus Kristall waren.

In der einen Woche, die sie dort waren gingen die beiden Männer mit dem erwachsenen Sohn ein einziges Mal zum Strand. Die Frauen waren eigentlich die ganze Zeit mit Hausarbeiten beschäftigt. Wir staunten nur, dass sie keinen Staubsauger bei sich hatten.

Abends saßen sie lange zwischen ihren Häusern und tranken ihr aus der DDR mitgebrachtes Bier.

Noch heute frage ich mich, wie sie das alles in den Skoda S100 hineinbekommen hatten, der besaß nämlich einen Heckmotor und war deshalb nicht mit einem großen Kofferraum gesegnet.

Es mag heute unglaublich klingen, aber in der DDR war es auf legalem Weg nicht möglich Räucheraal zu bekommen. In Polen schien das kein Problem zu sein. Überall wurde Węgorz angeboten und ein Blick ins Wörterbuch zeigte, dass es sich dabei um Aal handelte. Trotz knapper Kasse beschlossen wir einen Räucheraal zu kaufen. Vorher machten wir uns Gedanken über das genaue Vorgehen. Man hörte ja schlimme Dinge von den Polen. Sie sollten Touristen betrogen und sie sogar zusammengeschlagen haben. Ich wollte also allein gehen und nichts außer einem 500 Złoty-Schein bei mir haben. Sogar meinen Personalausweis ließ ich bei meiner Frau, damit ihn mir niemand wegnehmen konnte. Dann ging ich zum Hafen, wo die Fischer ihre Ware feilboten. Der Aal sollte die ungeheure Summe von 240 Złoty kosten. Wir wurden uns handelseinig, der Fischer packte den Aal ein und gab ihn mir. Ich übergab ihm dafür den Geldschein und bekam eine Menge Wechselgeld heraus.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas Kriminelles getan zu haben und entfernte mich deshalb so schnell wie möglich von der Stelle des Geschehens. Als ich zurück bei meiner Frau war, gab ich ihr das Wechselgeld, das sie sofort argwöhnisch nachzählte. Sie zählte mehrmals und fragte dann: „Was für einen Schein hast du hingegeben?”

„500 Złoty,” antwortete ich ängstlich, denn ich befürchtete, dass ich zu wenig herausbekommen hatte.

„Nein, du musst ihm 1000 Złoty gegeben haben, denn du hast 760 zurückbekommen.”

Ich war ganz sicher, dass das nicht sein konnte, denn wir hatten uns vor der Reise das polnische Geld neugierig angesehen und ich war sicher, dass kein 1000 Złoty-Schein dabei gewesen war.

Ich bitte jetzt noch den Fischer im Hafen von Mielno um Verzeihung, aber ich bin nicht zurück gegangen, um ihm sein zu viel gezahltes Geld zurückzugeben. Zur Entschuldigung kann ich nur den heute oft zu hörenden Spruch zitieren: „Wir waren jung und brauchten das Geld.” Ich hoffe, der Fischer ist deshalb nicht verarmt.

An einem Wochenende bekam unser Zeltplatzbesitzer Besuch von seiner Familie. Dabei war auch sein Enkel. Der war etwa so alt wie unser Sohn und freute sich, einen Spielkameraden zu haben. Die beiden bauten Straßen im Sand und ließen ihre Autos darauf fahren. Alles verlief wunderbar harmonisch und wir staunten, dass die unterschiedlichen Sprachen gar keine Rolle spielten. Einmal fragten wir unseren Sohn, ob er seinen Spielkameraden denn verstehe und er antwortete: „Ja, Tunnel hat er gesagt.“

Der Höhepunkt unseres Urlaubs sollte eine Dampferfahrt auf dem Bodden sein. Immer, wenn wir an der Anlegestelle vorbeigekommen waren, lag uns unser Sohn in den Ohren, dass er unbedingt mit dem Schiff fahren wollte. Also versprachen wir es ihm, vertrösteten ihn aber von Tag zu Tag. Der Grund war unser begrenzterEtat.Wir wollten erst einmal sehen, wie wir mit dem Geld auskamen. Als wir am Ende des Urlaubs tatsächlich noch Geld übrig hatten, machten wir unser Versprechen wahr und kauften Fahrkarten für den Dampfer. Dann gingen wir an Bord und fanden auf dem fast leeren Schiff schöne Fensterplätze.

Nachdem alle Passagiere an Bord waren, wurde der Motor angeworfen und tuckerte monoton vor sich hin. Das Schiff legte ab und fuhr an der Küste entlang. Von dieser Seite war der schmale Streifen zwischen Ostsee und JezioroJamno durchweg grün bewachsen, sodass man eigentlich nicht viel sehen konnte außer Wasser und Buschwerk. Es dauerte keine fünf Minuten und unser Sohn war eingeschlafen. Nach weiteren fünf Minuten schlief auch meine Frau und ich fragte mich, wofür wir eigentlich das teure Fahrgeld bezahlt hatten. Es waren langweilige 90 Minuten und auch ich kämpfte die ganze Zeit gegen den Schlaf.

Um mich zu verständigen, musste ich sehr schnell viele polnische Vokabeln lernen. Meine Versuche, mit Englisch über die Runden zu kommen, scheiterten fast immer, denn die Polen lernten überwiegend Französisch als Fremdsprache und das konnte ich nicht. Nach zwei Wochen Urlaub im Freundesland hatte ich schon so viel von der polnischen Sprache mitbekommen, dass ich bei der Heimreise verstand, wann unser Zug von welchem Gleis abfahren würde.

Alles klappte gut und so planten wir, unsere Rückreise in Szczecin zu unterbrechen und eine Hafenbesichtigung zu machen.

Am Stettiner Hauptbahnhof (SzczecinGłówny)wollten wir unser Gepäck aufgeben, um unbelastet den Hafen zu besuchen. Ich hätte einfach auf Deutsch fragen können: „Wo kann man das Gepäck aufgeben?“ Das schien mir aber zu primitiv. Deshalb benutzte ich mein jüngst erworbenes Wissen gepaart mit meinem dort gekauften Sprachführer und fragte einen polnischen Bahnmitarbeiter: „Gdzie można nadaje swoj bagaz?“ Dieser antwortete mir wie aus der Pistole geschossen auf Deutsch: „Da gehen Sie bis an das Ende der Halle und dann sehen Sie rechts schon die Gepäckaufbewahrung“.

Wir gaben also unser Gepäck auf und stürzten uns in das Gewühl im Hafen. Da Szczecin eine Grenzstadt ist, gab es viele DDR-Bürger, die mal eben einen kleinen Ausflug nach Polen machten. Wir konnten miterleben, wie einige von ihnen auftraten. Im Gegensatz zu uns schien es niemand für nötig zu halten wenigstens „bitte“ und „danke“ auf Polnisch zu sagen. Warum auch? Die Polen in dieser Gegend sprachen offenbar alle deutsch. Wir mussten schmunzeln, als ein Gernegroß aus Sachsen ein paar Äpfel kaufte und dabei 70 statt 17 Złoty bezahlte, da er den polnischen Händler wohl falsch verstanden hatte und dieser so höflich war, ihn nicht zu verbessern.

Während der Hafenrundfahrt schlief unser Sohn nach fünf Minuten ein – meine Frau erst nach einer Viertelstunde.

Polen hatte einen nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht. Ich war erstaunt, wie schnell ich mich in die Sprache und die Mentalität der Polen hineingefunden hatte. Die Überwindung der Sprachbarriere konnte ich vielleicht noch mit meinen Russischkenntnissen erklären. Allerdings hatte meine Frau genau so lange Russisch gelernt wie ich und konnte fast nichts auf Polnisch sagen und verstehen.

Polen, wie wir es kennengelernt hatten, verkörperte ein leichtes, südländisches Flair. Wir hatten uns sehr wohl gefühlt und nahmen uns vor noch öfter in dieses Land zu reisen.

Übrigens zeugten wir auf dieser Reise einen zweiten Sohn, den wir natürlich nicht Mielno nannten.

Schweriner See (Berliner Umland)