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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2017

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2017

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Projektleitung: Barbara Fellenberg

Lektorat: Angelika Lang

Bildredaktion: Nadia Gasmi

eBook-Herstellung: Gabriel Mlesnite

impressum ISBN 978-3-8338-6060-7

1. Auflage 2017

Bildnachweis

Illustrationen: Claudia Lieb

Fotos: 360° DDP Images; A1 Your Photo; Colourbox; Davidova, Tatiana; F1online; Fotolia; gettyimages; GU Archiv; Imago; iStock; Jump; Kramp + Gölling; Masterfile; Mauritius images; panthermedia; Plainpicture; shutterstock; Teigler, Frank; www.aurasomashop.at

Syndication: www.seasons.agency

GuU 8-6060 02_2017_02

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SANFTE HILFE FÜR HOCHSENSIBLE

WAS SIE DAMIT ERREICHEN KÖNNEN:

  • Mithilfe von einfachen Strategien die eigene Hochsensibilität akzeptieren.

  • Der permanenten Reizüberflutung im Alltag leichter Paroli bieten.

  • Ihre Hochsensibilität als wertvolle Gabe schätzen lernen.

  • Ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken entdecken und annehmen.

  • Seelische und körperliche Beschwerden auf sanfte Weise – dank Naturheilkunde und Entspannungsmethoden – lindern.

  • Schnelle Erste-Hilfe-Mittel bei Überreizung einfach und effektiv anwenden.

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DR. MED. SUZANN KIRSCHNER-BROUNS

Ärztin und Medizinjournalistin

CORDULA ROEMER

Diplom-Pädagogin, Coach für Hochsensible

»DIE EIGENE HOCHSENSIBILITÄT ERKENNEN IST WIE NACH HAUSE KOMMEN.«
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ENDLICH ANKOMMEN

Sie haben kürzlich erkannt, dass Sie hochsensibel sind. Möglicherweise sind Sie tief berührt, skeptisch oder ein wenig ratlos, was diese Erkenntnis für Sie und Ihren Alltag nun bedeutet. Verhaltensweisen, mit denen Sie in Ihrer Umgebung stets auf Unverständnis stießen, wie das Bedürfnis, allein zu sein, oder die Fähigkeit, emotionale Stimmungen in einem Raum fühlen zu können, erhalten nun eine ganz andere Bedeutung und Qualität. Dazu zählen auch körperliche und seelische Beschwerden, die Sie vielleicht bisher nicht Ihrer Hochsensibilität zuschrieben.

Das Wissen um die eigene Hochsensibilität kann das Leben gewaltig durcheinanderwirbeln. Oft ist es der Anfang einer langen Reise zu sich selbst, die große lebensverändernde Entscheidungen nach sich zieht, etwa einen Berufs- oder Wohnungswechsel. Das Annehmen der Hochsensibilität sowie die Prozesse und Entscheidungen, die sich daraus ergeben können, brauchen Zeit. Ihr Alltag aber geht morgen weiter.

Darum möchten wir Sie heute schon mit diesem Ratgeber in Ihrer Hochsensibilität begleiten. Wir informieren Sie über die nächsten Schritte und beantworten die drängendsten Fragen. Auch haben wir einen großen Praxis-Teil zusammengestellt. Hier finden Sie sanfte Unterstützung für die belastenden Aspekte Ihrer Hochsensibilität durch Homöopathie, Bach-Blüten und Phytotherapie sowie Übungen für körperliche und seelische Belastungen. Schauen Sie, was Sie anspricht.

Das Wichtigste bei der Entdeckung und Integration der eigenen Hochsensibilität ist, dass Sie immer genauer erkennen und fühlen können, wer Sie sind, was Ihnen guttut und womit Sie sich (wieder) wohlfühlen können.

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HOCHSENSIBILITÄT – EINE CHARAKTEREIGENSCHAFT

ZU ALLEN ZEITEN GAB ES HOCHSENSIBLE, DIE AUFMERKSAMER AUF IHRE UMGEBUNG REAGIERTEN ALS ANDERE. IN DIESEM KAPITEL INFORMIEREN WIR SIE ÜBER DIE WISSENSCHAFTLICHEN HINTERGRÜNDE UND BEGLEITEN IHR NEUES WISSEN UM IHRE HOCHSENSIBILITÄT IN SECHS SCHRITTEN.

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LEBEN MIT DER HOCHSENSIBILITÄT

FÜR EINEN HOCHSENSIBLEN MENSCHEN IST DER ALLTAG EINE BESONDERE HERAUSFORDERUNG. IN DIESEM KAPITEL BIETEN WIR IHNEN SCHNELL HELFENDE LÖSUNGSWEGE AN. AUCH STELLEN WIR IHNEN HILFREICHE ENTSPANNUNGSTECHNIKEN SOWIE SANFTE HEILMETHODEN VOR.

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HERAUSFORDERUNGEN MEISTERN

Sie wissen nun, dass Sie als hochsensibler Mensch mehr Reize sowohl aus der Umwelt als auch aus dem Körperinneren wahrnehmen und verarbeiten müssen. Auch nehmen Sie die Empfindungen anderer Menschen schneller und präziser wahr. In diesem Kapitel stellen wir Ihnen Situationen vor, die für Hochsensible eine besondere Herausforderung sind, und geben Ihnen Empfehlungen, wie Sie damit umgehen können.

Reizüberflutung

Um die Fülle und Qualität der Reize verarbeiten zu können, braucht Ihr Nervensystem viel mehr Zeit und Ruhe als das von Normalsensiblen. Stellen Sie sich vor, Sie kaufen im Supermarkt sehr viel ein und laden die Einkäufe in den Kofferraum, auf die Rückbank und auch auf den Beifahrersitz. Jetzt möchten Sie noch den Teppich aus der Reinigung abholen, aber er passt einfach nicht mehr ins Auto. Was machen Sie? Sie fahren nach Hause und laden aus. Wenn Sie Zeit haben, sortieren Sie Ihre Einkäufe in die Schränke und bringen die Wasserkästen in den Keller. Das ist äußerst anstrengend und ermüdend. Eine Pause, vielleicht bei einer Tasse Kaffee, wäre jetzt nicht schlecht, ehe Sie wieder losfahren müssen. Doch ein hochsensibles Nervensystem gönnt sich keine Pause. Für unser Beispiel bedeutet dies: Sie fahren sofort wieder los, schlimmstenfalls sogar durch den Feierabendverkehr und in großer Eile.

Genauso verhält es sich mit Ihrem Reizverarbeitungssystem. Ständig strömen Informationen hinein, die erst einmal »wegsortiert«, das heißt geprüft, gespeichert und verknüpft werden müssen. Dementsprechend wichtig sind für Sie als Hochsensiblen Ruhe und Pausen. Diese sind kein Ausdruck von Schwäche oder Faulheit, sondern für Ihr Nervensystem notwendig.

Wichtige Fragen, die Sie sich stellen sollten:

  • Haben Sie das Gefühl, in Ihrem Alltag permanent fremdbestimmt zu sein?

  • Passt die Arbeitsumgebung (Lärm, Großraumbüro …) zu Ihrer Hochsensibilität?

  • Rennen Sie sich selbst hinterher?

Reizüberflutung erkennen

Reizüberflutung lauert an jeder Stelle und zu jeder Zeit. Beginnen Sie mit Ihrem Alltag. Erstellen Sie eine Liste: Was macht Sie nervös, was stört Ihre Konzentration, was verhindert Ihre Kreativität? Was macht Sie schier wahnsinnig? Womit fühlen Sie sich körperlich unwohl? Einige Beispiele lesen Sie in der Tabelle auf >.

Nutzen Sie Ihre Gabe und wenden Sie diese in Ihrem Sinn an: Werden Sie zum genauen Beobachter Ihrer eigenen Bedürfnisse. Lassen Sie nichts aus. Vielleicht wird die Liste sehr lang. Das ist prima, denn auf diese Weise werden Sie erfahren, was Sie tun können oder was geschehen muss, damit Sie sich aktiv gegen Reizüberflutung schützen. Für Sie als Feinfühligen ist es essenziell, herauszufinden, was Sie brauchen und wie Sie Ihre Umgebung Ihren Bedürfnissen anpassen können, damit es Ihnen gut geht.

INFO

KÖRPERLICHE SYMPTOME DER REIZÜBERFLUTUNG

Reizüberflutung kann bei Hochsensiblen eher zu Beschwerden führen als bei Normalsensiblen. Als körperliche Symptome können zum Beispiel Schwindel, Kopfschmerzen, Magendrücken, unruhiger Darm, Nervosität oder Schlaflosigkeit auftreten.

Was Sie dagegen tun können, erfahren Sie ab >.

Umgang mit der Zeit

Wir alle leben in einer hektischen Zeit. Die gesellschaftliche Vorgabe, dass jeder seines Glückes Schmied ist – wenn er sich nur genug anstrengt – führt zu permanenter Überforderung. Was sollen oder müssen wir nicht alles unter einen Hut bringen: Partnerschaft, Familie, Freunde, pflegebedürftige Eltern, Freizeitbeschäftigungen, Fort- und Weiterbildungen, ein Ehrenamt, Erreichbarkeit rund um die Uhr auf allen Kanälen, ständige Informationspflicht (Internet, Medien) – allein bei dieser Aufzählung wird einem schon schwindelig.

Der Tag hat 24 Stunden. So gut wie jeder Mensch braucht eine Pause von mindestens sechs bis acht Stunden, in der er schläft. Nachweislich benötigen hochsensible Menschen mehr Schlaf und mehrere Pausen. Fangen Sie hier im Kleinen an: Wann lässt sich der Alltag für 5, 10 oder 30 Minuten unterbrechen? Welche Aktivität können Sie verschieben oder ganz streichen?

REIZÜBERFLUTUNG

Situationen, die zu Reizüberflutung führen können Mögliche Lösungen
Das Radio in der Küche, das Ihr Partner morgens als Erstes anstellt Bitten Sie ihn darum, das Radio leiser zu stellen oder abzustellen
Die überfüllte U-Bahn oder der Stau auf dem Weg zur Arbeit
  • Brechen Sie eine Stunde früher oder später auf

  • Fahren Sie mit dem Rad

Der Lautstärkepegel im Großraumbüro
  • Tauschen Sie den Arbeitsplatz

  • Stellen Sie den Schreibtisch in eine ruhigere Ecke

  • Gehen Sie in ein Einzelbüro

Die Wildheit Ihrer Kinder, wenn sie aus der Schule kommen oder mit Freunden spielen
  • Stellen Sie Leise-Regeln auf

  • Verlegen Sie den Spielort der Kinder ins Freie

  • Schließen Sie die Türen

  • Organisieren Sie einen Spieltag bei Freunden und nicht immer nur bei Ihnen zu Hause

Die permanente Erreichbarkeit oder die Informationsflut aus dem Internet und über die Medien
  • Reduzieren Sie das Sichten von Websites oder Recherchen auf zwei bis drei pro Tag

  • Führen Sie Telefonzeiten ein

  • Führen Sie begrenzte Zeiten für den Austausch von Mediadaten – WhatsApp, Facebook etc. – ein

Setzen Sie sich selbst Regeln, um mit der Zeit hauszuhalten. Hier ein paar Beispiele:

  • Planen Sie nicht mehr als eine Verabredung am Tag.

  • Nehmen Sie maximal an zwei Meetings pro Tag teil. Versuchen Sie dies vor allem auch im Job mit Ihrem Vorgesetzten zu kommunizieren (»Ich erbringe bessere Leistungen, wenn ich mich auf höchstens zwei Meetings am Tag konzentrieren muss«).

  • Besuchen Sie höchstens zwei Abendveranstaltungen oder machen Sie maximal zwei Unternehmungen in der Woche.

  • Planen Sie einen Nachmittag oder Tag am Wochenende nur für sich ein.

Hochsensible sind gefährdeter hinsichtlich Stress, Burnout und Depressionen. Deshalb sind Pausen und Ruhephasen kein Luxus, sondern essenziell für sie.

Hang zur Perfektion

Sie bemerken das leicht schief hängende Bild an der Wand und stehen zum dritten Mal auf, um es gerade zu rücken … Sie haben den Bericht schon fünfmal überarbeitet, noch ein falsch gesetztes Komma entdeckt und lesen ihn erneut … Sie lassen Ihr Kind nicht mit dem Pullover aus dem Haus gehen, der innen am rechten Ärmel einen winzigen Schokoladenfleck hat … Sie haben sich die Haare gestern gewaschen und geföhnt. Heute hängt eine Locke ein wenig schlaff, und Sie waschen Ihre Haare selbstverständlich heute wieder … Sie dachten, die grüne Krawatte passt optimal zu Ihrem dunklen Anzug, aber auf dem Weg zum Auto stellen Sie fest, dass Sie doch die rote Krawatte hätten wählen sollen, und Sie kehren natürlich um …

Für einen Normalsensiblen bedeutet das, was Sie tagtäglich tun, absolute Perfektion. Für Sie ist es selbstverständlich. Und meistens sehr, sehr anstrengend.

»Weniger ist immer noch gut genug.« Wenn Sie diesen Satz verinnerlichen können, sparen Sie nicht nur Zeit, sondern schonen auch Ihre Nerven.

Der Hang zur Perfektion bei hochsensiblen Menschen entspringt einerseits ihrer natürlichen Gabe, die Unvollkommenheit in jeder Nuance zu sehen und sie verbessern zu wollen. Andererseits kann sich dahinter das Bedürfnis nach Akzeptanz verbergen, nach dem Motto: »Wenn ich schon nicht ›normal‹ bin, dann strenge ich mich wenigstens an, damit die anderen mich akzeptieren.« Sie müssen sich aber nicht noch mehr anstrengen, denn Ihre Hochsensibilität ist angeboren, also Teil Ihres Charakters.

Suche nach der richtigen Bestimmung

Hochsensible besitzen oft vielfältige Begabungen und Interessen. Das klingt wunderbar, kann aber auch eine Belastung darstellen. So sind feinfühlige Menschen meist viele Jahre ihres Lebens auf der Suche nach der richtigen Arbeit oder Erfüllung. Weil sie nicht um ihre Hochsensibilität wissen, neigen sie dazu, sich für Bereiche zu interessieren, die ihnen von anderen, etwa den Eltern, ans Herz gelegt worden sind. Vielleicht ist die Berufswahl auch mit einer gesellschaftlichen Erwartung verbunden gewesen wie Sicherheit, einem guten Einkommen oder hohem Ansehen. Wenn die Tätigkeit aber dauerhaft keinen Raum lässt für Ihre Hochsensibilität, führt dies dazu, dass Sie sich von sich selbst entfremden.

»Ich fühlte mich mein Leben lang falsch« ist ein typischer Satz von Menschen, die erfahren haben, dass sie hochsensibel sind.

Schenken Sie Ihrer Tätigkeit Aufmerksamkeit: Ist es das, was Sie immer machen wollten? Berücksichtigt Ihr Arbeitsumfeld Ihre Bedürfnisse? Verpacken Sie Ihre Erkenntnis in einem Gespräch mit dem Chef, etwa so: »Mit einer Aufgabe, die mir mehr entspricht, bin ich leistungsfähiger.«

Welche Stellschrauben lassen sich im ersten Schritt ändern, damit es Ihnen besser geht:

  • die Arbeitszeit: +/– 1 Stunde

  • der Arbeitsplatz: ruhigere Ecke

  • die Gewichtung der Aufgabe: Was entspricht Ihnen, worum könnten Sie Ihren Chef bitten?

Vielleicht erkennen Sie auch, dass Ihr derzeitiger Beruf überhaupt nicht zu Ihnen als Hochsensiblem passt. Dann wechseln Sie!

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Um der ständigen Reizüberflutung zu entgehen, ziehen sich viele Hochsensible zurück.

Isolation und Einsamkeit

Um der permanenten Reizüberflutung zu entgehen, neigen viele Hochsensible zur Isolation. Sie müssen sich von den Strapazen des Tages abends zu Hause erholen und sagen deshalb jede Einladung ab. Auch am Wochenende sind sie lieber allein. Trotz Ihres sehr großen Ruhebedürfnisses möchten wir Sie animieren, hinauszugehen und sich mit Menschen zu treffen. Andauernde Isolation kann in die vollkommene Einsamkeit und Depression führen.

Versuchen Sie Kompromisse einzugehen:

  • Sagen Sie nicht einen ganzen Abend ab, sondern verabreden Sie sich für eine Stunde, etwa zu einem Glas Wein oder Tee.

  • Gehen Sie mit ins Kino, aber hinterher nicht mehr mit aus.

  • Laden Sie Freunde zu einer Schüssel Pasta ein und nicht zu einem zeit- und arbeitsintensiven Drei-Gänge-Menü.

  • Suchen Sie eine Freizeitbeschäftigung, die Sie mit einem Bekannten oder Freund regelmäßig ausüben können. Dieser Fixpunkt – zum Beispiel einmal wöchentlich oder monatlich – verhindert vollkommene Isolation.

Gleichgültig, wofür Sie sich interessieren und was Sie unternehmen, bitten Sie jemanden um Begleitung, sodass Sie sich über das Erlebte austauschen können. Sprechen Sie mit Ihrer Familie und guten Freunden über Ihre Hochsensibilität. Erklären Sie ihnen, dass sowohl Rückzugszeiten als auch gemeinsame Stunden für Sie wichtig sind. Das erleichtert das Zusammensein und entbindet Sie davon, die Zeitbegrenzung ständig rechtfertigen zu müssen.

Aufnahme fremder Gefühle

Als hochsensibler Mensch besitzen Sie sehr wahrscheinlich die Fähigkeit, die Gefühle anderer Menschen intensiv zu spüren. Sie fühlen sich in die Traurigkeit des anderen hinein, in seinen Liebeskummer, in seine Sorgen und fühlen mit ihm. Das ist eine große Gabe. Doch Hochsensible haben nicht nur ein Gespür für die Gefühle anderer Menschen, sondern sie neigen auch dazu, die Gefühle der anderen quasi in sich aufzunehmen. Mitunter können sie dann nicht mehr differenzieren, ob es sich um die eigenen Emotionen oder die des Gegenübers handelt. Diesen Zustand nennt man Gefühlszusammenfluss.

Zu viel Mitfühlen kann nicht nur belasten, sondern auch krank machen (Depression).

Es ist wichtig, dass Sie immer wieder in sich hineinspüren, ob es sich um Ihr eigenes Gefühl handelt. Emotionale Distanz ermöglicht es, dem anderen hilfreich zur Seite zu stehen. Stellen Sie sich vor, Sie steigen zu einem in Seenot geratenen Menschen in das untergehende Boot und teilen mit ihm seine Ängste und Qualen. Sie fürchten sich genauso wie er und weinen um das Schicksal mit ihm Seite an Seite. Was würde passieren? Weder ihm noch Ihnen ist mit Ihrem Mitfühlen gedient. Im Gegenteil: Sie würden beide untergehen. Wenn Sie jedoch die Gefühle der Angst und Verzweiflung bei dem Schiffbrüchigen belassen können und sie stattdessen als Aufforderung, ihm zu helfen, verstehen, werden Sie ihm einen Rettungsring zuwerfen und ihn später an Land in die Arme schließen können.

ABGRENZUNGSÜBUNG AUS DEM QIGONG

Abgrenzung ist wichtig, denn wenn Sie zu viel Mitgefühl haben und Ihre Aura nicht abgrenzen, geht es Ihnen schlecht. Dann können Sie dem anderen nicht mehr helfen oder zuhören.

Der Drache gilt in China als Symbol für Macht und Stärke und wurde um göttlichen Schutz angebetet. Er ist dem Männlichen, also dem Yang zugeordnet.

DER ROTE DRACHE SPREIZT SEINE KLAUEN

Mit dieser Qigong-Übung fördern Sie Ihre Fähigkeit, sich abzugrenzen. Versuchen Sie, alle Bewegungen in einem fließenden Rhythmus auszuführen.

  1. Stellen Sie sich mit geschlossenen Beinen aufrecht hin. Bewegen Sie nun Ihre Hände so vor den Bauch, als ob Sie damit einen imaginären fußballgroßen Ball halten. Die linke Hand liegt oben auf dem Ball.

  2. Atmen Sie ein und stellen Sie dabei Ihren linken Fuß nach vorne und etwas nach links außen. Ihren Kopf und Ihren Oberkörper drehen Sie um 45 Grad nach rechts, die rechte Hand mit der nach oben zeigenden Handfläche und der rechte Arm gehen nach hinten, die linke Hand und den linken Arm bewegen Sie nach vorne vor den Körper.

  3. Beide Hände sind ausgestreckt, die Arme im Ellbogen etwas angewinkelt. Ihr Blick folgt der rechten Hand. Ihr Gewicht ruht auf dem rechten Bein.

  4. Nun führen Sie die rechte Hand in einem kleinen Bogen nach oben auf Augenhöhe, die Handfläche zeigt dabei nach unten. Ihr Blick folgt wieder der Hand.

  5. Drehen Sie den Oberkörper nach vorne und den linken Arm leicht nach oben. Führen Sie die rechte Hand über die linke Hand, diese ziehen Sie leicht an. Beide Hände formen eine Drachenklaue, das heißt, die Finger sind leicht gespreizt und gebogen, als ob Sie etwas greifen wollen.

  6. Dann stellen Sie den linken Fuß zurück in die Ausgangsposition. Die Hände nehmen Sie vor den Bauch, als ob sie wieder einen imaginären Fußball halten, allerdings ist jetzt die rechte Hand oben.

Führen Sie anschließend in einem zweiten Durchgang alle Bewegungen zur anderen Seite hin aus.

Machen Sie die Übung bei Bedarf täglich und so lange, bis Sie sich stabil fühlen.

Testen Sie Ihr Mitgefühl

Beobachten Sie sich selbst:

  • Neigen Sie dazu, Ihre eigenen Gefühle zu verdrängen? Lächeln Sie zum Beispiel, wenn Ihnen eigentlich zum Weinen zumute ist?

  • Bleiben Sie ruhig, wenn Sie eigentlich innerlich kochen und Ihre Wut herausschreien wollen? Versuchen Sie, mit Ihren Gefühlen in Einklang zu kommen.

  • Neigen Sie dazu, die Gefühle anderer in sich aufzunehmen? Wenn der andere traurig oder enttäuscht ist, sind Sie dann auch traurig und enttäuscht? Lassen Sie die Emotionen bei dem anderen, denken Sie an das Beispiel des Schiffbrüchigen siehe >.

Sich verantwortlich fühlen

Weil Hochsensible ein intensives Gespür für die Bedürfnisse ihres Gegenübers haben, neigen sie dazu, sich für die Erfüllung der Wünsche anderer verantwortlich zu fühlen. Das betrifft insbesondere das Gelingen von Abläufen im Alltag. Diese Abläufe werden den Familienmitgliedern oder den Kollegen nicht selten zu 100 Prozent abgenommen. Die Verantwortlichkeit kann dann schnell in Schuldgefühle umschlagen, wenn der andere mit den Ergebnissen nicht zufrieden ist, sich als nicht dankbar erweist oder aber die Verantwortung für eine misslungene Aktion auf Sie abwälzt. Denn Sie hatten sich ja vorgenommen, die Wünsche des anderen zu erfüllen, oder Sie hatten versprochen, dass Sie alles fristgerecht schaffen, was erledigt werden muss.

Hinterfragen Sie Ihre Schuldgefühle:

  • Wann ist das Gefühl »berechtigt«? Wenn Sie Ihren Prinzipien zuwiderhandeln, sich selbst verraten?

  • Wann ist das Gefühl nicht »berechtigt«? Wenn es um die Erfüllung der Wünsche der anderen Menschen geht? Oder wenn es darum geht, wie eine Maschine funktionieren zu müssen?

Es ist nicht leicht und erfordert Zeit, sich von diesen irrationalen Schuldgefühlen zu befreien. Seien Sie gnädig mit sich selbst, wenn es nicht sofort klappt.

TIPP

ÜBUNG AUS DER KINESIOLOGIE

Sagen Sie sich einen der folgenden Sätze mehrmals hintereinander vor und klopfen Sie dabei sacht auf Ihre Thymusdrüse (sie liegt hinter dem Brustbein). Dadurch verankern Sie die Sätze sowohl auf seelischer als auch auf körperlicher Ebene.

  • »Ich darf Fehler machen und daraus lernen.«

  • »Ich habe das Recht, keine Lust auf … zu haben.«

  • »Ich muss das … jetzt nicht tun oder erfüllen.«

Wiederholen Sie die Übung mehrmals täglich, üben Sie aber mindestens einmal pro Tag.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie auf > unter »Hochsensibilität in der Partnerschaft«.

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Ihre Ausarbeitung ist bei den Vorgesetzten und Kollegen gut angekommen und Sie haben viel Lob erhalten. Anerkennung ist für Hochsensible sehr wichtig, um ihr Selbstwertgefühl zu pushen.

Suche nach Anerkennung

Als Hochsensibler sind Sie möglicherweise schon Ihr Leben lang auf der Suche nach Anerkennung. Vielleicht sind Ihre Qualitäten als merkwürdig oder absonderlich bewertet oder auch ignoriert worden. Um nicht in die Rolle des Außenseiters gedrängt zu werden, haben Sie sich angewöhnt, hilfsbereit und freundlich zu sein. Sie sind sozusagen der gute Geist in der Firma, der Soldat in der Familie oder die Freundin, die man Tag und Nacht anrufen kann.

Solange es Ihnen in dieser Rolle gut geht, ist alles in Ordnung. Viele hochsensible Menschen berichten aber, dass sie sich ausgenutzt fühlen oder zu wenig Anerkennung für ihr Engagement erhalten. Sich selbst in den Fokus zu rücken, liegt zwar nicht jedem, hat jedoch mit einem gesunden Selbstwertgefühl zu tun. Vielleicht hält Sie Ihre Schüchternheit davon ab, Ihre Taten zu benennen. Zählen Sie auf, was Sie alles geleistet haben, und holen Sie sich aktiv Lob ab. Wenn dies anfangs noch nicht im Außen gelingt, dann loben Sie sich im Stillen: »Ich habe das gut gemacht.« »Ich finde, das ist mir gut gelungen.« »Ich bin stolz auf das, was ich geleistet habe.«

Sich zurückziehen

Für hochsensible Menschen ist es eine gesundheitliche Vorsorgemaßnahme, sich immer wieder zurückziehen und die Situation überdenken zu können. Dieser Vorgang ist vergleichbar mit dem Verdauungsprozess im Körper. Sie haben eine Mahlzeit gegessen, und nun zerlegen Magen und Darm diese in ihre Bestandteile: in Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate. Die einzelnen Nährstoffe müssen dann über das Blut zu den verschiedenen Organen und Körpersystemen transportiert werden. Der Vorgang benötigt seine Zeit und macht müde. Genauso ergeht es Ihrem Reizverarbeitungssystem. Es hat viele Eindrücke aufgenommen und nun braucht es Zeit und Ruhe, um diese zu »verdauen«.

Elaine Aron siehe > prägte für diesen Vorgang bei hochsensiblen Menschen den Begriff »pause-to-check«, das heißt innehalten und Bilanz ziehen:

  • Was ist passiert?

  • Was ist stimmig?

  • Womit geht es mir gut?

  • Womit geht es mir gerade nicht gut?

  • Womit geht es mir besser?

Nehmen Sie sich immer wieder Pausen, um die Eindrücke des Tages betrachten zu können und Entscheidungen sacken zu lassen. Optimal dafür ist ein ruhiger Raum oder ein Ort, den Sie zu Ihrem persönlichen Schutzraum erklären. Es kann ein Zimmer oder ein Sofa oder Sessel sein. Kommunizieren Sie in Ihrer Familie oder an Ihrem Arbeitsplatz, dass Sie diesen Raum oder Platz als Rückzugsort benutzen. Es muss gewährleistet sein, dass jeder Sie in Ruhe lässt, wenn Sie dort einkehren oder Platz nehmen. Denn die Möglichkeit des Rückzugs – örtlich und zeitlich – ist für hochsensible Menschen ein Grundbedürfnis.

Lernen, sich abzugrenzen

Rückzug will aber gelernt und vor allem kommuniziert sein. Rückzug setzt die Fähigkeit voraus, sich abgrenzen zu können. Abgrenzung bedeutet, seine eigenen Grenzen zu kennen und diese nach außen zu vermitteln. In den allermeisten Fällen erfordert Abgrenzung ein Nein. Für viele Hochsensible ist dies ein Akt der Unmöglichkeit, weil sie unter anderem nicht unhöflich sein wollen, weil sie zu wenig Selbstbewusstsein haben oder weil sie sich in die Gefühlswelt desjenigen, dem sie eine Grenze aufzeigen, hineinversetzen. Im Zweifel fühlen sie im Moment des Grenzensetzens selbst die ganze Bandbreite der Gefühlspalette: Ablehnung, Schmerz, Liebesentzug und Verletzung. Respektvolles Neinsagen kann aber erlernt werden siehe >.

»NEIN«

Üben Sie, bewusst Grenzen zu setzen. Lernen Sie, freundlich Nein zu sagen und nicht für alles und alle zur Verfügung zu stehen. Hier ein paar Vorschläge für ein freundliches Nein, und sei es, dass Sie die Zeit »nur« für sich selbst benötigen:

  • Heute / Dieses Mal nicht …

  • Vielleicht ein anderes Mal …

  • Heute passt es mir nicht so gut.

  • Ich habe schon etwas anderes vor.