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Nr. 31

 

Der Kaiser von New York

 

Höchste Alarmstufe in Terrania – die Roboter revoltieren!

 

von W. W. SHOLS

 

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Die von Perry Rhodan geleitete Dritte Macht – jene glückliche Mischung aus menschlicher Energie und arkonidischer Supertechnik – hat in den zehn Jahren ihres Bestehens bereits eine wildbewegte Geschichte aufzuweisen, die voller dramatischer Höhepunkte ist.

Die jüngsten Geschehnisse jedoch erwecken den Eindruck, dass Perry Rhodan bei seiner Begegnung mit den »Springern« oder »Galaktischen Händlern« auf eine Macht gestoßen ist, die jederzeit gewillt und in der Lage ist, die Erde zu vernichten und damit einen möglichen Konkurrenten des interstellaren Handels auszuschalten.

Seit acht Jahrtausenden besitzen die Springer das galaktische Handelsmonopol, weil sie bisher jede Konkurrenz schon in ihren Ansätzen unerbittlich unterdrückten.

Die TERRA und die SOLAR SYSTEM, die beiden Raumkreuzer der Dritten Macht, und Julian Tifflors Gruppe auf dem Eisplaneten machen zwar den Springern im Albireo-System schwer zu schaffen und halten sie davon ab, die Erde direkt anzugreifen. Aber die Springer haben bereits auf der Erde selbst eine »fünfte Kolonne«, eine Unzahl von Agenten, die die Stützpunkte der Dritten Macht zu erobern suchen!

DER KAISER VON NEW YORK ist einer dieser gefährlichen Agenten ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Chef der Dritten Macht und Kommandant der STARDUST.

Reginald Bull – Der Sicherheitsminister der Dritten Macht.

Oberst Freyt – Perry Rhodans Stellvertreter auf der Erde.

Iwan Iwanowitsch Goratschin – Er liegt oft mit sich selbst in Streit.

Tako Kakuta – Das Kriechen ist für ihn als Teleporter eine äußerst unbequeme Fortbewegungsart.

Homer G. Adams – Er legt keinen Wert darauf, in »kaiserliche« Dienste zu treten.

1.

 

Transition aus dem Hyperraum.

Sie kamen aus der fünften Dimension, wo sie nichts als Energie gewesen waren und lediglich als das naturgetreue Muster ihrer natürlichen Identität bestanden hatten.

Der Vorgang verursachte immer wieder die gleichen körperlichen Schmerzen. Da half auch keine Routine. Jede neue Transition brachte ihren neuen Schock.

Es war ein Ziehen in den Knochen, und während der Normalraum den Körper wieder hatte, mussten sich die Augen erst langsam daran gewöhnen. Bunte, tanzende Figuren tauchten aus einer merkwürdigen Dämmerung auf. Sie schwanden nur langsam. Stück für Stück wurde die Wirklichkeit wieder sichtbar. Und dann blickte Rhodan in Bullys breites Grinsen, das noch nicht sehr überzeugend wirkte.

Reginald Bull genierte sich nicht, laut zu stöhnen und sich fluchend das Genick zu reiben. Es machte ihm nichts aus, dass das gesamte fahrende Personal der STARDUST II ihm dabei zusah. Er war überzeugt, dass jeder in erster Linie mit sich selbst zu tun hatte. Denn der Schmerz und der Schock überfiel sie alle.

»Gott sei Dank! Wir sind zu Hause!«

So konnte nur jemand reden, der bereits lange in kosmischen Vorstellungen lebte. Denn immerhin befanden sie sich noch weit jenseits der Plutobahn, etwa 80 astronomische Einheiten von der Erde entfernt.

Andererseits, wenn man bedachte, dass sie mit diesem Raumsprung innerhalb kürzester Frist eine Entfernung von 320 Lichtjahren

Mitten in solche nebensächlichen Betrachtungen platzte ein dröhnender Summton, der sich anhörte, als seien hundert Transformatoren auf einmal defekt geworden. Mit einem Schlage war das abklingende Ziehen in den Gliedern vergessen. Eine Alarmsirene hätte nicht mehr Staub aufwirbeln können.

Perry Rhodan spürte Bullys kneifenden Griff im Arm.

»Siehst du! Einmal musste es ja mit unseren Raumsprüngen schiefgehen! Ich will nicht hinsehen, wenn jetzt der Bugbildschirm warm wird ...« Reginald Bull war nicht der einzige, dem der Schreck in den Gliedern steckte. Ein noch so vertrautes Geräusch verliert seine Harmlosigkeit, wenn es zeitlich mit der Rückkehr aus dem Hyperraum zusammenfällt. Trotz aller Sicherheiten, die eine hochentwickelte Arkonidentechnik bot, blieb der Mensch instinktiv misstrauisch.

Diesmal grinste Rhodan, der von allen die kürzeste Schrecksekunde zeigte. »Der Bildschirm ist warm, meine Herren. Ich weiß gar nicht, weshalb Sie sich aufregen?« Die Armaturen in der Kommandozentrale waren längst wieder zum Leben erwacht. Auf der Mattscheibe glänzte die bekannte Konstellation des Solsystems. Automatisch hatten die Tast- und Radarstrahler in den Raum hinausgegriffen. Komplizierte Antennen fingen alle aus dem elektromagnetischen Spektrum erkennbaren Eindrücke auf und leiteten sie in verständlichen Symbolen auf die zentrale Beobachtungstafel vor den Augen des Chefpiloten.

Es bestand kein Zweifel mehr: die Transition hatte geklappt. Sie waren wieder zu Hause. Dennoch dauerte Rhodans Grinsen nur Sekunden.

Das Geräusch hatte die überstarke Schiffsanlage des Bordtelekoms verursacht, das in wenigen Augenblicken mit seinen elektronisch gesteuerten Rafferimpulsen von 1/10 Sekunde Dauer einen ellenlangen Funkspruch schluckte. Die automatisch mitlaufende Entschlüsselung sorgte dafür, dass Perry Rhodan wenige Augenblicke später den Klartext hatte.

»Kreuzer TERRA an STARDUST II! Kreuzer TERRA an STARDUST II! – Laut Erkundung des Teams Tifflor handelt es sich bei den auf der Erde gesuchten Feindagenten um arkonidische Roboter. Es muss befürchtet werden, dass es sich um Roboter im Dienst und Eigentum der Dritten Macht handelt. Recherchen lassen darauf schließen, dass Händler-Spezialisten in Einzelfällen die Erde unerkannt erreicht haben und die Roboter in ihrem Sinne programmieren konnten. Akute Gefahr für die Erde! – Kreuzer TERRA an STARDUST II – Kreuzer TERRA an STARDUST II! –«

Ein Klicken stoppte die Bandwiedergabe. Sekundenlang war es totenstill in der weiten Kommandozentrale des achthundert Meter durchmessenden Raumriesen.

»Also hatte es doch einen Sinn, den Kadetten Tifflor in diesen Geheimeinsatz zu schicken«, stellte Rhodan lakonisch fest. Die Meldung schien ihm wegen seiner richtigen Planung eher Genugtuung als Aufregung zu bedeuten. Bull dagegen spürte nicht den geringsten Anlass, nach einer solchen Hiobsbotschaft noch zu triumphieren.

»Dein kleiner Tifflor wird dich noch ins Kloster bringen, wo du dann in Ruhe meditieren kannst!«, schimpfte der blassäugige Mann. »Du scheinst die Nebenbedeutung dieses Funkspruches noch gar nicht begriffen zu haben. Vielleicht darf ich ihn dir dahingehend interpretieren, dass auf der Erde der Teufel los ist. Das wäre Nummer eins! Und Nummer zwei wäre: wir müssen Venus links liegen lassen und unverzüglich nach Terra weiterfliegen.«

»Um diese Entscheidung zu treffen, haben wir noch drei Minuten Zeit, mein Junge«, erklärte Rhodan trocken und ohne jede Ironie. »Der Kurswechsel macht in unserer Position nicht mehr als eine Winkelsekunde aus. Wichtiger wäre schon, dass wir auf Höchstbeschleunigung gehen ...«

Noch während Rhodan sprach, gab er auf seinem Schaltbrett die notwendigen Anweisungen weiter. Sekunden später schoss die STARDUST II, von gigantischen Kräften getrieben, nach vorn. Im Schiffsleib wurde es lebendig. Das Konzert der aufheulenden Antriebsgeneratoren wetteiferte mit dem Lärm der strapazierten Schwerkraftabsorber.

Das Wohlbefinden der Besatzung wurde durch all diese Vorgänge nicht im geringsten beeinträchtigt. Das Weltall schien sich zu bewegen, nicht das Schiff. Die Kommandozentrale war wie ein ruhender Pol, wie die Mitte des Universums.

Rhodan lehnte sich in seinen Pilotensessel zurück.

»Und jetzt brauchen wir Geduld. Zwölf Stunden Geduld, bis wir auf Terra landen.«

Das war die Ironie des Naturgesetzes.

Der Raumsprung von 320 Lichtjahren konnte in objektive Minuten zusammengedrängt werden. Aber der Normalflug bis zur Grenze der Lichtgeschwindigkeit – wie er innerhalb bewohnter Sonnensysteme aus Sicherheitsgründen eingehalten werden musste – nahm für einen Katzensprung von gut 10 Milliarden Kilometern einen halben Tag in Anspruch.

Geduld!

 

*

 

Die Situation der Erde war in ein neues, kritisches Stadium getreten.

Während Rhodan einerseits nach langen Jahren ein Versprechen wahrmachen wollte, indem er die beiden Arkoniden Thora und Crest nun doch recht bald auf ihre endgültige Heimkehr nach Arkon vorbereitete, während er andererseits die große politische Lösung einer umfassenden Weltregierung für Terra für akut hielt, brachten rätselhafte Ereignisse erneut Unruhe in den friedlichen Aufbau.

Zwei Drei-Mann-Zerstörer der Dritten Macht waren von einem Patrouillenflug nicht zurückgekehrt. Etwa zur gleichen Zeit verschwand ein Raumschiff der Beibootklasse, eine so genannte Kaulquappe. Und das alles im tiefsten Frieden und ohne die erkennbare Gefahr einer außerterrestrischen Invasion. Doch nicht genug damit. Einmal aufmerksam geworden, stellten Patrouillenfahrzeuge der Dritten Macht fest, dass unbekannte Schiffe auf der Venus gelandet und kurz darauf wieder gestartet waren. Durch Störungen im Raum-Zeitgefüge wurden Transitionen gemessen, die nur auf Hypersprünge unbekannter Einheiten zurückgeführt werden konnten. Das größte Positronengehirn innerhalb des Sonnensystems mit seinem festen Standort im Dschungel der nördlichen Venushalbkugel vermutete mit gut begründeten Wahrscheinlichkeitsfaktoren, dass eine unbekannte Macht aus den Tiefen des Raumes die Position der Erde gefunden hatte, aber einen offenen Konflikt scheute.

Nach Feststellung dieser Lage hatte Rhodan sein Mutantenkorps alarmiert und in aufreibendem Einsatz um den ganzen Erdball gejagt. Jedoch ohne Erfolg. Auch seine »übersinnlichen« Mitarbeiter, die teilweise Telepathen waren, kehrten unverrichteter Dinge zurück.

In Terrania, der Metropole der Dritten Macht inmitten der Wüste Gobi, war man ratlos geworden. Alle Anzeichen sprachen dafür, dass für verschiedene rätselhafte Ereignisse auf der Erde nur fremde Agenten verantwortlich gemacht werden konnten. Aber niemand fand sie. Und wenn sie ein Mutant nicht fand, dann konnte man sich getrost eingestehen, mit seinen Kräften am Ende zu sein.

Nicht so Perry Rhodan!

Er drehte den Spieß um. »Wenn der Prophet nicht zum Berge kommt, so muss der Berg zum Propheten gehen«, hatte er kalkuliert und einen seiner vielversprechenden Kadetten, nämlich Julian Tifflor, zu einem verdächtigen Agenten der Dritten Macht gestempelt. Tifflor war der Köder.

Und die Unbekannten bissen an.

Sie übernahmen sein Raumschiff K-9, das unter Major Deringhouses Kommando fuhr, mit einem Traktorstrahl und entführten es in das 320 Lichtjahre entfernte Doppelsonnensystem Beta-Albireo.

Sofort setzte die STARDUST II mit zwei Kaulquappen an Bord und in Begleitung der beiden Zweihundert-Meter-Kreuzer TERRA und SOLAR SYSTEM nach. Doch Rhodan war gescheit genug, die Schlagkraft seiner kleinen Flotte nicht zu überschätzen. Er konnte keinen offenen Angriff wagen, sondern musste sich in sicherem Abstand halten und zunächst die Lage sondieren.

Die Auskünfte des Arkoniden Crest bestätigten nur sein Verhalten.

Sie hatten inzwischen in Erfahrung gebracht, dass sie es mit den sagenhaften Galaktischen Händlern zu tun hatten. Die Position Beta-Albireo war der sicherste Fingerzeig dafür. Und was es mit dieser Gilde auf sich hatte, konnte Crest ziemlich eingehend erklären.

Schon vor achttausend Jahren nach irdischer Zeitrechnung hatten sich die Händler als Arkonidenabkömmlinge vom galaktischen Zentralreich gelöst. Ihre unstete Lebensweise trieb sie in ein Nomadenleben. Dabei entwickelten sie eine eigenständige Kultur und Technik. Während das einst so starke Arkon mehr und mehr degenerierte, fanden sie Macht und Reichtum in den Weiten der Galaxis. Ihre an sich unkriegerische Art hinderte sie jedoch nicht daran, gesetzte Ziele mit allen Mitteln zu erreichen. Eines dieser Ziele hieß die Erde.

 

*

 

Geduld!

Rhodans Forderung war eine harte Probe für alle. Sogar für ihn selbst.

Noch zwölf Stunden bis zur Landung auf Terra! Was konnte in dieser Zeit geschehen?

Die fremden Agenten waren Roboter aus den eigenen Reihen. Aber umgeschaltete Roboter!

In der Kommandozentrale wurde wenig diskutiert. Wo der Chef der Dritten Macht persönlich anwesend war, regierte unwillkürlich der Respekt, obwohl jeder wusste, dass Perry Rhodan für jeden vernünftigen Gedanken ein offenes Ohr hatte.

Einer, der sich selten ans Schweigen hielt, war Rhodans Stellvertreter Reginald Bull. Oder Bully – wie ihn seine engsten Mitarbeiter nannten.

Bully fand ein passendes Wort, das die innere Spannung ein wenig löste. »Ihr sitzt alle da, als gäb's gleich die Henkersmahlzeit. Was sind schon ein paar Stunden bis zur Landung? Wir wissen jetzt wenigstens, woran wir sind. Letzten Endes treiben sich die verrückt gewordenen Roboter schon seit Wochen in unseren Bezirken herum. Und die Erde steht noch, trotz der Wühlarbeit, die diese Burschen vielleicht schon geleistet haben. Wenn wir erst gelandet sind, wird das bald ein Ende haben. Ich denke, wir machen den Herrschaften noch einen schönen Strich durch die Rechnung.«

Bully verstummte. Er bekam hier und da ein zustimmendes Kopfnicken. Ein Gespräch, wie er es sich aber gewünscht hatte, kam nicht in Gang. Perry Rhodan gab ein paar Kommandos an die Beobachter und verlangte Kurskontrollen.

Nachdem diese Routinemanöver beendet waren, kehrte wieder das Schweigen ein. Und die Gedanken gingen erneut in die Zukunft und in die Vergangenheit.

Die K-9 war also mit ihrem Kommandanten Deringhouse und den Kadetten in die Gewalt der Händler geraten. Inzwischen wusste man jedoch, dass es Tifflor und seinen Kameraden gelungen war, einen Eisplaneten zu erreichen, auf dem sie sich versteckt hielten. Rhodan hatte ihnen das seltsame Pelzwesen Gucky zur Unterstützung geschickt, das auf Grund seiner vielseitigen parapsychologischen Fähigkeiten eine gute Hilfe war. Mehr aber konnte man im Augenblick nicht für die gestrandete Gruppe tun. Es musste jeden Augenblick mit dem verstärkten Einsatz von Händlerschiffen gerechnet werden. Und das waren Einheiten von arkonidischer Vollendung. Wenn Rhodan gegen diesen gleichwertigen Gegner bestehen wollte, dann musste er sich seine Überlegenheit woanders beschaffen. Und dieses »Woanders« konnte er nur auf dem Planeten Wanderer finden, dem Planeten des ewigen Lebens.

Doch Wanderer zu finden, war nicht die Sache einer routinemäßigen Navigation. Astronautische Jahrbücher und Ephemeridentafeln halfen da nicht weiter. Der Planet des ewigen Lebens war eine Welt ohne Sonne. Er war ein Vagabund, der in den gravitatorischen Feldern des Milchstraßensystems eingebettet lag und darüber hinaus nach Lust und Laune seines Herrschers seinen Kurs ändern konnte.

Angaben über den jeweiligen Standort waren mit einigermaßen treffender Wahrscheinlichkeit den hochgezüchteten Positronengehirnen möglich. Und das ›intelligenteste‹ Gehirn, das der Dritten Macht zur Verfügung stand, war auf der Venus stationiert.

Allein diese Tatsache hatte Perry Rhodan veranlasst, aus dem fernen Albireo-System zurückzukehren. Er brauchte die Daten über »Wanderers« derzeitige Position, um dort zu holen, was ihm noch fehlte, um den Händlern überlegen zu werden.

Die Alarmmeldung von den patrouillierenden Kreuzern war also durchaus nicht als programmgemäß zu betrachten. Trotzdem gewann Rhodan auch dieser Tatsache die beste Seite ab.

Hier war endlich der Fingerzeig für einen Ansatzpunkt auf der Erde. Denn die Misere, in der sie alle steckten, ging vom Heimatplaneten aus. Auf Terra ging es drunter und drüber. Der unbekannte Gegner war wochenlang nicht zu fassen gewesen. Und jetzt endlich hatte man durch Tifflors Einsatz herausgefunden, dass nicht lebendige Menschen, sondern Roboter die Ursache waren.

Dieser Hinweis war Grund genug, um auf eine Landung auf der Venus vorerst zu verzichten. Was nutzten Siege weit draußen in der Galaxis, wenn die Erde als die Basis der Menschheit mehr und mehr unter die Kontrolle des Gegners geriet?

Rhodan verzichtete darauf, die ihm bekannt gewordenen Tatsachen nach Terrania weiterzumelden. Er wollte überraschend kommen. Und nicht einer der Feindagenten sollte frühzeitig erkennen, dass man seine Stellung erkannt hatte.

In Höhe der Jupiterbahn gab die STARDUST II eine erste Meldung ab. Sie bestand in einem lakonischen Routinespruch, der die Erdbasis in der Gobi darüber unterrichtete, dass in Kürze mit Rhodans Landung zu rechnen sei.

Die Bestätigung in Terrania sprach Oberst Freyt persönlich.

»Gott sei Dank, Chef, dass Sie kommen! Während Ihrer Abwesenheit hat sich hier allerhand ereignet.«

»Machen Sie mir keinen Kummer, Oberst«, antwortete Rhodan lachend, um eventuelle feindliche Mithörer zu irritieren. »Auch ich bringe nicht gerade die günstigsten Nachrichten mit. Aber ich hoffe doch, dass Sie wenigstens diese unbekannten Agenten inzwischen aufgestöbert haben.«

»Ich nehme für mich in Anspruch, Sir«, antwortete Oberst Freyt reserviert, »nicht klüger als Sie und Ihr Mutantenkorps zu sein. Wir haben inzwischen einen abschließenden Bericht über unsere Aktionen erstellt, und ich werde mir gestatten, Ihnen das Ergebnis sofort nach Ihrer Ankunft vorzulegen.«

»Machen Sie es nicht so spannend, Freyt! Was ist denn am Ende dabei herausgekommen?«

»Dass es keine feindlichen Agenten gibt.«

»Schönen Dank, Oberst! Solche Überraschungen behalten Sie lieber für sich. Man sollte Heimkehrer eigentlich immer nur angenehme Nachrichten wissen lassen. Ich denke, Sie werden das in den nächsten zehn Jahren noch lernen ...«

 

*

 

Die STARDUST II tauchte in die geöffnete Energieglocke von Zentral-Terrania ein. Auf dem Landefeld A standen schon mehrere Kraftfahrzeuge bereit, um die Offiziere abzuholen und in ihre Quartiere zu bringen. Die übrige Besatzung wurde in mehrere Robotbusse verfrachtet, und es blieben lediglich zehn Leute vom Pflegepersonal zurück, die sich sofort mit den Wartungsrobotern in Verbindung setzten, um eine gründliche Reinigung und Überprüfung des Riesenraumers durchzuführen.

Rhodan ließ sich sofort in Freyts Büro bringen. Er nahm nur Reginald Bull mit.

Der Oberst war entgegen den sonstigen Gepflogenheiten nicht mit beim Empfang erschienen. Es war nichts Feierliches bei der Begrüßung, als Rhodan und Bully eintraten. Freyt wirkte eher bedrückt. Er stand hinter seinem Schreibtisch auf und sagte etwas müde: »Bitte, nehmen Sie Platz, meine Herren!«

Er reichte Rhodan und Bull ein Etui mit Zigaretten. Dann setzte er sich zögernd und atmete erleichtert auf. Dieses Aufatmen mochte bedeuten, dass er von diesem Augenblick an die Verantwortung für die Dritte Macht wieder in die Hände Rhodans zurückgelegt hatte. Trotzdem wirkte er nicht befreit.

»Es ist alles beim alten, Sir! Nur, dass der Gegner täglich dreister wird ...«

»Im Funk sagten Sie, Oberst, es gäbe keine feindlichen Agenten.«

»Es gibt sie nicht, wenn ich das Ergebnis unserer Nachforschungen betrachte. Es gibt sie um so mehr, wenn Sie die Zeitungen lesen, Mr. Rhodan.«