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Sohn des Apollon


Sohn des Apollon



von: Herbert Friedrich

CHF 9.00

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 13.11.2021
ISBN/EAN: 9783965215641
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 288

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Nach einem Unglück im Steinbruch, bei dem die beiden Sklaven Spartacus und Oinomaos fast getötet wurden, können sie zunächst fliehen und werden dann doch wieder eingefangen. Und zu ihrer Flucht und zu ihrem Sklavenlos befragt, erklären sie, dass sie immer wieder fliehen würden und hätten sie Waffen, diese gegen ihren Besitzer richten würden. Und sie sollten Waffen bekommen: „Die Waffen, die ihnen Herr Crassus versprochen hatte, waren Schild und Schwert oder Lanze. Oder Netz und Dreizack. Oder ein körpergroßer Schild und ein Kurzschwert. Oder ein Krummsäbel und ein runder kleiner Schild. Je nach Wahl. An Schutz dagegen gab es Leibgurte, die über die Tunika getragen wurden. Oder leichte Panzer. Und Beinschienen. Kniffe, Täuschungen, Finten. Das Wichtigste war gladius, das Schwert. Der Fechter, der es zu führen hatte, war der Gladiator.“ Und so wurden Spartacus und sein Gefährte Gladiatoren, die zur Belustigung der Menge in Zweikampf sterben sollten – zuvor in der Gladiatorenschule zu Capua nach allen Regeln der Kunst für den Tod ausgebildet.
Dann wird Spartacus nach Rom gebracht, wo er auf den Kampf mit dem Löwen wartet: Dann zog ihn einer zur Tür, den er gar nicht recht sah. Sie gaben ihm Anweisungen, wie weit er in der Arena zu schreiten hätte, wo verbeugen; er nahm es nicht auf. Hinaus trat er und sah den Himmel und hörte das Brüllen, das nicht vom Löwen kam: Die Menge johlte. Nicht vor dem Tier hatte er sich zu fürchten.
Der Löwe stob aus einer Tür in die Arena, schoss ins Leere, verhielt dann und schaute sich um. Das Geschrei missfiel ihm sichtlich. Und Hunger hatte er. Unschlüssig stand er und hatte den Mann noch gar nicht gewahrt. Ein Netz hatte man Spartacus zugebilligt und ein Schwert, obwohl diese Zusammenstellung völlig unüblich war. Auch hatte man ihn nicht für Kämpfe mit Tieren geschult. Nun aber, da Spartacus die Gefahr sah, war er ruhig. Der Löwe leckte am Boden, wo er das Blut der vergangenen Kämpfe roch. Die Menge schrie. Es raste im Rund. Spartacus stand wie aus Stein, bereit, jede Regung der Raubkatze zu parieren. Das große Tier wird ihm Wunden reißen, aber Spartacus überlebt und wird sogar Fechtmeister. Und es bleiben die Gedanken an die Flucht, unauslöschliche Sklavengedanken …
Spannend und sehr lebendig erzählt Herbert vom Schicksal dieses Menschen der römischen Antike und zugleich die Geschichte des größten Sklavenaufstandes, den Rom je sah

Geboren am 7. August 1926 in Zschachwitz.
Volksschule in Dresden, Lehrerbildungsanstalt in Frankenberg. Ab 1944 Wehrmachtssoldat, von 1945 bis 1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft in Mittelasien.
1950 war er zunächst Hilfsarbeiter, dann Lehrer in Lohmen/Pirna und in Dresden. 1957 legte er das Staatsexamen ab und studierte von 1958 bis 1961 am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig. Seit 1961 freischaffender Schriftsteller in Dresden.
Auszeichnungen
Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden 1966
Alex-Wedding-Preis 1973
Es war, als habe ganz Campanien den Atem angehalten. Was sich da am Vesuv abspielte! Als aber die dann aus dem Höllenschlund gestiegen kamen, bestäubt mit Asche, und in einem einzigen Zuge das Lager überrannt hatten, da brach das Land auf. Aus Rufra, Batulum, Celemna, Orina, aus den Dörfern und Gehöften, aus Weilern zogen sie los, Hirten in Ziegenfellhosen, Feldsklaven, die den Dinkel angebaut hatten, Seiler und Zimmerleute, Teppichwirker. Was in Kriegen zusammengefangen worden war, als Unfreie das Licht der Welt erblickt hatte, die Geknechteten hörten, dass da vom Berge Vesuv etwas in das Tal gestiegen war und das Lager der verhassten Römer mit Brand überzogen hatte. Ein Proprätor vernichtet. Legionäre, die nicht vor Africa gezittert hatten, nicht in Asia gewehklagt, die über Spaniens Durst hinweggekommen waren, die die Alpen in den Beinen hatten und den Mord im Schwert – denen war am Berge Vesuv das Fürchten gelehrt worden. Was von ihnen nicht ins Grab gesunken war, zog verstreut wie Aschenflug über Campaniens Fluren. Den Resten des stolzen Heeres verschlossen die Sklaven die Höfe, trieben sie weiter, den Städten zu, die das nicht haben wollten. Es wurde geredet, dass der Proprätor Glaber, der stolze Mann, auf einem Esel selbst gar bis Rom geritten wäre.
Sie ließen den Dinkel auf dem Feld, jagten das Vieh auseinander, setzten die Verwalter fest, beluden Wagen, hieben zur Seite, was sich ihnen in den Weg stellte, und brachen auf zum Wunderberg, um jenen zu sehen, der es verstand, die Berge zu spellen, die Löwen zu töten, der den Herren den Garaus machte. Von den Sanddünen am Meer kamen sie, von den Sümpfen und Strandlagunen, aus den Kupfererzgruben. Manche entliefen sogar den Städten, und wo sie auf ihrem Weg zum Berg auf Legionäre stießen, Söldner, Hundsknechte, da gaben sie jenen den Rest. Nach dem Sieg über den Proprätor Claudius Glaber wuchs die Schar des Spartacus sprunghaft zu einem Heer von zehntausend Mann.
Eine Zeit lang blieben sie noch am Hange des Vesuvs. Dort konnten die Neuangekommenen die Brandstätte gewahren, die Palisaden, die kein Hindernis für Spartacus’ Leute gewesen waren.
Spartacus sah, was da losgebrochen war. Das Herz schlug ihm schnell. Das Ausmaß des Sieges über Glaber enthüllte sich ihm mehr und mehr. Ein tiefes Glücksgefühl erfüllte ihn; er hatte sich nicht geduckt. Er hatte das Haupt erhoben, die Ketten abgestreift.
Er zog durch das wimmelnde Lager der Tausenden und aber Tausenden. Gavius hatte ihn bewogen, eines der erbeuteten Pferde zu besteigen. Da saß er nun auf dem schlechten Gaul, einem grauscheckigen alten Hengst, aber er saß sehr aufrecht. Die Leute schauten ohnehin auf ihn, nicht auf das Tier. Auf ihren gekrümmten Rücken gar hätten sie ihn durchs Lager geschleppt. Manches lief neben ihm her, vieles erhob sich. Viele schrien ihm zu. „Spartacus.“ Manch fremden Akzent erhielt dieses Wort. Grieche sprach es wie Kimber. Römische Zunge wetzte sich daran, dunkelhäutige Numidier waren da. Sadalas begleitete ihn mit zehn Leuten auf diesem Zug durch das Lager. Der Ehre halber, wie das Pferd, so sagte er. Und doch spähte Sadalas scharf umher wie jeder der zehn: beste Gladiatoren. Eingeschärft hatte er es ihnen. Nie ging es hier um Ehre, sondern um Schutz! Ein Messer geworfen, ein Pfeil abgeschossen oder ein Stein, von einem lausigen Verräter, einem Eingeschleusten, Heimtückischen … Oinomaos’ Tod hatte bewiesen, wie schnell und lautlos das Sterben umging.
Spartacus saß in einem von Glabers Zelten, das den Feuersturm überdauert hatte. Krixos war bei ihm, auch Sadalas und Gavius. Er schaute sie an. Hatten sie das gewollt? Was mit dem Sieg über Glaber auf sie zugekommen war – konnten sie es ausschlagen? Diese Leute zurückschicken? Hoffnungen zerstören? Legenden vernichten? Tausende hatten voller Zuversicht das Alte hingeschmissen und waren aufgebrochen, um sich ihm anzuschließen. Und ohne sie kam er nicht nach dem Norden.
Mit einer Schar entsprungener Gladiatoren hätte er von Felsnest zu Felsnest ziehen müssen, von Versteck zu Versteck schlüpfen, um aus dem Dunstkreis der Römer zu gelangen. Mit einem Heer wie diesem aber konnte er die Landstraßen behaupten, die Städte einschüchtern, die helle Sonne benützen, um Meile um Meile zurückzulegen. Es gab keine Frage. Er war nicht gewillt, dieses Heer wieder auseinanderfallen zu lassen.
Er besprach sich mit den Seinen, begehrte ihren Rat, sogar Kallikritas Weissagungen hörte er sich an. Das riesige Heer versuchte er in Griff zu bekommen. Er ließ die Leute zusammenstellen nach Völkerschaften, Freundschaften, Familien. Die ließ er herauslesen, die mit Waffen geübt waren, in Kriegen gekämpft hatten. Das war ein gut Teil. Mitunter hatten sie dort schon Abteilungen geführt, kannten die Schlachtordnung, den „Keil“, die „Schere“, den „Knäuel“, die „Säge“, wussten etwas von Kohorten, verstanden mit Schwert und Lanze und kurzem Speer umzugehen. Nun besannen sie sich wieder, wie man den Bogen spannt, da sie nicht mehr das Vieh vor den Wagen spannen mussten. Den besten von den Fremden gab er Hundertschaften, die meisten Zenturios aber hatten seine Gladiatoren zu stellen. Jene also, die er am ehesten kannte, die neben ihm auf den langen Bänken zu Capua die Suppe geschlürft und in den Arenen das Weiße im Auge ihrer Gegner gesehen hatten. Pugil, der Faustkämpfer, wurde Zenturio. Über je tausend Leute aber wurden gesetzt Krixos, Gavius, Gannicus, Castus. Letzterer war ein Mann aus dem Hofe des Cossinius, der gemeinsam mit Sadalas zu ihnen gestoßen war. Vier andere Leute wählte er aus. Spartacus selbst übernahm ebenfalls tausend, die er persönlich in die Schlacht führen wollte, wenn sich ihnen etwas in den Weg stellte. Er schlief kaum in diesen Tagen.

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